15,5 Prozent mehr Geld - Einigung bei Tarifverhandlungen im GLG-Klinikum Eberswalde

Mi 26.04.23 | 15:05 Uhr
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Archivbild: Das Werner-Forßmann-Krankenhaus in Eberswalde. (Quelle: dpa/H. Wiedl)
Audio: Antenne Brandenburg | 26.04.2023 | Tony Schönberg | Bild: dpa/H. Wiedl

Bereits in der ersten Verhandlungsrunde haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer geeinigt. In vier Schritten sollen die Löhne der nichtärztlichen Beschäftigten bis 2024 steigen. Der Abschluss ist aber auch mit Forderungen verbunden.

Bei den Tarifverhandlungen des GLG-Werner-Forßmann-Klinikums in Eberswalde (Barnim) ist es bereits in der ersten Verhandlungsrunde zu einer Einigung gekommen. Das bestätigte das Klinikum am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Demnach steigen die Löhne der nichtärztlichen Beschäftigten um insgesamt 15,5 Prozent bis zum 1. Mai 2024.

Verdi-Mitglieder profitieren früher

Konkret sieht die Einigung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer wie folgt aus: Die Beschäftigten in Eberswalde erhalten rückwirkend zum 1. Januar drei Prozent mehr Gehalt. Von den weiteren Entgeltsteigerung ab Mai profitieren insbesondere die Verdi-Mitglieder früher. So steigt für sie ebenfalls rückwirkend die Entgelte zum 1. April um weitere vier Prozent; für Nicht-Mitglieder tritt die Lohnerhöhung erst ab 1. Mai in Kraft. Gleiches gilt für die Erhöhung zum 1. November (Verdi-Mitglieder) beziehungsweise 1. Dezember (Nicht-Mitglieder) um drei Prozent sowie zum 1. März 2024 (Verdi-Mitglieder) beziehungsweise 1. Mai 2024 (Nicht-Mitglieder) um noch einmal fünf Prozent.

Für den Vertrag wurde eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2024 vereinbart. Ab Oktober kann über den Manteltarifvertrag verhandelt werden, etwaige Einigungspunkte würden dann frühestens zum 1. Januar 2024 wirksam, so das Klinikum. Die nun vereinbarten Ergebnisse stehen unter Vorbehalt, da die Gremien der Einigung noch zustimmen müssen, wie es von dem Klinikum weiter heißt.

Das Eberswalder Krankenhaus ist das Schwerpunktkrankenhaus der GLG. Allein in der Berufsgruppe Pflegedienst waren laut Klinikum zum Jahresende 2022 über 400 Pflegekräfte beschäftigt.

Die letzte Tarifrunde für den nichtärztlichen Dienst sei demnach 2020 erfolgt. Damals wurden bereits Lohnsteigerungen für die Jahre von 2020 bis 2022 von 20 Prozent zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern vereinbart. Die nun vereinbarten 15,5 Prozent haben ein Gesamtvolumen von über 6,5 Millionen Euro, wie das Klinikum mitteilt.

Intensive Verhandlungen

Zu der Einigung war es bereits am Montagabend gekommen, wie das Klinikum am Mittwoch mitteilte. Vorausgegangen seien fast fünf Stunden Verhandlungen zwischen der GLG Gesellschaft für Leben und Gesundheit und der Gewerkschaft ver.di, geprägt von intensiven Gesprächen, Sitzungsunterbrechungen und kontinuierlich evaluierten Tarifanpassungsangeboten, heißt es in der Pressemitteilung.

GLG-Geschäftsführer Jörg Mocek bedankte sich am Donnerstag bei der Tarifkommission und der Gewerkschaft für die konstruktiven Verhandlungen. "Die Krankenhäuser in Deutschland befinden sich weiterhin in finanzieller Schieflage. Insbesondere die Corona-Pandemie, die Energiekrise und die Inflation verursachen Mehrkosten in erheblichen Größenordnungen", so Mocek. Mit dem vorliegenden Tarifabschluss sei das Klinikum an die "wirtschaftliche Schmerzgrenze" gegangen. "Uns als GLG war es jedoch wichtig, dass wir die inflationären Belastungen der Beschäftigten ausgleichen", sagte der Geschäftsführer weiter.

Leistungssteigerung gefordert

Das Ergebnis sei vor allem im Hinblick auf das negative operative Ergebnis von -2,3 Millionen Euro im ersten Quartal 2023 auch mit Forderungen verbunden. "Ein Tarifabschluss mit einem Volumen von über 6,5 Millionen Euro, bei einem aktuellen Defizit von -2,3 Millionen Euro macht jedoch auch deutlich, welche Leistungssteigerung nun vom ärztlichen und nichtärztlichen Dienst erfolgen muss", so Mocek. Die entsprechenden Rahmenbedingungen seien nun gegeben. Durch die ärztlichen und pflegerischen Leitungskräfte seien nun Maßnahmenpläne zur wirtschaftlichen Optimierung erarbeitet worden, welche nun konsequent umgesetzt werden müssten, kündigt der GLG-Geschäftsführer an.

Auch Verdi-Verhandlungsführer Ivo Garbe zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf und den Ergeb­nissen der Tarifeinigung: "Das Ergebnis kann sich sehen lassen und hat Bedeutung über Eberswalde hinaus. Der Weg zum TVöD ist geebnet."

Die Entgelterhöhungen seien dadurch ermöglicht worden, weil sich viele Beschäftigte in der Gewerkschaft organisiert hätten und es einen starken Rückhalt der Belegschaft gebe, so Garbe weiter: "Die Entgelterhöhungen werden die Beschäftigten schnell spüren und das Klinikum auch für neue Fachkräfte attraktiv machen." Darüber hinaus sei bereits jetzt vereinbart worden: "Im Oktober geht es um weitere Verbesserungen bei der Arbeitszeit, eine Jahressonderzahlung, Zulagen und vieles mehr", sagte der Gewerkschafter.

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.04.2023, 15:30 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Zustimmung!
    Der letzte Absatz sagt vieles ...
    "... werden die Beschäftigten schnell spüren ..." und auch die Patienten

  2. 1.

    "Ein Tarifabschluss mit einem Volumen von über 6,5 Millionen Euro, bei einem aktuellen Defizit von -2,3 Millionen Euro macht jedoch auch deutlich, welche Leistungssteigerung nun vom ärztlichen und nichtärztlichen Dienst erfolgen muss"

    Wie stellt man sich das vor? Schneller operieren, schneller dokumentieren, noch weniger Zeit für die einzelnen Arbeitsgänge? Nur noch ein halbes Brötchen für den Kassenpatienten zum Frühstück?
    Die Maßnahmenpläne zur wirtschaftlichen Optimierung werden aufschlußreich sein.

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