rbb24
  1. rbb|24
Audio: Antenne Brandenburg | 25.11.2022 | Isabelle Schilka | Quelle: rbb/Schneider

Steigende Kosten und unsichere Lage

Handwerker demonstrieren in Cottbus für Dialog mit der Politik

In Cottbus sind am Freitag Handwerker aus der Region auf die Straße gegangen, um auf ihre aktuelle Lage aufmerksam zu machen. 1.000 Teilnehmer waren zur Demo "Es ist 5 nach 12 – der Mittelstand stirbt“ angemeldet, nach rbb-Schätzungen kamen rund 2.000. Die Kreishandwerkerschaft Cottbus/Spree-Neiße hatte Handwerkerbetriebe unter anderem wegen steigender Preise zur Demo aufgerufen. Nach einer Kundgebung zog ein Protestzug durch die Cottbuser Innenstadt.

"Wir brauchen wieder eine verlässliche Energiepolitik, funktionierende Lieferketten, Planungssicherheit auf allen Ebenen, qualifizierte und moderne Ausbildung von der Grundschule bis zum Abschluss für Fachkräfte für eine sichere unternehmerische Zukunft", hieß es im Aufruf zu der Veranstaltung.

Energiekrise

Uckermärkische Unternehmer protestieren gegen Russland-Sanktionen

HWK fordert Unterstützung - und ist gegen Bürgergeld und Sozialleistungen

Die Unternehmer seien immer verunsicherter - durch steigende Kosten, unkalkulierbare Einkaufspreise und weniger neue Aufträge, sagte Demoteilnehmer und Tischlermeister Guntram Bialas dem rbb. "Welcher Unternehmer investiert denn im Moment? Welcher Unternehmer bildet denn aus, wenn er nicht weiß, was jetzt passiert - ob die Spirale der Preissteigerung noch weiter geht?"

Fünf Forderungen formulierten die Handwerker im Zuge der Demo an die Politik. So sollten kleine und mittlere Unternehmen schnellstmöglich bei den Energiekosten unterstützt und Zuschüsse, keine Kredite vergeben werden. Die Präsidentin der Handwerkskammer Cottbus, Corina Reifenstein, forderte in ihrer Rede zudem eine nationale Strategie zur Überwindung der hohen Materialpreise und der Lieferkettenprobleme und einen Abbau von Bürokratie. In das Bürgergeld und andere Sozialleistungen dürfe dagegen nicht investiert werden, so die Forderung der Handwerkskammer.

Steigende Unsicherheit

Die Kreishandwerkerschaft forderte mit ihrem Protest Gehör für die Lage der Handwerksunternehmen und einen Dialog mit der Politik. Den wünscht sich auch Guntram Bialas. Er erwartet, dass Politikerinnen und Politiker das Gespräch suchen und mit den Handwerksbetrieben auf Augenhöhe sprechen. "Wir sind ja diejenigen, die hier die Steuern erwirtschaften, die hier die Mitarbeiter beschäftigen, die dann hier das Geld ausgeben können." Darüber hinaus würde das Handwerk auch die Gemeinschaft unterstützen, indem beispielsweise Veranstaltungen gesponsert oder der Sport unterstützt werde, so Bialas. Dazu müsse es den Unternehmen aber gut gehen.

"Wir können eigentlich nur noch von Tag zu Tag planen", sagte der Heizungsbauer Andreas Förster aus Ruhland am Rande der Demo. "Wenn ich heute ein Angebot schreibe, ist schon morgen der Preis nicht mehr aktuell, weil die Industrie die Preise anzieht, die Energiekosten und die Nebenkosten immer teurer werden." Niemand lasse mehr etwas machen, weil es sich die Kunden nicht mehr leisten könnten, so der Heizungsbauer. Förster merkt das nach eigenen Angaben bei den Hausbauern. Die Aufträge würden zurückgehen. "Die Leute können das Haus nicht mehr bauen, weil sie die Finanzierung nicht mehr bekommen", so der Heizungsbauer. "Denn bei diesen riesigen Preisen, die jetzt aufgerufen werden, können sie in ihrem Leben ihr Haus nicht mehr abzahlen."

Umfrage der Handwerkskammer

Stimmung im Südbrandenburger Handwerk erreicht Tiefstwert

Stimmung im Handwerk auf Tiefpunkt

Auch die Herbst-Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Cottbus (HWK) hatte im Oktober gezeigt, dass die Stimmung im Südbrandenburger Handwerk auf ein Rekordtief gesunken ist. "Fast die Hälfte der Betriebe, die sich an der [Umfrage] beteiligt haben, rechnen in den kommenden Monaten mit schlechten Geschäften", hieß es von der HWK. Und neun von zehn Betrieben glauben laut der Umfrage nicht, dass sich die Situation verbessern werde.

Die Gründe für die schlechte Stimmung seien vor allem die steigenden Preise für Gas, Strom, Benzin und die Materialien. Hinzu kämen der Fachkräftemangel und weiterhin Lieferengpässe.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.11.2022, 14:40 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen