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Video: Abendschau | 15.02.2021 | Quelle: rbb

"Sormas"-Umstellung in Berlin

Gesundheitsämter tun sich schwer mit neuer Corona-Software

Ursprünglich sollten alle deutschen Gesundheitsämter bis Ende Februar eine einheitliche Corona-Software nutzen. Doch davon sind die Behörden in Berlin weit entfernt. Unter anderem gibt es Verbindungsprobleme mit den bislang eingesetzten Programmen.

Die vom Bund geforderte Einführung einer einheitlichen Software zur Nachverfolgung von Corona-Kontakten kommt in Berlins Gesundheitsämtern nur schleppend voran.

Zwar betonte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montag im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses, dass alle zwölf Berliner Bezirke die verlangte Software "Sormas" einführen würden. Doch damit tun sich einige Gesundheitsämter schwer, wie Recherchen der rbb-Abendschau ergeben haben.

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Die Software soll den Behörden helfen, einfacher und schneller Fallzahlen und Symptome zu erfassen sowie Kontaktketten nachzuverfolgen. Zudem soll das Meldesystem die Erfassung der Infektionsfälle bundesweit vereinheitlichen und beim Datenabgleich und -austausch helfen.

"Sormas" ist die Abkürzung für "Surveillance Outbreak Response Management and Analysis System". Es wurde im Rahmen von Krankheitsausbrüchen in Afrika entwickelt, beteiligt daran waren auch das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung sowie das Robert-Koch-Institut.

Spandau will Software "ergänzend" nutzen

Nach Informationen der rbb-Abendschau stecken aber zumindest die Gesundheitsämter in Spandau, Reinickendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf und Lichtenberg bei der Einführung der Software Sormas noch in der Anfangsphase. Reinickendorf hat demnach noch keinen Vertrag für das Programm unterschrieben, will das aber bald nachholen.

Im Gesundheitsamt Spandau laufen derweil die Vorbereitungen: "Schon jetzt sind wir mit unserer Software Survnet komplett digital aufgestellt", erklärte Amtsleiterin Gudrun Widders in der Abendschau. Man habe durchaus die Befürchtung, dass die neue Software Sormas die Behörde bei der Kontaktnachverfolgung zunächst ausbremsen könne. Man sehe aber auch viele Vorteile in Sormas, "dabei insbesondere bei der Betreuung der Kontaktpersonen. Zudem bietet Sormas Verknüpfungen zu Apps wie zum Symptom-Tagebuch. Wir werden Sormas ergänzend nutzen", kündigte Widders an.

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Wagner: "System-Veränderung ausgesprochen gefährlich"

Große technische Probleme bei der Einführung gibt es im Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Der dortige IT-Beauftragte, Sascha Brauer, berichtete in der rbb-Abendschau von Problemen durch nicht funktionierende Schnittstellen mit anderen Programmen.

Der Gesundheitsstadtrat des Bezirks, Detlef Wagner (CDU), äußerte deutliche Kritik an der vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegeben Software-Umstellung: "Wir arbeiten im Augenblick personell aufgestellt immer noch mit dem Rücken zur Wand. Und genau zu so einem Zeitpunkt ein IT-System zu verändern - mit all den notwendigen Nachschulungen, mit all den notwendigen Implementierungen - ist natürlich ausgesprochen gefährlich, solange die Inzidenzen noch so hoch sind wie jetzt."

In Deutschland nutzen derzeit nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums 151 der 376 Gesundheitsämter die Corona-Software Sormas. Bund und Länder hatten die deutschlandweite Einführung der neuen Software in allen Gesundheitsämtern bis Ende Februar beschlossen.

Sendung: Abendschau, 15.02.2021, 19:30 Uhr

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