rbb|24-Datenrecherche - Bei einfachen Snacks und Imbissen schlägt die Inflation besonders zu

Mi 26.04.23 | 07:51 Uhr | Von Haluka Maier-Borst
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Ein Mädchen isst Pommes
Audio: Fritz | 26.04.2023 | Anja Haufe | Bild: dpa/R.Utrecht

Gemüsesuppe für vier statt zwei Euro und Pommes für das Dreifache des Preises von vor einem Jahr: Eine rbb|24-Datenrecherche zeigt, dass gerade in der einfachen Gastronomie sich die Preise besonders stark verteuert haben. Von Haluka Maier-Borst

Am Wochenende mit Freunden und Freundinnen schick essen gehen. Oder nach einem langen Arbeitstag noch schnell ein einfacher Snack. Das gehört zu den kleinen Vorzügen des Lebens. Doch in Zeiten der Inflation sind gerade der Imbiss und die einfachen Gerichte auswärts sehr viel teurer geworden, wie eine Datenrecherche von rbb|24 zeigt.

Während kleine Gerichte und Beilagen sich binnen neun Monaten im Mittel um mehr als 25 Prozent verteuert haben, sind es bei Gerichten, die bislang zehn Euro und mehr gekostet haben, nur acht Prozent.

Besonders deutlich wird die Situation, wenn man sich einzelne Extrembeispiele für Gerichte anschaut. Während zum Beispiel ein T-Bone-Steak in einem Berliner Restaurant nun 32,90 Euro kostet anstatt wie bisher 28,90 Euro, gibt es in einem anderen Berliner Restaurant die Portion Kartoffelpuffer inzwischen für sportliche 11,90 Euro – anstatt für zuvor sehr preiswerte 3,50 Euro.

Ähnlich ist es mit den Pommes. Je nach Restaurant finden sich hier Preissprünge von 2,90 auf 3,50 Euro (plus 21 Prozent) oder gar von sehr günstigen 1,80 Euro auf 5,90 Euro (plus 228 Prozent). Gleichzeitig ist ein "Scampi-Pfännchen" im Preis "nur" von 23,50 Euro auf 25,50 Euro (plus 8 Prozent) gestiegen.

Dass vor allem die zuvor günstigen Gerichte extrem im Preis zulegen, ist ein Muster, das vergleichbar ist mit einem anderen Phänomen in der Inflation. Nämlich dass Discounter-Produkte deutlich mehr im Preis angezogen haben als Marken-Produkte. Und auch hier können wieder verschiedene Gründe angeführt werden.

Woher kommen die Daten?

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Argumentiert man aus der Sicht von Gastronomen, so ließe sich sagen, dass kleine Imbisse und Restaurants wohl knapper kalkulieren. Entsprechend schlägt die allgemeine Inflation viel heftiger durch als in der gehobenen Gastronomie, weil die Preise der Zutaten und die Kosten für die Energie einen größeren Anteil des Endpreises ausmachen.

Hinzu kommt, dass generell in der Gastronomie die Arbeitskräfte fehlen. Entsprechend müssen Restaurants inzwischen mit deutlich mehr als dem Mindestlohn Arbeitskräfte locken, wie Britta Schautz, die Projektleiterin für den Bereich "Lebensmittel und Ernährung" der Berliner Verbraucherzentrale erklärt. Nicht jeder stark angezogene Preis sei also per se unverhältnismäßig.

Argumentiert man aber aus Verbrauchersicht, so sind die Preissteigerungen trotzdem oft zu hoch. Denn während die allgemeine Vorjahresmonat-Inflation bei 7,7 Prozent für Berlin liegt, ist selbst das mittlere Gericht laut rbb|24-Recherche 13 Prozent teurer geworden. Und das alleine im Zeitraum Juni 2022 bis April 2023. Schautz sagt: "Wo wir vom anderthalbfachen, doppelten Preis oder mehr reden, kann man schon sagen, dass das weder der Inflation noch einer überfälligen Anpassung geschuldet ist."

Grundsätzlich deutet die rbb|24-Datenrecherche auch an, dass die veröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamtes die aktuellen Probleme der Inflation nur unzureichend beleuchtet. Denn wie auch bei den Lebensmitteln scheint es massive Unterschiede zwischen der Verteuerung bei günstigen und Premium-Produkten zu geben. Es unterscheidet sich aber dabei auch die Methodik der Statistischen Landesämter von der Methodik, mit der rbb|24 rechnet.

Das Statistische Landesamt sammelt monatlich Daten dazu, wie sich bestimmte Produkte oder zum Beispiel bestimmte Gerichte in Läden oder eben Restaurants verteuert haben. Das hat den Vorteil, dass die Inflation danach berechnet wird, was typischerweise jemand im Restaurant bestellt. Sobald aber jemand von diesem Idealtyp der Statistik abweicht, kann seine persönliche Inflation sehr anders ausfallen.

rbb|24 hat dagegen von 44 Restaurants in Berlin die kompletten Speisekarten digital gescannt und die mittlere Inflation all dieser Produkte errechnet. Entsprechend können sich die errechneten Preissteigerungen unterscheiden. Das ist somit die durchschnittliche Menü-Inflation gewissermaßen. Wie oft oder selten ein Gericht vielleicht aber bestellt wird, fließt bei dieser Berechnung nicht ein.

Die Tatsache, dass speziell die günstigeren Speisen teurer geworden sind, hat aber auch eine soziale Komponente. So sagt die Verbraucherschützerin Schautz, dass insbesondere die Einkommensschwachen diese Entwicklung hart trifft. "Diese Menschen müssen sowieso schon mehr sparen, weil eben Lebensmittel im Einzelhandel teurer geworden sind und wenn nun auch die einfachen Gerichte stark im Preis anziehen, dann wird Essengehen zu etwas sehr Exklusivem."

Und an dieser Situation wird sich wohl erstmal nichts ändern. Denn das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in München (Ifo) zeigte in seiner jüngsten Branchenumfrage zu den Preiserwartungen, dass sowohl im Einzelhandel als auch der Gastronomie nach wie vor die Mehrheit von weiter steigenden Preisen ausgeht.

So abgedroschen es klingen mag: die Inflation wird wohl auch in den nächsten Monaten weiter die Ärmeren deutlich härter treffen als die Reichen.

Sendung: Fritz, 26.04.2023, 06:30 Uhr

Beitrag von Haluka Maier-Borst

61 Kommentare

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  1. 61.

    Es gibt nur dumme Käufer,das bewahrheitet sich immer wieder.Wenn mir der Preis exorbitant zu hoch ist,lasse ich es,obwohl ich es könnte.Mir gehts um das Prinzip.

  2. 60.

    Imbissbuden hatten von allen gastronomischen Einrichtungen am wenigsten unter den Corona-Maßnahmen zu leiden.

  3. 59.

    Ich brauche weder lactosefreie noch sonst was für Neuschöpfungen an Lebensmitteln. Auch sonst fehlt es bei an mir an Hype & drive.
    Dennoch fragt man sich, was es bei Magerquark 20% eines Preisaufschlages von fast 1 EUR bedarf.
    Vielleicht haben Sie da ja eine Erklärung?
    Im übrigen sind Ihre Begriffe früher noch ohne (D)Englisch ausgekommen und hießen schlicht und erfreifend:nominal Produkte.

  4. 58.

    Wer ist egoistisch?
    Der Imbissbudenbesitzer, der die Coronajahre durchstehen musste, seine Leute/Preissteigerungen finanzieren muss, evtl. um sein "Familienunternehmen" bangt, seine eigene Miete ect. bezahlen muss und nicht weiß (wie wir alle), was noch so auf uns zukommt?
    In der derzeitigen Situation würde Sie zum Unkostenpreis verkaufen oder doch versuchen etwas "vorzusorgen"?

  5. 57.

    Alle springen auf den Zug auf, der Mensch ist halt egoistisch. Finde ich übrigens gut.

  6. 56.

    Danke für den interessanten Artikel. Wohl wahr, die Preissteigerungen treffen vor allem die, die ohnehin wenig haben. Und normalerweise verkneift man sich dann den Luxus. Der Besuch am Imbissstand oder im Restaurant ist zwar schön, aber nicht lebensnotwendig. Und - wenn es sich um Fastfood handelt - auch nicht unbedingt gesund. Andererseits kann man das hier eingesparte Geld möglicherweise für hochwertigere Lebensmittel im Supermarkt einsetzen. Hängt halt davon ab, wie oft man sonst üblicherweise außerhalb isst. Aber wenn es möglich ist, hat man sogar was gewonnen. Und selber zu kochen kann ja auch Spaß machen. Think positiv!

  7. 55.

    Ein Glück habe ich noch nie irgendwelche Imbissbuden frequentiert. Wurst und Döner und Glutamat-Nudeln - nee danke. Hat mir zum Glück alles noch nie geschmeckt. Ich gehe lieber einmal im Monat lecker und dann auch etwas teurer essen und ernähre mich ansonsten von Selbstgekochtem.

    Vielleicht wird die Gesellschaft ja durch diesen enormen Preisanstieg etwas gesünder und schlanker - dann ist es doch eigentlich eine positive Entwicklung.

  8. 54.

    6 Döner Buden auf 500 Meter, da sollte doch der Verbraucher etwas machen können!
    und beim Preis ist es natürlich nur Zufall, wenn alle im Gleichschritt erhöhen

  9. 53.

    Mit Inflation ist die Preissteigerung an den Imbissbuden nicht zu begründen, sondern mit Morgenluft. Also Finger weg, dann regelt Angebot und Nachfrage das von alleine und keiner von den Gierhälsen wird dadurch mehr Umsatz machen (und gesünder isses auch noch) ...

  10. 52.

    Wie muss der Preis gesetzlich angegeben werden? Frage beantwortet.

  11. 51.

    Sie behaupten, sie müssen liefern. Ich zweifle lediglich ihre kruden Behauptungen an. Kleiner Tipp: lesen sie weniger Unsinn im Internet, erhöht die Lebensqualität ungemein.

  12. 50.

    "lag aber immer über Mindestlohn"

    "Dann hat sie gekündigt und bekommt jetzt woanders Mindestlohn"

    Ihre Verwandte verdiente Mindestlohn und kündigte, um anschliessend wieder Mindestlohn zu verdienen?

    Ergibt Sinn.

  13. 49.

    Deswegen esse ich nicht mehr solches Fast Food. Die Preise sind einfach zu hoch.

    Gleiches auch bei Süßigkeiten. 2,59 EUR für Kinder Country, was ich schon mit 1,99 EUR zu teuer empfand, weil der Preis 1,49 EUR zuvor schon an der Schmerzgrenze war, denn es sind immerhin 2,99 DM, was wiederum an damalige Tankstellenpreise erinnert.

    Nein, danke. Für mich sind Süßigkeiten nun langsam ein Relikt aus der Vergangenheit.

  14. 48.

    Entwarnung Leute. Es geht niemand pleite. Die verkaufen nur nichts mehr. Vorrübergehend natürlich. Wie sie mit den Schulden dann einen neuen Imbis öffnen oder ihre Kredite abzahlen, da muss Habeck noch mal zu Maischberger zum beantworten.
    Ich kaufe mir auch keinen Döner mehr für 6 Euro oder teurer. Nicht zu vergessen: doppelter Preis = doppelte Steuereinnahmen für Lindner. Könnte man auch sagen der Staat saniert sich durch die Folgen seiner Sanktionspolitik?

  15. 47.

    Die Leute wissen traurigerweise so wenig über Ernährung. Sie sind einfach zu faul

  16. 45.

    Dann benennen Sie doch auch nur einen einzigen Buchstaben dieser Aussage, der nicht der Realität entspricht. Zur Erinnerung "WIR verzichten auf günstige Energie und Rohstoffe. Kaufen lieber das exorbitant überteuerte von unseren "Freunden", die un s schamlos ausplündern." Der User schreibt doch auch noch "schöne Grüße an PCK" PCK bekommt kein/zu wenig ÖL weil ? weil ? ? ? Weswegen bauen wir Flüssiggasterminals in Naturschutzgebiete um da völlig überteuertes LNG von wem anzuliefern ? ? weil ? weil ? ? ? Wie kann man nur so Faktenignorant sein? Das sind doch keine Propagandainformationen von irgendeinem fremden Terrorstaat sondern das kann jeder in unseren eigenen Medien nachlesen. Natürlich könnte man darauf kommen, wenn einer ein Embargo verhängt und dann behauptet der andere setzt das unter Embargo liegende als Waffe ein schon mal nachdenklich werden.

  17. 44.

    Alles ein Wahnsinn, macht alles keinen Spaß mehr!

  18. 43.

    Momentan sind die Imbisse etc noch dabei, die Preissteigerungen des letzten Jahres zu verkraften, drohen doch ordentliche Nachzahlungen im Energiebereich. Und solange sie noch keine Abrechnung haben und nicht wissen wo sie wirklich stehen, werden sie mit ihren Preisen trotz jetziger Preissenkungen nicht sofort runtergehen (können). Dafür habe ich Verständnis.
    Ob man jetzt 5 € für eine Bratwurst ausgibt/ausgeben kann, wird natürlich jede/r selbst entscheiden. Wenn einem was an diesen Läden oder deren Inhabern liegt, wird das wohl eine Zeitlang (?) In Kauf nehmen. Die anderen natürlich nicht. Der Vorwurf der Preistreiberei würde ich diesem traditionell nicht gerade reichen Gewerbe allerdings nicht machen. Zu fragil ist deren Existenz.

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