Absichtserklärung - Berlin sagt DOSB Bereitschaft zu Olympiabewerbung zu

Mo 13.11.23 | 18:29 Uhr | Von Sebastian Schöbel
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Symbolbild: Die Olympischen Ringe am Olympiastadion (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.11.2023 | Sebastian Schöbel | Bild: dpa/Paul Zinken

Dass der schwarz-rote Senat nach den Olympischen Ringen greift, ist schon länger bekannt. Nun macht der Senat ernst: Mit einer Absichtserklärung will sich Berlin offiziell als Kandidat für die Olympiabewerbung 2036 oder 2040 anmelden. Von Sebastian Schöbel

Mit einer Absichtserklärung gegenüber dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) will Berlin seine Bewerbung für die Olympischen Spielen 2036 oder 2040 bekräftigen. Das wird nach rbb-Informationen am Dienstag vom Senat beschlossen. Dafür soll ein sogenanntes Memorandum of Understanding unterzeichnet werden, mit dem sich Berlin offiziell als Kandidat für das Auswahlverfahren des DOSB anmeldet.

Damit unterwirft sich die Bundeshauptstadt auch den Bewerbungsvorgaben des DOSB. So sollen unter anderem keine neuen Sportstätten gebaut werden. Stattdessen soll die bestehende Infrastruktur modernisiert werden und auch dem Breiten- und Schulsport zugutekommen, heißt es in der Absichtserklärung. Zudem erkennt Berlin an, dass Deutschland sich für die Spiele 2036 und 2040 mit mehreren deutschen Städten bewerben würde. Fällt die Wahl auf Berlin, hat sich der Senat nun mit der Absichtserklärung verpflichtet, bis maximal 500.000 Euro zur Verfügung zu stellen.

Wegner spricht sich für 2036 aus

Kosten entstehen dem Land zunächst aber keine: Bis Mitte 2024 will der DOSB auf eigene Kosten ein Ausrichterkonzept entwickeln, inklusive Bürgerbeteiligung. Ende des Jahres sollen dann die Mitglieder des Verbandes abstimmen, ob und gegebenenfalls mit welchen Städten sich Deutschland für die Spiele bewerben wird.

Bei der Olympia-Dialogveranstaltung des DOSB in Berlin am vergangenen Sonntag hatte sich der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erneut für eine Berliner Bewerbung stark gemacht. "Wir unterstützen die Idee mit Nachdruck und finden den Plan einer nationalen Bewerbung großartig", sagte Wegner laut Landessportbund vor rund 600 Teilnehmenden.

Vor allem die Ausrichtung im Jahr 2036 sei "eine besondere Chance für unsere Stadt und unser Land", so Wegner. Das Datum ist wegen der historischen Verbindung zu den Olympischen Spielen in Nazi-Deutschland 1936 allerdings umstritten. "Wo auch immer die Spiele 2036 stattfinden werden, alle werden auf Berlin schauen", heißt es entsprechend in der Handreichung des DOSB für die potenziellen Bewerberstädte. Man wolle sich als Gastgeber weltoffen zeigen und die Spiele "für eine sensible Vermittlung der Geschichte nutzen". CDU und SPD hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag bereits für eine Olympiabewerbung ausgesprochen.

Auch München hat schon unterschrieben

Neben Berlin hatte sich zuvor schon München bereiterklärt, die Vereinbarung zu unterschreiben. Weiterhin unklar ist, ob auch Leipzig und Hamburg diesen Schritt gehen werden: Werbeveranstaltungen des DOSB für eine Olympiabewerbung waren dort zuletzt auf wenig Resonanz gestoßen. Die letzte Dialogveranstaltung des DOSB für die Region Rhein-Ruhr findet am Montagabend in Düsseldorf statt.

Eine erneute Olympiabewerbung Deutschlands gilt als politisch heikel: Die Kritik vor allem am Internationalen Olympischen Komitee wächst seit Jahrzehnten stetig, Kritiker:innen bezeichnen das Mega-Event als ökologisches und ökonomisches Risiko. So blieben zum Beispiel in London zahlreiche Olympiabauten nach den Spielen 2012 ungenutzt, während gleichzeitig die soziale Verdrängung in der Metropole stark beschleunigt wurde.

Viele Bewerbungen scheiterten am Volk

In Hamburg war 2015 eine Bewerbung für die Sommerspiele per Volksentscheid abgelehnt worden, genauso wie zwei Jahre zuvor die Bewerbung Münchens für die Winterspiele. In Berlin gab es ebenfalls mehrere Anläufe, sich für die Olympischen Spiele zu bewerben, zuletzt 2015, als man im innerdeutschen Rennen gegen Hamburg unterlag. Bereits Anfang der 90er Jahre hatte sich Berlin ebenfalls beworben, begleitet von zahlreichen Skandalen, und war letztlich früh im Auswahlprozess des IOC gescheitert.

Sendung: rbb24 Abendschau, 13.11.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Sebastian Schöbel

38 Kommentare

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  1. 38.

    Berlin hat schon Drogenprobleme. Da braucht es nicht noch massenhaftes Doping.

  2. 37.

    Deutschland/Berlin mit seinen Endlos-Debatten, ohne Handeln- ohne Taten - dazu noch vorgeschobener Klimaschutz bei jedem Infrastruktur-Vorhaben, ist einfach international nur noch unfähig für Großvorhaben wie Olympia - Ein schöner Traum, der Nie wieder Realität in Berlin/Brandenburg werden wird - Weckt mich - wenn Ich falsch liege und Berlin, Olympische Spiele ausrichten darf bzw. kann !!!

  3. 36.

    ..........Hilfe, ich sehe Ihrem Kommentar fünffach. Das muss Ihnen aber sehr wichtig gewesen sein, das loszuwerden ;)

  4. 35.

    "Das "totschlag Argument"...
    Außer Schulen und Wohnung darf nichts mehr gemacht werden."
    Sorry aber für mich ist ne trockene, saubere Schule und Wohnungen für 100 000 Menschen wichtiger als Olympia.
    Erst einmal die Hausaufgaben erledigen, dann kann Party gemacht werden. Hab ich so gelernt und bin damit erfolgreich gefahren, bei Generation Y + Z kann das natürlich anders sein!

  5. 34.

    Dem Nahverkehr helfen Olympische Spiele immer.
    Das IOC muss (mehr) zahlen und wir müssen von Paris lernen. Wettkämpfe vor Historischem und schönen Kulissen erzeugen so werbewirksame Bilder, wie keine Agentur es leisten könnte. Und den Bezug zu 1936 würde ich offensiv angehen. Gerade deshalb: Vorher/Nachher... Besser geht der Wandel nicht darzustellen.

  6. 33.

    Jeder Bürger hatte die Chance, an dieser Dialogveranstaltung teilzunehmen, Fragen zu stellen, seine Bedenken zu äußern, etc. Der DOSB, mit seinen über 27 Mio. aktiven Mitgliedern deutschlandweit, war vertreten.
    Wer also als Berliner Bürger seine Chance nicht nutzt, sollte im Nachhinein nicht meckern! Pech gehabt. Aber vom Sofa aus meckern und auf die Politik schimpfen geht ja immer. Wer wirklich etwas verändern will, sollte seinen Ar... bewegen. Wenn die Sportverbände mit ihren Mitgliedern und Berlin als Austragungsstadt sich bewerben, weshalb nicht? Die Organisation der Olympischen Spiele wird hauptsächlich durch Zuschüsse des IOC, Sponsoring, Ticketverkauf u. Merchandising etc. finanziert. Also nix von wegen nur aus Steuergeldern, wie hier manche jammern. Für die vorhandenen Sportstätten, die z.T. auch ohne die Olympischen Spiele saniert werden müssen, ist Berlin verantwortlich und könnte, wenn Berlin Austragungsort wird, dafür auch noch Zuschüsse bekommen.

  7. 32.

    Dem Nahverkehr helfen Olympische Spiele immer.
    Das IOC muss (mehr) zahlen und wir müssen von Paris lernen. Wettkämpfe vor Historischem und schönen Kulissen erzeugen so werbewirksame Bilder, wie keine Agentur es leisten könnte. Und den Bezug zu 1936 würde ich offensiv angehen. Gerade deshalb: Vorher/Nachher... Besser geht der Wandel nicht darzustellen.

  8. 31.

    Dem Nahverkehr helfen Olympische Spiele immer.
    Das IOC muss (mehr) zahlen und wir müssen von Paris lernen. Wettkämpfe vor Historischem und schönen Kulissen erzeugen so werbewirksame Bilder, wie keine Agentur es leisten könnte. Und den Bezug zu 1936 würde ich offensiv angehen. Gerade deshalb: Vorher/Nachher... Besser geht der Wandel nicht darzustellen.

  9. 30.

    Der IOC und damit Olympia sollte solange boykottiert werden, wie dieser Verein korrupt und menschenrechtsverachtend ist!

    Keine Unterstützung für Olympia, solange es dem IOC NUR um Geschäfte und NICHT um Sport geht! Olympia bedeutet für den IOC fette Gewinne und für den Austragungsort fette Verluste! Also Privatisierung von Gewinnen und Vergesellschaftung von Verlusten! Das braucht kein Berliner!

    Olympia bedeutet Schulden! Und davon haben wir in Berlin schon genug! Wir brauchen keine weiteren Schulden durch Olympia!

  10. 29.

    Dem Nahverkehr helfen Olympische Spiele immer.
    Das IOC muss (mehr) zahlen und wir müssen von Paris lernen. Wettkämpfe vor Historischem und schönen Kulissen erzeugen so werbewirksame Bilder, wie keine Agentur es leisten könnte. Und den Bezug zu 1936 würde ich offensiv angehen. Gerade deshalb: Vorher/Nachher... Besser geht der Wandel nicht darzustellen.

  11. 28.

    Es wird wohl mal wieder Zeit für eine große Anti-Olympia-Demo!

    Noch besser wäre eine Volksabstimmung, die ein für allemal Olympia-Bewerbungen ohne vorherige Volksabstimmung verbietet - zumindest solange dies ein korrupter Verein ist und Olympia nur Schulden-Machen bedeutet!

  12. 27.

    Das wärs, die Olympischen Spiele 2036 bekommen, die dann von einem regierenden Bürgermeister der AFD eröffnet.
    Man man man

  13. 26.

    Dem Nahverkehr helfen Olympische Spiele immer.
    Das IOC muss (mehr) zahlen und wir müssen von Paris lernen. Wettkämpfe vor Historischem und schönen Kulissen erzeugen so werbewirksame Bilder, wie keine Agentur es leisten könnte. Und den Bezug zu 1936 würde ich offensiv angehen. Gerade deshalb: Vorher/Nachher... Besser geht der Wandel nicht darzustellen.

  14. 25.

    Da fällt mir nur eins ein: bloody naiv. Wasn für'n anderes Licht? AfD im Aufwind, Reichsbürger, aktive Neonaziszene, antisemitische Straftaten an der Tagesordnung, desolate Stadtverwaltung, suboptimaler ÖPNV, Bauzeit BER schon vergessen?, was wird denn nun mit dem ICC? - naja, usw. Ich leb ja gern in Berlin, aber der Senat sollte zuerst mal seine städtischen Probleme auf die Reihe kriegen, anstatt fragwürdige Großveranstaltungen zu fördern.

  15. 24.

    Hoffentlich kann man diese Geschäfte- Veranstaltung noch abwenden. Olympia ist völlig pervertiert. Aus Sponsoren wurden Besitzer. Ab nach Kathar oder sonTwohin. Bloß nicht in diese Stadt. War es nicht Hamburg, wo Olympia auch schon abgelehnt wurde?

  16. 22.

    "Die Stadtplaner sollten sich Berlin von oben ansehen, Flächen ausmachen und loslegen."
    Aber dann bitte auch "im Dorf" bleiben. Das Olympische Dorf in München hat wohl rd. 40 ha, das Tempelhofer Feld rd. 300. Nur als Beispiel.

  17. 21.

    Beim darauf schauen der Stadtplaner bitte auch immer, die Population der Kreuzkröte beachten. Wir Pankower haben da so unsere Erfahrung gemacht.

  18. 20.

    Kein Geld für Schulen, aber für Olympia!
    Kein Wohnungsbau, aber Olympia!
    Kaputte Infrastruktur, aber Olympia!
    Bin dafür die Bürger darüber abstimmen zu lassen was mit ihren Steuermilliarden geschehen soll.
    Olympia: Nein Danke!

  19. 19.

    Ich denke ich kann einige der Zweifler in Berlin verstehen aber empfinde es dennoch als große Chance wenn wir uns "100 Jahre später" mit einem völlig anderen, modernen und nachhaltigem Gesicht zeigen. Ich denke so ein olympisches Großprojekt kann viele Menschen aus aller Welt, auf dem europäischen Kontinent oder auch in Berlin / BRB verbinden. Zudem könnten wir auch uns selbst mal wieder zeigen, dass wir etwas großartiges auf die Beine stellen können. Bei allem, teilweise berechtigten Pessimismus der letzten Zeit eine tolle Chance auf ein schönes Projekt mit Optimismus nach vorne zu blicken.

    Ich freue mich nach einigen fragwürdigen und mitunter zu pompösen Spielen in der letzten Jahren auch schon sehr auf Paris nächstes Jahr. Wenigstens versuchen sollten wir es!

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