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Audio: rbb | 26.02.2021 | Interview mit Michael Müller | Quelle: dpa/Sven Hoppe

Müller rechnet dennoch mit Lockerungen

Gartenfachmärkte bleiben in Berlin vorerst geschlossen

"Wir können nicht dauerhaft im Lockdown leben": Vor den neuen Bund-Länder-Beratungen zu Corona-Regeln sieht der Regierende Bürgermeister Müller Möglichkeiten für Lockerungen. Gleichzeitig will er aber auch nichts überstürzen.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), erwartet weitere Lockerungen in den nächsten Wochen - will für konkrete Regelungen aber zunächst die Bund-Länder-Beschlüsse am kommenden Mittwoch abwarten. "Wir können nicht dauerhaft im Lockdown leben", sagte Müller in einem Interview mit dem "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt] vom Samstag.

Eine sogenannte No-Covid-Strategie bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie sei zwar aus der Gesundheitsperspektive richtig, betonte Müller, er schränkte aber auch ein: "Das kann für uns (...) nicht der einzige Maßstab sein, weil es nur langfristig und sehr schwer zu erreichen ist." Es drohten "fatale Folgen für viele Bereiche: Soziales, Bildung, Wirtschaft".

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"Ich möchte auch die Inzidenz von zehn erreichen", sagte Müller. "Die Frage ist: Will ich das im kompletten Lockdown erreichen oder versuchen, auf dem Weg dahin schon ein paar Dinge möglich zu machen?", sagte Müller. Er sehe sich eher auf dem zweiten Weg.

"Kultur und Sport schrittweise wieder zulassen"

Der rbb-Abendschau sagte Müller bereits am Freitag: "Wir haben ja immer gesagt, wir müssen so lange mit diesen Maßnahmen und Einschränkungen leben, solange wir keinen Impfstoff und kein Medikament haben." Nun gebe es nach und Impfstoff in ausreichender Menge. "Und wir haben demnächst ja auch noch das Instrument der Selbsttests, auch noch mal eine deutliche Entlastung", ergänzte Müller. "Und insofern glaube ich, wenn wir das Kombinieren - ein kluges Management dieser Testmöglichkeiten und eben auch immer mehr impfen - können wir auch schrittweise zulassen, wieder die Kultur zu erleben, Sportveranstaltungen zu erleben oder auch den Einzelhandel zu öffnen."

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Im "Tagesspiegel" wies Müller aber auch darauf hin, dass man angesichts erneut steigender Infektionszahlen und Virusmutationen vorsichtig mit möglichen Öffnungsschritten vorgehen müsse. "Wir mussten lernen, dass das Virus viel schneller durchschlägt, die Infektionsketten rasant eskalieren und das Impfen noch dauert", sagte der Regierende Bürgermeister.

Debatte über Gartenfachmärkte

Entsprechend zurückhaltend äußerte er sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur zu Forderungen, die Gartenfachmärkte in der Hauptstadt in der Corona-Krise rasch wieder zu öffnen. "Wir wollen auf jeden Fall erst mal die Ministerpräsidentenkonferenz abwarten und dann daraus folgend über Senats- und Parlamentsbeschlüsse sehen, was wir uns aufgrund unserer Infektionsentwicklung zutrauen können", sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur. "Ich werbe nach wie vor für diesen besonnenen Berliner Weg, muss aber akzeptieren, wenn andere Bundesländer schnellere Angebote machen wollen. Es bleibt ein Abwägungsprozess."

Handelsverband: "Keine Zeit für ideologische Diskussionen"

In Brandenburg dürfen Gartenbaumärkte nach mehr als zwei Monaten Schließung wegen der Corona-Pandemie wieder öffnen. In Berlin sind sie weiter zu, dort ist nur ein Abholen nach telefonischer Bestellung möglich.

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg und die FDP forderten eine rasche Öffnung der Märkte auch in Berlin. "Es ist absolut nicht nachvollziehbar, dass sich Berlin selbst Ketten anlegt", sagte Nils Busch-Petersen, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands. Pflanzen würden überwiegend im Freien verkauft, das Infektionsrisiko im Handel sei gering. Es brauche einen Lichtblick für die Menschen, die auf ihre Wohnung und ihren Balkon zurückgeworfen seien.

"Wir haben keine Zeit für ideologische Diskussionen, die Betriebe sterben", sagte Busch-Petersen. Nicht nur Baumärkte büßten beim Geschäft mit Frühlingsblumen und -zwiebeln ein, sondern auch inhabergeführte Gartencenter und Gärtnereien sowie Blumenläden.

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