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Quelle: dpa/Kira Hofmann

Corona-Abitur in Berlin

"Das ist keine ausreichende Vorbereitung"

Der diesjährige Berliner Abitur-Jahrgang muss teilweise auf Kurse in der Schule verzichten. Stattdessen heißt es: Lernen zu Hause. Was heißt das jetzt für die Prüfungen? Politiker und der Landesschülersprecher fordern Anpassungen. Von Kirsten Buchmann

Keine Gruppenarbeit, keine Experimente in den Naturwissenschaften, kein Arbeiten in der Bibliothek. Stattdessen Online-Unterricht. Die Entscheidung für Home-Schooling findet der Berliner Landesschülersprecher Richard Gamp angesichts der Corona-Zahlen nach eigener Aussage zwar richtig. Zugleich sei ihm wenige Monate vor seinem Abitur aber mulmig zumute, sagt er. "Wenn ein Lehrer überhaupt keinen Unterricht macht, im digitalen Raum – ich kenne einen Lehrer, der nur ein Arbeitsblatt für einen Monat Unterricht gesendet hat - dann ist das keine ausreichende Vorbereitung." So fehle die Möglichkeit, in diesen Gebieten zu üben.

Er fordert deshalb, die Schüler besser zu informieren, was abgefragt werde und was nicht. Die Schüler müssten zudem mehr Optionen und mehr Flexibilität haben, Themen auszuwählen, bei denen sie im Unterricht anwesend waren und die sie vermittelt bekommen haben. Es dürfe von ihnen in den Prüfungen nicht Stoff abgefragt werden, den sie momentan im Home-Schooling lernen sollen, ohne dass ein Lehrer ihn ihnen wie sonst erkläre.

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Mehr Flexibilität sollen Schulen bisher durch zusätzliche Aufgaben für die Abiturprüfungen erhalten. So sollen Lehrer Aufgabengebiete streichen können, die sie im Unterricht nicht behandeln konnten, zum Beispiel Stochastik in einem Prüfungsteil in Mathematik.

Die Bildungsexpertin der Linken, Regina Kittler, will allerdings darüber hinaus gehen. Ihr Vorschlag: Weil an einigen Standorten ganze Abiturjahrgangsstufen länger in Quarantäne gewesen seien und ihnen damit Stoff fehle, sollten die Schulen stärker bei den Prüfungsinhalten mitreden können. Ihr schwebt das nach ihren Angaben vor für die – auch sonst üblichen - Ersatzaufgaben für die zentralen schriftlichen Prüfungen. "Da muss meines Erachtens abgesprochen werden, dass die Schulen praktisch erfassen, wo sie kontinuierlich Unterricht erteilt haben, sodass dieses Aufgabenfeld geprüft werden kann", sagt Kittler.

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Forderung nach weiteren Prüfungsterminen

Und was ist, wenn wegen Quarantäne-Zeiten einzelne besonders viel Unterricht verpasst haben? Vergangenes Jahr dürften Schüler auf Abitur-Nachschreibetermine ausweichen. Diesmal, so schlägt Regina Kittler vor, solle man ihnen lange Zeit geben, durch Prüfungstermine etwa auch in den Sommerferien oder noch im kommenden Schuljahr.

Auch in der Pandemie ist es für den bildungspolitischen Sprecher der oppositionellen CDU-Fraktion, Dirk Stettner, nach seiner Aussage aber keine Frage, dass die Abiturprüfungen stattfinden, "sobald es aus Infektionsgründen heraus möglich ist" - mit Abstand. Schülern sei es zumutbar, sich im Home-Schooling "zugegebenermaßen unter widrigen Umständen" darauf vorzubereiten.

Abstimmung mit Kultusministerkonferenz nötig

Wie die genauen Bedingungen für das Abitur aussehen, wird davon abhängen, ab wann die Schulen wieder öffnen können. Ein Aspekt dabei könnte sein, ob und zu welchem Zeitpunkt sich alle Prüfungsteile des Abiturs durchführen lassen. Schließlich sollen laut dem Prüfungsplan etwa die mündlichen Prüfungen zum vierten Prüfungsfach schon vor den Osterferien starten, und zwar ab Mittwoch, 24. März 2021.

Bei allen internen Diskussionen: Absichern und abstimmen muss Berlin seinen Weg in jedem Fall innerhalb der Kultusministerkonferenz. Denn für die Schüler ist entscheidend, dass das Berliner Abitur bundesweit anerkannt wird.

Sendung: Inforadio, 14.01.2021, 6 Uhr

Beitrag von Kirsten Buchmann

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