Sommer 2021 - Berechnungsfehler vor 23 Jahren führt zu Dacheinsturz von Schwedter Schwimmhalle

Mi 17.11.21 | 19:33 Uhr
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Eingestüztes Dach des Sportbades Aquarium (Quelle: rbb)
Antenne Brandenburg | 17.11.2021 | Dirk Sasson | Bild: rbb

Mehr als zwei Jahrzehnte wurde das Schwedter Hallenbad unbekümmert benutzt. Kinder, Jugendliche und Erwachsene tummelten sich im Wasser. Dabei hätte es jederzeit zur Katastrophe kommen können.

Die Ursache für den Einsturz des Schwedter Schwimmhallendaches im Juli dieses Jahres konnte geklärt werden. "Festgestellt wurde, dass an einem tragenden Bauteil vor 23 Jahren falsch gerechnet wurde, eine falsche Auslegung in der Statik vorlag", sagte Dirk Sasson, Chef der Stadtwerke Schwedt, am Mittwoch dem rbb. Sein Unternehmen betreibt das Hallenbad.

"Das war eine Fachwerk-Konstruktion, wo eben drei Balken an einem Knotenpunkt zusammenkommen. Dort haben die Zug- und Scherkräfte nicht ausgereicht, um das stabil zu halten. Das wirklich Erschreckende ist, dass der Einsturz auch vor 23 Jahren hätte passieren können", so Sasson weiter. Zur Sicherheit werden nun sämtliche anderen Holzkonstruktionen in den anderen Gebäudeteilen des Spaßbades überprüft.

Es hätte Tote geben können

Die Schwimmhalle war Anfang Juli nur wenige Tage vor der geplanten Wiedereröffnung nach Sanierung eingestürzt. Bei dem Unglück wurde niemand verletzt, auch weil am Einsturztag - einem Sonntag - keine Bauarbeiter dort waren. Ein Polizeisprecher hatte in diesem Zusammenahng erklärt, wenn der Einsturz in der Woche stattgefunden hätte, hätte es womöglich Tote geben können. Eine Dachfläche von circa 50 mal 70 Meter sei in die Tiefe gestürzt. Der Schaden wurde auf mindestens fünf bis acht Millionen Euro geschätzt.

Staatsanwaltschaft stellte Ermittlungen ein

Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat nach dem Einsturz des Daches vom Sportbad "Aquarium" zunächst Ermittlungen wegen Baugefährdung aufgenommen, diese aber dann wieder eingestellt, weil keine konkrete Gefährdung für Leib und Leben eines Menschen nachgewiesen werden konnte.

Das Schwimmbad soll wieder aufgebaut werden. Anfang 2023 soll es den Angaben zufolge wiedereröffnen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.11.2021, 17.30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Ich denke mal, die beiden Seiten widerspiegeln sich: Wo jh. altes Architektur- und ingenieursmäßiges Wissen nicht mehr da ist und offenbar nur mühsam und abstrakt neu erlernt werden muss, trifft dies sowohl Architekten als auch Behörden, die sich mit Architektur befassen.

    Damit will ich keine Glorifizierung vergangener Zeiten beschwören, nur auf den Umstand hinweisen, dass die Haltbarkeit von Gebäuden vom Zusammenklang von Architektur und Ingenieurswesen abhängt. Die einen bauen rein ingenieursmäßige, doch belanglose Gebäude, andere verlegen sich ausschließlich auf effekhthaschende Architektur. Bei den Dritten gilt nichts von Beiden.

  2. 7.

    Man fragt sich natürlich, wieviele "Berechnungsfehler" bei anderen Bauten außerdem noch unentdeckt sind.
    Und: Wie kann es sein, dass ein solch mangelhafter Bau von den für die Abnahme zuständigen Behörden freigegeben werden konnte?

  3. 6.

    Nur durch riesigen Zufall starb niemand bei dem Einsturz. Da ist die Wortwahl im Artikel drittrangig. Viel relevanter ist erstmal, dass die Staatsanwaltschaft damals fast sofort die Ermittlungen eingestellt hat. Jetzt sagt der Chef der Stadtwerke zur Unfallursache: "Es wurde festgestellt...". Wer hat das festgestellt? Welche Qualifikationen haben die Feststellenden? Wie kann es z.B. sein, dass bei der statischen Auslegung offenbar die Alterung der Komponenten nicht berücksichtigt wurde. Oder, wenn der Fehler bei den Sanierenden gelegen haben sollte, wieso wird das nicht thematisiert? - Es geht hier um konkrete Risiken für Menschenleben, und nicht "nur" um Steuermillionen, die wegen mangelhaften Lernens aus vergangenen Fehlern vielleicht auch künftig wieder vernichtet werden.

  4. 5.

    Laut Bericht bestand der Fehler ueber 23 Jahren. Falschberechnung der Statik.
    Gluecklicherweise ist eben nie was passiert, aber alles wird auch älter, wird müde und wenn nicht genug
    Puffer da ist, dann knallts halt. Ob der Fehler gerichtlichtl. Folgen hat oder verjährt ist müssten Richter entscheiden ni ht Leser.

  5. 4.

    Statiker sind eine der wenigen Berufsgruppen die direkt haften...zahlen deshalb sehr hohe Versicherungen und sind faktisch auf Lebenszeit ohne Aufträge, wenn etwas schief geht.
    #rbb24: die Recherche ist noch offen oder sie geht zu weit?

  6. 3.

    1. Ich habe den Artikel gelesen.
    2. Vermutlich haben sie aber meinen Kommentar nicht gelesen.
    3. Ich bin im Gegensatz zu Ihnen Bauingenieur.
    Wenn im Beitrag steht, dass NACH DER SANIERUNG der Unfall auftrat UND NICHT IN DEN JAHREN DAVOR, MIT HOHEN SCHNEELASTEN, dann ist das das so.
    Ende und Aus

  7. 2.

    Bitte den GANZEN Artikel lesen:
    "Festgestellt wurde, dass an einem tragenden Bauteil vor 23 Jahren falsch gerechnet wurde"
    Der Fehler ist also bereits vor 23 Jahren gemacht worden, und hat - zum Glück - erst nach der Sanierung Auswirkungen gezeigt...
    Wo finden Sie hier Berichterstattung "im Stil der BILD" ??

  8. 1.

    "...nach Sanierung eingestürzt..."
    Im Stil der BILD wird hier schon wieder suggeriert, dass diese Gefahr 23 Jahre lang bestandt. Was soll denn dieser Revolverjournalismus.
    Wir hatten Jahre, wo richtig dicker Schnee lag. Wenn das so gewesen wäre, dass die Gefahr schon immer akut war, hätten die Schneelasten das vorher knacken lassen und nicht jetzt im Sommer. Vielleicht sollte man erst mal abwarten, ob bei der Sanierung gepfuscht wurde. Man, oh man.

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