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Audio: Antenne Brandenburg | 04.03.2020 | Quelle: rbb/Schiller

Mord in Cottbus

Innenminister spricht von "klassischer Milieu-Kriminalität"

In der Cottbuser Innenstadt wird ein 31-jähriger mutmaßlich Rechtsextremer erschossen. Die Staatsanwaltschaft hält sich noch mit Einzelheiten zurück. Brandenburgs Innenminister spricht im Zusammenhang mit dem Mord von einer gefährlichen Mischung verschiedener Milieus.

Im Fall der tödlichen Schüsse von Sonntagabend in Cottbus hat Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) erstmals bestätigt, was rbb-Recherchen ergeben hatten: Es sei eindeutig eine Tat im "klassischen Milieu-, Banden- bis hin zum organisierten Kriminalitätsbereich", sagte er am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Cottbus.

Quelle: rbb/Wussmann

Deshalb sei in diesem Fall der Verfassungsschutz in die Ermittlungen eingebunden. Polizei und Staatsanwaltschaft würden das Wissen des Verfassungsschutzes nutzen, denn dieser "prüft natürlich bestimmte Organisationen, die unter Beobachtung stehen - und das ist in diesem Fall auch so", sagte Stübgen. Er kündigte an, sich am Donnerstagvormittag vom Verfassungsschutz auf dessen neuesten Stand bringen zu lassen.

Land will Rockerkrieg verhindern

Das Land werde alles dafür tun, dass es nicht zu Racheakten beziehungsweise einem Rockerkrieg kommt, so der Innenminister. "Aber wir wissen auch sehr genau, dass wir hier eine Szene haben. Wir werden auch sehr genau anschauen, welche möglicherweise zusätzlichen Maßnahmen wir unternehmen müssen, um diese Kriminalitätsentwicklung zurückzudrängen."

Der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch kündigte in dem Gespräch am Mittwoch an, dass in bestimmten Bereichen der Stadt jetzt verstärkt Polizeistreifen unterwegs sein werden. Bei der Aufklärung des aktuellen Falls habe er "Vertrauen in die Tätigkeit der Ermittlungsbehörden Staatsanwaltschaft und Polizei." Er wisse, dass fieberhaft gearbeitet werde.

Teil einer Mischszene

Der Tote war Polizei und Verfassungschutz bekannt. Bereits am Montag hatte rbb|24 berichtet, dass es Hinweise auf Verbindungen ins Rocker- und Türstehermilieu gibt. Demnach soll der erschossene 31-Jährige Teil einer Mischszene aus teils gewaltbereiten Hooligans, Rockern und Neonazis gewesen sein, die in Cottbus ein kriminelles Netzwerk aufgebaut hat.

Im April 2019 hatte die Polizei mehrere Geschäftsräume und Wohnungen durchsucht, auch bei dem späteren Opfer. Es geht unter anderem um den Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung, das Ermittlungsverfahren läuft noch. Konkret wird den Beschuldigten der Verstoß gegen insgesamt 50 Straftatbestände vorgeworfen, darunter Bedrohung, Körperverletzung, illegaler Waffenbesitz, Steuerhinterziehung.

Laut Informationen der "Lausitzer Rundschau" beteiligte sich das 31-jährige Opfer im Oktober 2018 am rechtsextremen Kampfsportturnier "Kampf der Nibelungen" im sächsischen Ostritz. Er trat dort für das Team eines bekannten Cottbuser Neonazis an. Der gebürtige Spremberger soll immer wieder Fotos in sozialen Netzwerken gepostet haben, die ihn mit Rockern des "MC Provokateure Eastside" zeigten. 

Zur Aufklärung des Falls sucht die Polizei jetzt Zeugen. Wer von der Tat im Bereich des Puschkinparks und der Klosterstraße etwas mitbekommen hat, sollte sich bei der Polizei melden, heißt es.

Mehrere Personen an Tat beteiligt

Der 31-jährige Mann aus der Region war am Sonntagabend in Cottbus erschossen worden. Nach Polizeiangaben wurden Beamte gegen 20:30 Uhr in den Puschkinpark im Stadtzentrum gerufen. Dort hatten Zeugen Schüsse gehört und den Mann schwer verletzt aufgefunden.

Der Tatort am Abend des Mordes. | Quelle: rbb/Sebastian Schiller

Trotz Wiederbelebungsversuchen durch Rettungskräfte starb er an seinen Verletzungen. Wer die Täter waren, ist laut Polizei bis jetzt nicht bekannt. Es stehe aber fest, dass mehrere Personen an der Tat beteiligt waren. Zum Tathergang, dem Motiv und der Waffe hat die Polizei noch keine Informationen bekannt geben.  

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