Grenzübertritte über Belarus und Polen - Bundespolizei erfasst Geflüchtete in neuem Zentrum in Frankfurt

Fr 05.11.21 | 17:01 Uhr | Von Uta Schleiermacher
Zentrale Bearbeitungsstelle für Geflüchtete aus Belarus von Bundespolizei und BAMF
Audio: Antenne Brandenburg | 05.11.2021 | Uta Schleiermacher | Bild: Uta Schleiermacher/rbb

Die Bundespolizei sieht sich bei steigenden Flüchtlingszahlen gut vorbereitet. In einer neu eingerichteten Halle in Frankfurt (Oder) können täglich bis zu 400 Menschen überprüft werden. Dort nehmen Beamten Fingerabdrücke oder stellen Herkunft und Fluchtweg fest. Von Uta Schleiermacher

Die Bundespolizei greift weiterhin viele Flüchtlinge an der Grenze zu Polen auf. Bis einschließlich Donnerstag wurden in den ersten vier Novembertagen 572 unerlaubte Einreisen über Belarus und Polen registriert. Die deutsch-polnische Grenze ist dabei weiterhin der Brennpunkt. Im laufenden Jahr stellten die Grenzbeamten damit insgesamt bereits 8.407 unerlaubte Einreisen fest. Seit Dienstag überprüfen Polizisten die Flüchtlinge in einer neuen "Bearbeitungsstraße" - wie es in der Sprache der Behörden heißt - im Frankfurter Ortsteil Markendorf. Bisher hatte die Bundespolizei dies in Zelten auf dem Gelände der Erstaufnahmestelle in Eisenhüttenstadt durchgeführt. In der neuen Halle seien die Bedingungen laut Polizei besser.

Geflüchtete sind oft in schlechtem Zustand

Wer in Markendorf ankommt, muss dort erstmal seine Fingerabdrücke abgeben. Die Polizei fotografiert und befragt die Flüchtlinge über Herkunftsland und Fluchtweg. Manche von ihnen finden in der zentralen Stelle auch ihre Familie wieder, erzählt Wolfgang Meier, Regionalleiter beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf): "Am Donnerstag zum Beispiel haben die Schleuser eine Familie getrennt, haben Mutter und Kinder zuerst durch den Wald über Grenze geschickt. Und der Vater ist erheblich später gekommen." Zum ersten Mal seit langer Zeit habe die Familie dann in Frankfurt (Oder) wieder zusammen übernachtet.

Zentrale Bearbeitungsstelle für Geflüchtete aus Belarus von Bundespolizei und BAMF
| Bild: Uta Schleiermacher/rbb

Das Ganze passiert in einer Lagerhalle im Markendorfer Gewerbegebiet. Dort arbeiten nun Bundespolizei, Ausländerbehörde und Bamf Hand in Hand. Die Polizei überprüft nun alle Menschen, die ohne gültige Papiere über die deutsch-polnische Grenze einreisen. Viele seien in einem schlechten Zustand, sagt Markus Haustein von der Bundespolizei. Er hat die "Bearbeitungsstraße" - wie es in der Sprache der Behörden heißt - mit aufgebaut. "Es ist sehr unterschiedlich. Von durchnässten Personen bis aber auch zu leichten Blessuren kommen hier Personen an, die dann hier auch gleich ärztlich versorgt werden."

"Nicht jeder der kommt, kann sich ausweisen."

Am Freitagmittag liegen im Ruheraum mehrere junge Männer auf einfachen Feldbetten, mit dünnem Laken bedeckt. Sie erholen sich oder schlafen. Dazwischen spielen Kinder. Andere sitzen auf Bänken. Doch allen ist gemein, dass sie warten. Im Schnitt dauert es mehrere Stunden, bis eine Person alle Stationen durchlaufen hat, sagt Jens Schobranski, Sprecher der Bundespolizei Berlin-Brandenburg. "Nicht jeder der kommt, kann sich ausweisen. Dann haben wir natürlich viel mehr Aufwand zu betreiben und festzustellen, wer es ist. Die Befragung dauert länger und ist intensiver." So werde geprüft, ob Einreisende bereits irgendwo polizeilich erfasst sind. "Es ist nicht auszuschließen, dass sie möglicherweise schon einmal aus Deutschland abgeschoben worden sind."

Die Bundespolizei betreibt die Einrichtung rund um die Uhr. Rund 400 Menschen kann sie nach eigenen Angaben pro Tag überprüfen. Danach übernimmt das Bamf und verteilt sie auf die Bundesländer. Etwa 3,5 Prozent bleiben in Brandenburg, fünf Prozent kommen nach Berlin.

Aktuell ist die Einrichtung noch weit größer als benötigt. Laut Bundespolizei wurden am Donnerstag rund 130 Menschen dort erfasst. Auch deshalb ist der Bamf-Regionalleiter noch ganz entspannt. "Ohne Frage ist die Situation angespannt. Aber das ist weit entfernt von irgendeinem Notstand oder einem Vergleich, den man zu 2015 ziehen kann. Das hier ist ein geordnetes Verfahren." Einziges Problem sei, dass Brandenburg aktuell aufgrund der langen Grenze zu Polen besonders in der Pflicht stehe.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.11.2021, 15:40 Uhr

Beitrag von Uta Schleiermacher

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