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Audio: rbb24 Inforadio | 26.10.2022 | Natascha Gutschmidt | Quelle: Kulturprojekte Berlin

Agentur-Pläne

Berliner Fanmeile zur Europameisterschaft 2024 soll auf Rasen entstehen

Berlin rollt den Fußball-Fans den grünen Teppich aus. Zur EM 2024 soll die Fanmeile eine neue Optik verpasst bekommen, mit Rasen und einem Fußballtor, das das Brandenburger Tor in den Schatten stellt. Von Simon Wenzel

Von Mitte Juni bis Mitte Juli 2024 ist die Straße des 17. Juni wieder für den Fußball reserviert. Ein großes Turnier im Sommer, das heißt seit 2006 eigentlich immer: Fanmeile vor dem Brandenburger Tor. So soll es auch beim Heimturnier in zwei Jahren wieder sein - nur in Grün.

Denn das ambitionierte Ziel lautet: die "Mutter aller Fanmeilen" neu denken. Und zwar mit Rasen. Der gewohnte Bereich der Fanmeile - die Straße des 17. Juni bis zum Brandenburger Tor, soll temporär begrünt werden. Aus der Fußball-Feiermeile wird so für einen Monat ein Park. Das geht aus dem Plan der landeseigenen Kulturagentur "Kulturprojekte Berlin" hervor.

Euro 2024

Temporärer Park mit dem größten Fußballtor der Welt

Noch dazu soll das Brandenburger Tor zumindest zeitweise vom "größten Fußballtor der Welt" in den Schatten gestellt werden. Dort wo sonst die Leinwand mit Bühne steht, ist in der ersten Visualisierung der grünen Fanmeile ein gigantisches Fußballtor vor dem Brandenburger Tor abgebildet. Es soll gleichzeitig die Leinwand sein, auf dem die Spiele übertragen werden.

"Das Bild der Bilder ist eben immer das Brandenburger Tor und es wäre eine vertane Chance, dieses Bild nicht zu nutzen. Aber gleichzeitig wollen wir es eben dieses Mal ein bisschen anders verkleiden", sagt Geschäftsführer Moritz van Dülmen im Gespräch mit rbb|24 zur Idee seiner Agentur.

Die Kulturprojekte Berlin veranstaltet normalerweise Kultur-Events in der Stadt, wie die Lange Nacht der Museen, sie ist eng mit dem Senat verbandelt, Aufsichtsratsvorsitzender ist Kultursenator Klaus Lederer (Linke).

Dass van Dülmen und sein Team eher selten Sportprojekte umsetzen, zeigt sich auch daran, wie sie zur Idee mit der Rasenfläche kamen: "Wir sind vom Negativen ausgegangen: Wie sieht eigentlich so eine Fanmeile aus, wenn gerade kein Fußball gespielt wird? Eher etwas trist und trostlos", sagt van Dülmen.

Die Fanmeile gebe es schließlich vier Wochen lang und Fußball werde davon immer nur für etwa zwei Stunden am Tag übertragen (in der Vorrunde gibt es freilich mehrere Spiele). Die Rasenfläche soll dafür sorgen, dass die Fanmeile auch an "ganz normalen Vormittagen" ein Ort für die Berlinerinnen und Berliner ist - "eine Art temporärer Park", schwebt van Dülmen vor.

So sieht's sonst aus: Fans, die auf Steinen stehen und auf Leinwand starren, während der WM 2018. | Quelle: dpa/Jörg Carstensen

Bewässerung und Reinigung müssen geklärt werden

Allerdings sind anderthalb Jahre vor dem Turnier noch viele Fragen offen. Zum Beispiel, ob der Pop-up-Park aus Kunstrasen oder natürlichem Rollrasen entstehen soll. Auch beides ist denkbar, Kunstrasen an den besonders intensiv genutzten Stellen (wahrscheinlich an den Leinwänden) und Rasen nur an bestimmten Orten. In jedem Fall wird die Fläche bewässert werden müssen, das soll nach bisherigen Plänen über die Bewässerungssysteme des Tiergartens geschehen.

Auch über die Reinigung werden sich die Veranstalter noch Gedanken machen müssen. Schließlich reicht ein Blick in die Berliner Parks nach einem Monat Sommer, um zu sehen, wie schnell aus Grün Gelb werden kann. "Es wäre ja naiv zu denken, dass das ganz easy wird", sagt van Dülmen, "natürlich: Es muss nach den Spielen gereinigt werden und wieder in Stand gesetzt werden. Das muss man einplanen und das kostet natürlich Kraft und Zeit, aber das soll uns nicht hindern, das zu machen." Eine Straße müsse schließlich auch gereinigt werden und er könne sich auch vorstellen, dass die Leute sorgsamer mit der Umgebung umgehen, wenn sie sehen, dass sie besonders gestaltet sei.

Senat stellt insgesamt 61,1 Millionen Euro für EM 2024 bereit

Wieviel das ambitionierte Fanmeilenprojekt kosten soll, ist noch nicht klar. Die Agentur verweist hier auf den Berliner Senat, der sich wohl noch in dieser Woche dazu äußern will. In seiner Sitzung am Dienstag hat er jedenfalls schon einen aktualisierten Finanzplan zum Gesamtprojekt Europameisterschaft 2024 beschlossen. Daraus geht hervor, dass das Land Berlin insgesamt 61,1 Millionen Euro für die Projekte rund ums Turnier zur Verfügung stellt.

24,9 Millionen Euro davon fließen in Umbaumaßnahmen am Olympiastadion und im Olympiapark. Auch auf die Fanmeile dürfte aber ein nicht unerheblicher Teil des Budgets entfallen. Schließlich nennt Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sie in der Senatsmitteilung "das Vorzeigeprojekt" im Rahmen der EM.

Moritz van Dülmen von Kulturprojekte Berlin sagt allerdings auch: "Die Kosten für die technische Infrastruktur und so weiter müssen wir ja sowieso einkalkulieren und wenn wir es dazu noch besonders schön machen, wir das nicht den finanziellen Rahmen sprengen." Man könne außerdem noch über teilweise Refinanzierung nachdenken, da seien sie aber noch "sehr am Anfang".

Worst Case: Es wird wieder eine normale Fanmeile, nur in Grün

Seine Agentur ist neben der Fanmeile auch noch für ein sogenanntes "Football Village" vor dem Reichstag (auf dem Platz der Republik) zuständig. Die beiden Feste sollen aber nach derzeitigem Stand nicht mit dem dazwischenliegenden Tiergarten in eine riesige Parkfläche vereint werden - die Scheidemannstraße dazwischen soll unberührt bleiben und damit mitten durch das Fußballfest-Gebiet führen.

Stand jetzt ist die rasenbegrünte Fanmeile noch nicht viel mehr als eine Vision, der erste Blick erregt aber schon einmal viel Aufsehen. Wie die Veranstalter in den nächsten Monaten Fragen um Bewässerung, Reinigung und ein möglicherweise ganztägiges Rahmenprogramm beantworten werden, entscheidet darüber, ob sie tatsächlich zum erwünschten Pop-up-Park wird.

Andererseits: Im schlimmsten Fall entsteht eben spätestens nach der ersten Fußball-Party auf der ambitionierten Fanmeilen-Wiese dasselbe wie sonst: ein Meer aus Bierbechern und Zigaretten-Kippen - nur dass etwas Grün darunter hervorschimmert.

Sendung: rbb24, 26.10.2022, 18 Uhr

Beitrag von Simon Wenzel

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