#Wiegehtesuns? | Alleinerziehende Mutter in der Inflationskrise - "Der Gang durch den Supermarkt schnürt mir schon den Hals zu"

Mi 05.10.22 | 14:05 Uhr
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Symbolbild: Eine Frau geht an verschiedenen Marktständen und Aufstellern vorbei.. (Quelle: dpa/Jonas Walzberg)
Bild: dpa/Jonas Walzberg

Gute Ernährung ist oft auch eine Frage des Geldes. Für Yvonne Hübscher aus Ragow ist der Einkauf im Supermarkt zu einer Herausforderung geworden. An gesundem Essen sparen will die alleinerziehende Mutter nicht. Ein Gesprächsprotokoll.

In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht - persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Auch vor dem russischen Angriffskrieg und der Inflation musste Yvonne Hübscher mit ihrem wenigen Geld gut haushalten. Doch seit dem Sommer muss die 48-Jährige jeden Cent mehrmals umdrehen. Vor allem der Gang in den Supermarkt ist für sie harte Arbeit geworden. Denn ihr Budget ist klein, und es darf nicht überschritten werden.

Im August habe ich mich als Handelsvertreterin selbstständig gemacht. Ich verkaufe jetzt tatsächlich, ganz klassisch, Staubsauger. Hätte mir das vor ein paar Jahren jemand erzählt, hätte ich ihn ausgelacht. Aber es ist für mich die einzige Chance, für meine elfjährige Tochter da zu sein und von der Arbeitslosigkeit wegzukommen.

Ich bin gelernte Sekretärin und habe auch lange im Beruf gearbeitet. Aber die Arbeitszeiten sind für Alleinerziehende schwer zu stemmen. Erst habe ich 1.600 Euro als Sekretärin verdient. Dann war ich arbeitslos und musste mit 500 Euro weniger klarkommen. Jetzt bin ich selbstständig und habe diesen Monat nur durch die 300 Euro Energie-Einmalzahlung geschafft. Vom Arbeitsamt kommt keine Unterstützung und gleichzeitig ist das Leben so teuer geworden.

Der Gang in den Supermarkt schnürt mir schon ganz schön den Hals zu. Es fühlt sich an, als ob ich keine Luft mehr bekomme. Ich will mich aber weiterhin bewusst und gesund ernähren, allein schon für meine Tochter. Außerdem koche ich gern und probiere neue Rezepte aus. Aber das ist jetzt wirklich schwer geworden.

Unser Wochenbudget für den Supermarkt liegt bei 100 Euro. Davon kaufe ich Waschmittel, Toilettenpapier und andere Kosmetikartikel. Für Lebensmittel bleiben da nur noch 50 Euro für sieben Tage. Rücklagen bilden ist da nicht möglich.

Für meinen Wocheneinkauf gehe ich zu einem türkischen Supermarkt nach Rudow. Da ich aus Neukölln komme, kenne ich das so. Ich habe die früher immer belächelt und mir gesagt: Das Obst und Gemüse kann ja nicht gut sein, das steht ja direkt an der Straße. Aber mittlerweile gehe ich gerne dorthin. Ich bekomme auch mal etwas mehr für den geleichen Preis. Das hilft ungemein. Außerdem ist da das Obst und Gemüse nicht so viel in Plastik verpackt. Das ist mir für die Umwelt auch wichtig.

Für kurze Spontankäufe gehe ich auf den Wochenmarkt. Damit ich mein Budget einhalte, kaufe ich saisonales Gemüse. In den kommenden Wochen gibt es erstmal ganz viel Kürbis. Vergangene Woche hatten wir eine komplette Suppenwoche. Ich muss eben alles ganz genau planen.

Eins weiß ich: Ich kann an allem sparen. Kleidung, Sprit, Freizeit, nur am Essen werde ich nicht sparen. Es gibt so einen Spruch: Du bist, was du isst. Es gibt Raucher, die geben ihr ganzes Geld für Zigaretten aus, da wird gar nicht nachgefragt. Die sparen eher am Essen.

Ich kann für den Preis einer Büchse Fertigessen drei Tage lang gesund kochen. Dann gibt es eben nur Tomaten aus dem Angebot. Aber genau das motiviert mich, da dranzubleiben. Bei vielen ist es in erster Linie Bequemlichkeit.

Ich habe mir den Weg jetzt so ausgesucht, auch das mit der Selbstständigkeit. Klar, wenn ich an die Energiepreise denke, da wird es mir schon schwindlig. Zur Not muss ich mir eben noch einen 520 Euro-Nebenjob suchen.

Das Gespräch führe Raphael Knop.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 04.10.2022, 19:30 Uhr

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28 Kommentare

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  1. 28.

    "Mein letztes Hemd wird sehr wohl Taschen haben! Die könnten sogar voll sein...." offensichtlich kennen Sie diesen Begriff nicht... Über volle Taschen im letzten Hemd freuen sich die Würmer auf dem Friedhof oder die MA des Krematoriums, bzw. die Nutznießer der Spenden.

  2. 27.

    "Sie beschäftigen sich ja nur mit mir, in einer nicht freundlichen Art." Tja, die Erde dreht sich um die Sonne, nicht um Sie und mein Mitleid mit Ihnen hält sich in ganz engen Grenzen. Ich finde übrigens Ihren Beitrag auch nicht freundlich.

  3. 26.

    "Was ist der Sinn hinter solchen "Artikeln" ?"

    Es kamen doch alle geistigen Ergüsse vor:
    für meine elfjährige Tochter da zu sein und von der Arbeitslosigkeit wegzukommen.
    Der Gang in den Supermarkt schnürt mir schon ganz schön den Hals zu.
    Rücklagen bilden ist da nicht möglich.
    Für meinen Wocheneinkauf gehe ich zu einem türkischen Supermarkt
    Vergangene Woche hatten wir eine komplette Suppenwoche.
    Außerdem ist da das Obst und Gemüse nicht so viel in Plastik verpackt.

    Ich denke, vielen Berlinern geht es erheblich schlechter.



  4. 25.

    Das Problem ist, dass gerade die etwas weniger gebildeten Menschen, auf die Werbung reinfallen und deren unnötig teuren Produkte kaufen. Davon leben übrigens alle Privatsender.

  5. 24.

    Es tut mir leid für Sie, dass Sie sich Sorgen machen. Aber Sie müssen nicht erwarten, dass viele Menschen die Art Ihrer Sorgen nachvollziehen oder verstehen können. Aber die Aussage "es ist egal, ob man 500 Euro oder 5.000 Euro Monatseinkommen hat", ist das schwachsinnigste was ich in diesem Jahr gehört habe. In ersterem Fall können Sie sich wirklich nichts mehr leisten und und sind auf fremde Hilfe angewiesen. Im zweiten Fall wollen sie sich nichts leisten, weil sie aus irgendeinem Grund der Meinung sind, einen bestimmten Betrag zurücklegen zu müssen. Ersteres ist ein Problem, zweites ein Luxusproblem. Den qualitativen Unterschied sollten Sie intellektuell schon erfassen können.

  6. 23.

    Sie liegen richtig! Beispiel Butter. Jeder der großen 4 hat Butter im Sonderangebot. Fast jede Woche. Die Preiserhöhungen sind reine Abzocke und das Kartellamt schläft. Aber wenn schon ein FDP Politiker Präsident ist, was will man da erwarten?

  7. 22.

    Man soll sich also mit Anschuldigungen zurückhalten? guck an. Es ist also wesentlich besser ihr Hautallergien Inkontinenz und eine starke Periode anzudichten? Gut ich hab da als Hartz 4er noch einen kleinen Nebenjob. Aber trotzdem inklusive aller nicht essbaren Dinge gebe ich wöchentlich 50€ im Supermarkt aus . Man muss mit Geld einfach auch umgehen können. Es ist nicht immer einfach aber wenn man daran denkt das der Monat mindestens vier Wochen hat und man etwas mathematische Kenntnisse hat geht es . Ich hab jedenfalls noch nie die Tafel gebraucht.

  8. 21.

    "Ich kann für den Preis einer Büchse Fertigessen drei Tage lang gesund kochen." Wenn sie für den Preis einer Büche Fertigessen (2€?) drei Tage gesund kochen kann verstehe ich nicht, warum es bei 50€ pro Woche für Lebensmittel Probleme geben sollte. Da kommt sie doch super mit aus und es bleibt noch etwas übrig.

  9. 20.

    Beim Blick auf die Preise im Supermarkt speziell beim Einkaufen, frag ich mich immer stärker ob bei den massiven Preissteigerungen nicht immer mehr Vorsatz und der Versuch besteht von den Herstellern und Anbietern die kleinen Leute bestmöglich abzuzocken

  10. 19.

    Das ganze Geschreibsel in diesem "Gesprächsprotokoll" hat RTL 2 Niveau.
    Der Inhalt ist auch nicht besonders glaubwürdig.
    Klingt stark nach "ich schreib mal was, damit die geneigten rbb24-Leser sich besser fühlen, denn es geht Anderen noch schlechter"...
    Was ist der Sinn hinter solchen "Artikeln" ?

  11. 18.

    "Nicht vergessen: Das letzte Hemd hat keine Taschen!"

    Oh doch, wenn man vorsorgt! Mein letztes Hemd wird sehr wohl Taschen haben! Die könnten sogar voll sein....

  12. 17.

    Ich denke, mein Beitrag hat mehr mit dem Thema zu tun als Ihrer.
    Sie beschäftigen sich ja nur mit mir, in einer nicht freundlichen Art.

  13. 16.

    Tja, wer keine Sorgen hat, aber welche braucht, der macht sich halt welche.

  14. 15.

    100 EUR/Woche im Supermarkt. Stattlich - wir geben zu zweit 250 EUR im ganzen Monat aus - und könnten uns mehr leisten. Und Klopaiaer ist sogar auch dabei.

  15. 14.

    Tja, Vermögensaufbau mit Spareinlagen war noch nie einfach und sobald die monatlichen Zuflüsse nur noch die Inflation ausgleichen, stockt der dann auch und man ist nur noch mit Vermögenserhalt beschäftigt ;)
    Also besser auch in Sachwerte investieren und falls Sie nicht vorhaben, aus dem Euroraum auszuwandern, lieber im Euro bleiben anstatt auch noch Währungsrisiken einzugehen. Spekulation scheint Ihnen ja offenbar nicht so zu liegen.

  16. 13.

    Diese Mutter hat ein elfjähriges Kind, und von Sonderbedarf aus gesundheitlichen Gründen ist im Beitrag nicht die rede.
    Ergo, wer 50 Euro wöchetlich für Waschmittel und Kosmetik ausgibt, der macht was falsch, und hat keinen Grund sich über zu wenig Geld für Lebensmittel zu beschweren.

    100 Euro pro Woche für 2 Personen, für den Supermarkteinkauf, da ist man gut dran, natürlich muss man die Prioritäten richtig setzen, sprich erst das Essen und dann die Kosmetik.

  17. 12.

    Doch, das kommt schon hin. Versuchen Sie es mal mit Eintöpfen. Habe letzte Woche einen großen Topf Eintopf gekocht - der reicht für 5 Mahlzeiten - Möhren, Zwiebeln, Steckrübe und Kartoffeln. Gesund und billig. Wenn man partout nicht auf Fleisch verzichten will, kann man noch 2 Knacker reinschneiden. Es ist ein Mythos, dass gesunde Ernährung teuer ist - man muss nur Produkte kaufen, die gerade Saison haben.

  18. 11.

    Haben Sie sich im Thema verirrt oder die "Ironie" Kennzeichen vergessen? In der heutigen Zeit, wo Ihre Mitmenschen um's überleben kämpfen müssen, finde ich Ihren Text geschmack- und empathielos und ausgesprochen unpassend. Nicht vergessen: Das letzte Hemd hat keine Taschen!

  19. 10.

    Das ist aber Mal wieder ein richtiger Jammerartikel, in den meisten Punkten nicht nachzuvollziehen. zB werden gute Sekretärinnen gesucht, und mit einem 11 jährigen Kind dürfte das Problem der Arbeitszeiten durchaus zu stemmen sein. Und wer gibt pro Woche 50 € für Waschmittel Klopapier und Kosmetika aus? Es scheint, dass Ihre Ansprüche etwas überzogen sind, aber Jammern hilft da auch nicht.

  20. 9.

    Ihre Sorgen möcht ich. haben, dreht sich Ihr ganzes Leben nur um Geld? Dann sind Sie ein armer Mensch !

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