Ausstellung in Frankfurt (Oder) - Studierende erforschen Geschichte der Viadrina-Gebäude

Di 01.11.22 | 14:37 Uhr | Von Robert Schwaß
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Viadrina Ausstellung über Gebäude
Audio: Antenne Brandenburg | 01.11.2022 | Robert Schwaß | Bild: rbb/Robert Schwaß

Die Europa-Universität Viadrina wurde 1991 gegründet. Viele der Lehrgebäude sind deutlich älter. Sie waren früher Bezirksparteischule, Kongresshotel oder Soldatenkaserne. Eine Ausstellung bringt jetzt interessante Anekdoten zu Tage. Von Robert Schwaß

Eine neue Ausstellung an der Europa-Universität Viadrina eröffnet am Dienstagnachmittag und widmet sich der Geschichte der Universitätsgebäude. Denn im neobarocken Hauptgebäude oder im großen Studentenwohnheim ist viel passiert. Doch den wenigsten der 4.600 Viadrina-Studierenden soll bekannt sein, dass in dem Uni-Campus früher junge Parteikader der SED ausgebildet wurden oder das heutige Hauptgebäude ehemals Regierungsgebäude der preußischen Bezirksverwaltung war.

"Diese unterschiedliche Vornutzung der Gebäude ist ein wichtiger Teil der Frankfurter Stadtgeschichte", sagte der Osteuropahistoriker Werner Benecke dem rbb. Zwei Semester lang hat Benecke mit Forschenden und Studierenden an der Ausstellung "Neuer Geist in alten Mauern" gearbeitet. Sie ist bis Februar 2023 in der ersten Etage des Gräfin-Dönhoff-Gebäudes in Frankfurt (Oder) zu sehen.

"Neuer Geist in alten Mauern"

Nach ihrer Neugründung im Jahr 1991 suchte die junge Europa-Universität Viadrina nach Lehrgebäuden, wie der Historiker Benecke sagte. Dabei fiel die Wahl auf Einrichtungen, die vorher ganz andere Funktionen hatten. So habe lediglich das Auditorium Maximum bereits vorher als Bildungseinrichtung gedient, sagt Benecke. Anstelle einer ehemaligen Kaserne sei mitten im Stadtzentrum in den 70ern die SED-Bezirksparteischule entstanden.

In den Wendejahren sei das Gebäude kurzerhand als Kongresshotel umfunktioniert worden, bevor es später für die Viadrina umgebaut wurde. "Das Gebäude spiegelt damit gewisser Weise auch eine turbulente Zeit des Umbruchs wieder", so Benecke.

Für die Ausstellung seien Studierende auf Spurensuche in ihren Lehrgebäuden gegangen. Verdeckte Tafeln im Hauptgebäude erinnern beispielsweise an gefallene Mitarbeiter des ehemaligen Regierungspräsidiums. Während der NS-Zeit saß die Gestapo in einem Teil des Gebäudes und organisierte die Judenverfolgung von dort aus mit.

Zeitzeugenberichte ergänzen Ausstellung

Bei der Recherche zur Geschichte der Gebäude wurde auf Archivmaterial und Zeitzeugenberichte zurückgegriffen, wie die Austellungsmacher berichteten. Dabei traten teils skurille Geschichten zu Tage: "Im Hinterhof des Hauptgebäudes befand sich einst eine Tankstelle mitsamt unterirdischem Tank", sagte die Historikerin Veronika Weisheimer. Es sei spannend, was die Gebäude, an denen man täglich vorbeigehe, alles beherbergen.

Auch Menschen aus Frankfurt und Umgebung würden mit den Gebäuden viele Erinnerungen verbinden, sagte Christina Flöhr aus dem Austellungsteam dem rbb. Flöhr habe Interviews mit Zeitzeugen geführt. Diese sollen sich an die Gründungszeit des Collegium Polonicums im polnischen Slubice oder ihre Jahre auf der ehemaligen SED-Bezirksparteischule erinnern.

Andere Zeitzeugen, so Flöhr, erzählen von ihrer Studienzeit an der Viadrina in den 1990er Jahren, als einige der neuen Gebäude noch provisorisch eingerichtet waren. Die Zeizeugengespräche können online als Podcast nachgehört werden. Christina Flöhr hoffe, dass sich während der Ausstellung noch weitere Zeitzeugen melden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.11.2022, 15.12 Uhr

Beitrag von Robert Schwaß

2 Kommentare

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  1. 2.

    Warum bezieht man nicht die Geschichte der echten alten Viadrina - die mit der Universität in Breslau fusioniert wurde - und die Geschichte der Gebäude dieser echten Vorgängerin mit ein? Da könnten auch noch lebende Zeitzeugen was dazu sagen, da einige Gebäude auch noch nach 1945 eine Weile noch standen.

  2. 1.

    "Auch Menschen aus Frankfurt und Umgebung würden mit den Gebäuden viele Erinnerungen verbinden" Ja, man hätte einfach mal Frankfurter fragen können, die schon immer hier wohnen oder Herrn Targiel vom Stadtarchiv, dann wäre das ganz schnell zusammengekommen, da es da eigentlich nichts neues zu erforschen gibt.
    N.b. "Anstelle einer ehemaligen Kaserne sei mitten im Stadtzentrum in den 70ern die SED-Bezirksparteischule entstanden." Sehr flach formuliert, das war nicht einfach irgendeine Kaserne und die Gründe für den Abriß der Kaserne könnte man auch mal kritisch hinterfragen.
    "Flöhr habe Interviews mit Zeitzeugen geführt. Diese sollen sich an die Gründungszeit des Collegium Polonicums im polnischen Slubice oder ihre Jahre auf der ehemaligen SED-Bezirksparteischule erinnern. " Das ist aber sehr junge Geschicht, also quasi gestern. Warum haben Sie nicht Zeitzeugen gesucht, die schon vor 1945 hier zu Hause waren?

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