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Video: rbb|24 | 27.09.2019 | Material: Brandenburg aktuell | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Schwächelnde Nachfrage

Windradbauer Vestas streicht 500 Stellen in Lauchhammer

Die Boomzeit ist offenbar vorbei bei Vestas in Lauchhammer. Das Windrad-Unternehmen trennt sich von hunderten Arbeitern. Es ist nicht der einzige Windradproduzent, der gerade Stellen streicht.

Der weltweit größte Windkraftanlagenhersteller Vestas will in seinem Brandenburger
Werk in Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) 500 Arbeitsplätze streichen. Wegen der schwächelnden Nachfrage werde die Produktionskapazität von Rotorblättern angepasst, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Produktion der V136-Windanlagen werde heruntergefahren.

Harter Preiskampf unter Produzenten

Die Zahl der Mitarbeiter in Lauchhammer werde um rund die Hälfte reduziert, betroffen seien 330 Zeitarbeiter und 170 Leiharbeiter. Auch im dänischen Vestas-Werk in Lem sollen rund
90 Mitarbeiter gehen. Deutschland bleibe aber mit insgesamt mehr als 2.300 Mitarbeitern in Lauchhammer und Travemünde nach dem beabsichtigten Personalabbau ein Schlüsselmarkt für Vestas, teilte der Konzern weiter mit.

Unter den Produzenten von Windrädern, zu denen auch Siemens Gamesa und Nordex gehören, herrscht ein intensiver Wettbewerb und ein harter Preiskampf. Bereits am Donnerstag hatte Siemens Gamesa angekündigt, bis zu 600 Arbeitsplätze in Dänemark abzubauen.

Vestas betreibt in Deutschland zwei Produktionswerke. In Lauchhammer werden Rotorblätter für verschiedene Windrad-Modelle produziert, in Travemünde Generatoren.

IHK hebt Bedeutung von Vestas für die Region hervor

Die Verwaltung der Stadt Lauchhammer wollte sich zunächst nicht äußern. Zum jetzigen Zeitpunkt werde man die Pläne nicht kommentieren, sagte Bürgermeister Roland Pohlenz (parteilos). Das Brandenburger Wirtschaftsministerium äußerte am Freitag großes Bedauern über diese Nachricht. Man hoffe, dass sich die Entwicklung wieder drehe.

Die Industrie- und Handelskammer Senftenberg reagierte zurückhaltend auf die Mitteilung. Vestas habe für die Region eine große Bedeutung und sei "ein wichtiger Player bei der Energiewende", betonte Geschäftsstellenleiter Marcel Petermann. 500 Arbeitsplätze seien schon eine "Hausmarke". Der Stellenabbau sei für die Region "natürlich nicht schön", aber grundsätzlich "eine Unternehmensentscheidung, bei der wir davon ausgehen, dass sie wirtschaftlich abgewogen ist".

"Fatales Signal"

Als "schweren Schlag für den notwendigen Strukturwandel in der Lausitz" und "fatales Signal für Lausitz und Energiewende" bezeichnete der Fraktionsvorsitzende der Linken in Brandenburg, Sebastian Walter, die Nachricht. Gründe für den Arbeitsplatzabbbau in der Windkraftbranche sieht er auch in der Politik der Bundesregierung. Diese verspreche "einerseits ambitionierte Klimaschutzziele für die Jahre 2030 bis 2050", andererseits würden aber "zum Beispiel bundesweite Akzeptanz- und Beteiligungsmaßnahmen für Standortkommunen und für die Bevölkerung vor Ort" fehlen, so Walter. Er forderte, die Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien auf Bundesebene schnell zu verbessern. Außerdem müsse seiner Ansicht nach die neue Brandenburger Landesregierung  Lösungen finden, um den Ausbau der Windkraft wieder anzukurbeln.

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