Auftritt bei CDU-Konvent - Bundespolizei prüft Pechsteins Auftritt in Uniform

Mo 19.06.23 | 14:10 Uhr
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Claudia Pechstein, Olympiasiegerin im Eissschnelllauf, spricht in ihrer Uniform als Bundespolizistin beim CDU-Grundsatzkonvent. (Foto: dpa)
Audio: rbb 88.8 | 18.06.2023 | Peter Klincke | Bild: dpa

Die Bundespolizei hat nach einer Rede von Eisschnellläuferin Claudia Pechstein in Polizeiuniform bei einem CDU-Konvent eine dienstrechtliche Prüfung eingeleitet. Man habe am Samstagmittag von dem Vorgang erfahren und die Prüfung unverzüglich eingeleitet, teilte ein Sprecher am Sonntag mit. Pechstein ist Bundespolizei-Beamtin.

Pechstein verteidigte ihren Auftritt in Uniform. "Ein ausdrückliches Verbot des Uniformtragens auf Parteiveranstaltungen besteht nicht", sagte sie der "Bild"-Zeitung. "Ich bin kein CDU-Mitglied. Ich war bei der CDU zu Gast - und zwar als Sportlerin, Beamtin und Bundespolizistin." Es sei eine Ehre, diese Uniform zu tragen, so Pechstein weiter. "Ich würde sie auch wieder tragen."

Der "Bild" zufolge fragte die Eisschnellläuferin vor dem Auftritt sowohl einen Gewerkschaftsvertreter der Bundespolizei als auch einen Vorgesetzten, ob sie die Uniform tragen darf. Das sei ihr freigestellt worden, sagte Pechstein demnach.

SPD und Linke reagieren auf Rede in Uniform

Pechstein sorgte mit ihrem Auftritt am Wochenende für Diskussionen und Kritik. Der SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler schrieb auf Twitter: "Eine Polizeibeamtin in Uniform schwingt Parteitagsreden? Ich reibe mir gerade ungläubig die Augen." Er fordere vom Bundesinnenministerium Transparenz und Nachbereitung dazu. Fiedler nutzte in seinem Tweet den Hashtag "Neutralitätspflicht".

Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau (Linke) schrieb auf Twitter: "Befasse mich seit 25 Jahren mit Beamten und Disziplinarrecht, nicht nur im Innenausschuss, dazu kommt Parteienfinanzierung und Zeugs- dieser Vorgang ist außerhalb von jeder tolerablen Möglichkeit."

Pechstein sollte am Samstag auf dem Konvent in Berlin für eine Stärkung des Vereins- und Schulsports werben. In ihrer Rede mahnte sie aber auch Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber an. Das sorge für mehr Sicherheit im Alltag. Öffentliche Verkehrsmittel "ohne ängstliche Blicke" nutzen zu können, gehöre zu Problemen, die besonders Ältere und Frauen belasteten. Verbesserungen dort sollten wichtiger sein, "als darüber nachzudenken, ob wir ein Gendersternchen setzen oder ob ein Konzert noch deutscher Liederabend heißen darf oder ob es noch erlaubt ist, ein Zigeunerschnitzel zu bestellen", sagte Pechstein.

CDU sei nicht klar gewesen, dass Pechstein Uniform trage

Eine CDU-Sprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag, dass vor der Rede nicht klar gewesen sei, dass Pechstein eine Uniform der Bundespolizei tragen werde. Sie habe ihrer Kenntnis nach aber eine Tragegenehmigung für die Uniform. Die Äußerungen Pechsteins wollte die Sprecherin nicht kommentieren. Auch Pechsteins Management teilte am Sonntag mit, sich nicht äußern zu wollen.

Anders CDU-Chef Friedrich Merz: Er wies die Kritik zurück. "Der Auftritt war brillant", sagte Merz am Sonntagabend in der ZDF-Sendung "Berlin direkt". Pechstein habe aus ihrer Erfahrung heraus ausgeführt, wie wichtig Vereine und Breitensport seien. "Ehrlich gesagt, das interessiert mich wirklich, das Äußere interessiert mich nicht."

An der Diskussion um den Pechstein-Auftritt zeige sich, "über welche Äußerlichkeiten wir diskutieren", sagte Merz weiter. Ihm ginge es stattdessen um den Inhalt. "Der war wirklich interessant und der hat uns auch ein Stück motiviert, in diese Richtung weiterzuarbeiten."

Verstoß gegen die Neutralitätspflicht?

Das Bundesinnenministerium rechnet nach der Rede mit einer baldigen dienstrechtlichen Klärung. Das sagte eine Ministeriumssprecherin am Montag. Grundsätzlich gebe es nach dem Beamtenrecht eine Pflicht zur Neutralität und zur Mäßigung, wenn man sich in der Funktion als Beamter oder Beamtin politisch äußere oder betätige, führte sie aus. Als Bürger oder Bürgerin könnten es Beamte aber tun. Es komme auf den Einzelfall an, wie es konkret zu bewerten sei. Dies werde von der Bundespolizei nun geprüft, erläuterte die Sprecherin.

Im Bundesbeamtengesetz heißt es: "Beamtinnen und Beamte haben bei politischer Betätigung diejenige Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren, die sich aus ihrer Stellung gegenüber der Allgemeinheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten ihres Amtes ergeben."

Pechstein kandidierte 2021 für CDU für Bundestag

Pechstein stammt aus Berlin und wurde als international höchst erfolgreiche Eisschnellläuferin bekannt. Sie gewann allein fünf olympische Goldmedaillen, dazu war sie noch Europa- und Weltmeisterin. Zugleich ist sie Beamtin der Bundespolizei. Bei der Bundestagswahl 2021 kandidierte sie für die CDU als Direktkandidatin im Berliner Wahlkreis Treptow-Köpenick gegen den früheren Linken-Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi. Dieser gewann den Wahlkreis.

Sendung: rbb 88.8, 18.06.2023, 14 Uhr

121 Kommentare

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  1. 121.

    Georg Klipp:
    "... Dämonisierung der AfD durch den Mainstream ..."

    Was soll man an der AfD noch "dämonisieren"? Bernd Höcke & Co. sind offen rechtsradikal! Da muss man nichts mehr "dämonisieren"!



    haben vereinnahmen lassen. Es wird, wie schon Egon Bahr gewusst und auch erkannt hat, einen Wandel durch Annäherung geben.
    Pechstein ist nur ein kleiner Stein im großen Mosaik, der aber deutlich zeigt, wo die wahren Missstände liegen, deren nötige Bekämpfung zu Gunsten der linksgrünen Ideologie auf dem Altar des Anti-Patriotismus geopfert wird.

    Antworten

  2. 120.

    Georg Klipp:
    "... Dämonisierung der AfD ... Mainstream ... linksgrünen Ideologie ... Anti-Patriotismus ..."

    Ohje, lauter inhaltsleere ideologische Kampfbegriffe, die offenbar verdecken sollen, dass der Schreiber keine sachlichen Argumente hat!

  3. 119.

    Es ist klug und vorausschauend, dass Sie sich nicht von der Dämonisierung der AfD durch den Mainstream haben vereinnahmen lassen. Es wird, wie schon Egon Bahr gewusst und auch erkannt hat, einen Wandel durch Annäherung geben.
    Pechstein ist nur ein kleiner Stein im großen Mosaik, der aber deutlich zeigt, wo die wahren Missstände liegen, deren nötige Bekämpfung zu Gunsten der linksgrünen Ideologie auf dem Altar des Anti-Patriotismus geopfert wird.

  4. 118.

    Das benutzte Adjektiv "brillant " kennzeichnet doch nur die Zerrissenheit des Friedrich Merz. Er fährt den Kurs von Merkel unbeirrt weiter, obwohl er im Innersten genau weiß, dass er damit auf Misserfolg setzt und seine Kanzlerschaft verspielt. Pechstein hat nur das gesagt, was ein Großteil der Basis und der Bevölkerung wirklich denkt. Nur man traut es sich nicht laut zu sagen, um nicht als Rechtsextremer abgestempelt zu werden. Dieses passiert hier ja schon permanent in den Kommentarspalten. Es hagelt teilweise schon Unterstellungen, die aus dem Nichts hergeleitet werden, nur um einen anderen maximal zu desavouieren und diskreditieren, wenn die Meinung oder sogar die Wahrheit nicht passt.

  5. 117.

    Viel interessanter als Frau pechstein ist für mich die Reaktion der CDU: die Spaltung in das Lager Merz und die traditionell soziale christlich-demokratische Union wird immer deutlicher. Daß Merz die Äußerungen von Pechstein als "brillant" beurteilt, während andere aus der CDU für mich sehr nachvollziehbar und adäquat auf Distanz gehen, spricht für sich. Die CDU wäre meiner Meinung nach gut beraten, Friedrich Merz schnell klar zu machen, daß er nicht ihr Kanzlerkandidat sein kann, wenn er populistische Äußerungen wie die von Pechstein für brillant hält.

  6. 116.

    "... wenn man sich in der Funktion als Beamter oder Beamtin politisch äußere oder betätige ..." Ihr Elebnis war sicher nicht in der Funktion als Beamter, sondern privat.

  7. 115.

    Ein deutliches Zeichen, dass es in der PDS nicht nur polltische Blindgänger gibt, sondern auch Leute, die zu einer Korrektur ihrer Ansichten fähig sind.

  8. 114.

    Im Prinzip ist Merz schon länger ein echter Grüner und hat die konservative Linie verlassen. Nur fehlt ihm der Mut, dies auch zuzugeben. Stattdessen will er Brandmauern errichten. Mittelweile gibt es auch die ersten zarten Zeichen aus der WerteUnion, die auf eine eventuelle Zusammenarbeit mit der AfD hindeuten. Es wird von den Wahlergebnissen abhängen.

  9. 113.

    "Grundsätzlich gebe es nach dem Beamtenrecht eine Pflicht zur Neutralität und zur Mäßigung, wenn man sich in der Funktion als Beamter oder Beamtin politisch äußere oder betätige, führte sie aus."

    Dem sollte man öfter mal nachgehen.
    Letztes Jahr auf einer Party vom einem Beamten: "Klar bin ich Rassist, anders hält man es auch nicht aus."
    Daraufhin habe ich ihn stehen lassen, das habe ich nicht ausgehalten.

  10. 112.

    Mit Verlaub, aber sie haben meinen Kommentar völlig falsch verstanden. Das war eine billige Nummer der CDU um am rechten Rand zu fischen. Ich habe mit keinem Wort meine Symphatie für diese "Rede" bekundet. Und was Pechstein da auch immer herumfabulierte, es ist garantiert NICHT die Mehrheitsmeinung.
    Peinlich ist, für was sich Pechstein als Sportlerin inzwischen politisch alles einspannen lässt, ob nun mit oder ohne Uniform.

  11. 111.

    Auch wenn es keine "hinreißende" Rede von einem Politprofi gewesen ist, Pechstein hat die Punkte, die die Bevölkerung umtreibt, deutlich angesprochen. Sie sollte aber besser bei der AfD einen Aufnahmeantrag stellen. Denn die von Pechstein angesprochenen Probleme wird die CDU mit den Grünen nicht lösen wollen. Und ich denke, Herr Merz ist da auch sehr elastisch, schließlich sind die Grünen da sein einziger möglicher Koalitonspartner..

  12. 110.

    Das etwas Holprige kommt vielleicht ganz gut an, die Leute sagen sich, sie hat eben noch keinen Stil-, Sprach-, Mode- und Schminkkurs besucht.

  13. 109.

    Klar, die Rede von Pechstein war die Rede einer Ungeübten. Sie hat eben noch kein Stil-, Sprach- Mode- und Schminkkurse besucht.

  14. 108.

    Sie könnten Recht haben. Ich persönlich, auch wenn ich großen Respekt vor ihrer sportlichen Leistung habe, würde Ihnen sicherlich kein Geheimnis verraten, dass ich Pechstein nicht wählen würde. Im ehemaligen Ostberlin haben wir auch das Phänomen, dass ehemalige PDS Hochburgen zu AfD Hochburgen geworden sind.

  15. 107.

    Sie messen der Rede von Pechstein deutlich zu viel Bedeutung bei. Das war ja nun keine überzeugende "Ansprache an die Nation", sondern eine eher mittelgut vorgetragene Meinungsäusserung. Und wäre sie nicht in Uniform aufgetreten, würde sich wohl kaum jemand dafür interessieren.

  16. 106.

    Die Gesetze sollen nur eingehalten werden wenn es in Ihr Politischrs Weltbild passt? Na ja, wundert mich bei Afr Wählern nicht.

  17. 104.

    Ich glaube kaum, dass die überwiegende Mehrheit mit dieser rassistischen, homophoben und gegen Flüchtlinge hetzende Rede übereinstimmt.

  18. 103.

    Ob es "die Mehrheit der Bevölkerung will", kann doch nicht der grundsätzliche Maßstab politischen Handelns sein!

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