Deutsch-Polnisches Polizeizentrum in Swiecko - 15 Jahre gemeinsam gegen Grenzkriminalität

Mi 18.01.23 | 18:40 Uhr
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Symbolbild. (Foto: Patrick Pleul/dpa)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 18.01.2023 | M. Nowak/M. Lietz | Bild: Patrick Pleul/dpa

Vom vergessenen Führerschein über Diebstahlsdelikte bis zu über die Grenzen geflüchtete Doppelmörder: Das deutsch-polnische Polizeizentrum hat alle Händevoll zu tun. Seit 2007 wird von Swiecko die Arbeit abgestimmt - mit zunehmendem Erfolg.

Die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Kriminalität an der deutsch-polnischen Grenze hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Zahl der Anfragen an das gemeinsame Zentrum von deutschen und polnischen Sicherheitsbehörden in Swiecko (Polen) stieg nach Angaben des Brandenburger Polizeipräsidiums seit 2008 von 15.000 auf 25.000 im vergangenen Jahr. "Was gestiegen ist, ist die Akzeptanz und die Nutzung des Zentrums, insofern haben wir deutlich höhere Anfragezahlen als zum Start 2007", sagte Polizeipräsident Oliver Stepien bei der Festveranstaltung am Mittwoch zum 15-jährigen Bestehen des deutsch-polnischen Zentrums in Swiecko.

Neun Sicherheitsbehörden aus Polen und Deutschland kooperieren

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) erklärte zudem, dass das Zentrum ein Herzstück für die Sicherheit seit der Öffnung der polnischen Grenze ist. "Das war von Anfang an klar, dass man das nur durch Kooperation kompensieren kann. Und deshalb ist es für mich auch symbolisch gut, dass es gelungen ist, einen Tag bevor die Grenze zu Polen gefallen ist, dieses gemeinsame Zentrum zu gründen", sagte er am Mittwoch dem rbb.

Swiecko wurde 2007 mit dem Wegfall der Grenzkontrollen im Schengen-Gebiet als eine der ersten gemeinsamen Institutionen eingerichtet. Das östlichste Zentrum in Deutschland ist für die deutsch-polnische Außengrenze zuständig und soll für einen schnellen Austausch an Infos zwischen den Sicherheitsbehörden beiderseits der Oder sorgen - etwa über Diebstähle, Schmuggel, Kontrollen und Gefährdungslagen. Neun Behörden aus beiden Ländern arbeiten im hier zusammen, darunter die Bundespolizei und Landespolizisten aus Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Brandenburg.

Ein Bundespolizist und ein polnischer Grenzschützer stehen an der Autobahn A12 am ehemaligen Grenzübergang in Swiecko. (Foto: Patrick Pleul/dpa)Zusammen unterwegs. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Nicht nur gute Sprachkenntnisse erforderlich

Insgesamt 37 deutsche und 18 polnische Polizei- und Zollbedienstete sind im Polizeizentrum Tag für Tag im Einsatz. Sie tauschen sich zu polizeilichen Einsätzen und Straftaten aus und koordinieren grenzüberschreitende Einsatzmaßnahmen. Das Spektrum reiche "vom vergessenen Führerschein über Diebstahlsdelikte bis zu über die Grenzen geflüchtete Doppelmörder einfach alles, was das polizeiliche Leben hergibt", beschreibt Polizeidirektor Ulf Buschmann, Koordinator der deutschen Entsendebehörden, die Aufgaben des Polizeizentrums.

Damit das funktioniert, sind nicht nur gute Sprachkenntnisse wichtig. "Wir haben unterschiedliche polizeiliche Strukturen, Befugnisse und Möglichkeiten. Die muss ich einfach kennen, damit ich nicht enttäuscht bin von meinen Partnern, der sagt, das kann ich jetzt nicht machen", so Buschmann weiter.

Seit 2014 mehr Befugnisse

Ein neuer Polizeivertrag von 2014 half, Möglichkeiten des Infoaustausches zwischen beiden Ländern zu erweitern. So muss die Verfolgung eines flüchtenden Straftäters nicht an der Staatsgrenze enden. Unter festgelegten Voraussetzungen könnte ein deutscher Funkwagen dem Flüchtigen bis an die Schengen-Außengrenze Polens folgen.

Insgesamt 500 solcher sogenannten Nacheile-Maßnahmen hat es bereits gegeben - bei der längsten Verfolgung von Deutschland mit Grenzübertritt nach Polen wurde eine Strecke von über 100 Kilometer zurückgelegt.

Swiecko war auch in die Ermittlungen zum Dresdner Juwelenraub involviert

Auch die Ermittlungen zum Juwelenraub im Grünen Gewölbe in Dresden hat das gemeinsam Zentrum unterstützt. Bei dem Einbruch wurden 2019 Juwelen von Kurfürst August dem Starken gestohlen, der auch König von Polen war. Es seien auch Kulturgüter weggekommen, die für die sächsisch-polnische Geschichte unersätzlich seien, berichtete Jörg Kubiessa, Landespolizeipräsident in Sachsen. "Die Komplexität einer solchen Ermittlung bringt viele Spuren, die überprüft werden müssen." Es habe auch Hinweise aus Polen gegeben, das Zentrum habe unkompliziert an den Ermittlungen mitgearbeitet.

Alles verläuft sehr eingespielt

Nach 15 Jahren habe sich diese Zusammenarbeit eingespielt, sagt Buschmanns Pendant aus Polen - Sylwester Ksiuk. "Es sind viele Freundschaften entstanden. Wir können aber noch kein Beispiel vorweisen, dass eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in Form einer Ehe entstanden ist, obwohl ich das auch kenne."

Berlin jetzt auch mit dabei

Auch Berlin ist längst Partner des Zentrums, bislang aber ohne Mitarbeiter. Künftig soll dort auch ein Vertreter der Berliner Polizei arbeiten - erst einmal in einem 24-monatigen Pilotbetrieb. Vor allem beim Kfz-Diebstahl und bei Betrugsdelikten wie dem sogenannten "Enkeltrick" sei die Zusammenarbeit eng, hieß es.

Sendung rbb24 Inforadio, 18.01.2023, 16:10 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Gute Arbeit. Immer nur positive Meldungen. Große Akzeptanz. Das muss genutzt werden. Gibt es denn Wünsche an die Bürger?

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