Wiederaufbau - Neue Flügel für die Greiffenberger Erdholländermühle
Die elf Meter langen Teile wurden nun von einer holländischen Spezialfirma montiert. Seit zehn Jahren läuft der Wiederaufbau. Dieser wurde erst durch ehrenamtliches Engagement möglich. Von Riccardo Wittig
Auf diesen Tag haben Christel und Horst Fichtmüller lange warten müssen: Ganz langsam, fast schwerelos schwebt nun der erste Flügel über den Greiffenberger Mühlenberg. Für die Fichtmüllers ist es jetzt ein bewegender Moment. "Ein ganz großer, auf den habe ich 28 Jahre gewartet", sagt Christel Fichtmüller mit vollem Stolz. Für die beiden Mitachtziger ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.
1994 hatten sie mit einigen Gleichgesinnten die Idee, wieder Leben in die alte Mühlenruine in dem Angermünder (Uckermark) Ortsteil zu bringen. Damals wurden sie belächelt, heute blicken die Kritiker mit Ehrfurcht auf das Geschaffte. Kaum einer wollte an den Wiederaufbau der Erdholländermühle glauben.
Mehr als 1 Million Euro
Seit Jahrzehnten stand das Kulturdenkmal, erbaut um 1830, nur noch als Ruine am Ortseingang von Greiffenberg. Sogar aus der zuständigen Stelle des Landratsamtes wurde dem Vorhaben anfangs kaum Chancen eingeräumt, erzählt Horst Fichtmüller. Er ließ sich nicht beirren und zog los mit Visionen und einem Klingelbeutel.
Mehr als eine Million Euro stecken nun in dieser Mühle. Das Geld kommt von Land, Kreis und Kommune. Viele Unternehmen und Privatpersonen spenden und packen mit an – organisiert durch den Verein zur Förderung von Landwirtschaft, Handwerk und Kultur.
2013 beginnt der Wiederaufbau mit der Grundsteinlegung. In wenigen Tagen ist die Mühle nun funktionstüchtig als Schau- und Museumsmühle.
Schauvorführungen und Trauungen geplant
Ingo Waligora ist Diplom-Hobby-Windmüller und darf in Zukunft den Mahlstein wieder in Bewegung setzen. In Berlin-Britz hat er sich das Rüstzeug dazu angeeignet. Sein Engagement begann hier in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM). Jetzt ist er der ehrenamtliche Müller von Greiffenberg. "Wir sind eine Schaumühle, das heißt, wir werden die alte Mahltechnik zeigen, wir werden auch mahlen, aber wir werden keine Industriemühle sein." Zukünftig wird es neben Schauvorführungen auch Trauungen in der Mühle geben.
Auf dem Greiffenberger Mühlenberg werden es immer mehr Schaulustige. Sie halten den historischen Moment mit ihren Handys oder Fotoapparaten fest. Christel und Horst Fichtmüller gehen es jetzt langsamer an. Ihr Lebenswerk ist vollbracht.
"Ausdauer und Beharrlichkeit waren das Entscheidende", antwortet Christel Fichtmüller und blickt wieder zur Mühlenkappe, denn dort schwebt inzwischen der vierte und letzte Flügel an die richtige Stelle.
Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 13.07.2022, 16:40 Uhr
