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Audio: Fritz | 31.03.2022 | Anja Haufe | Quelle: dpa/Michael Buholzer

Corona-Regeln beim Einkaufen

Einzelhändler wollen Kunden tendenziell auch ohne Maske einlassen

Vor dem Einkaufen ist das Aufsetzen einer Maske längst zur Gewohnheit geworden. Die Pflicht dazu fällt nun weg. Händler, Apotheken oder Gastronomen können allerdings von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und die Regel beibehalten.

Nach lange geltenden Corona-Vorgaben können sich Menschen in Berlin und Brandenburg darauf einstellen, wieder ohne Maske einkaufen zu gehen. In Berlin fällt die Pflicht dazu weg, wenn die Geschäfte am Freitag öffnen, in Brandenburg dann ab kommendem Montag - gewisse Schutzvorkehrungen können aber bleiben: Händler, Gastronomen oder Apotheken könnten von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und das Tragen einer Maske in ihren Geschäften vorschreiben.

Zum Schutz des Personals können vor Ort auch Hygienekonzepte umgesetzt werden. Die Gewerkschaft Verdi berichtete von Sorgen unter den Beschäftigten. Mehrere Handelsketten riefen indes auch weiterhin dazu auf, lieber an Masken zu denken.

Viele Gastro-Betriebe pro Maske

Berliner Gaststättenverband erwartet Durcheinander bei der Maskenpflicht

Die Maskenpflicht ist ab April für Gastronomen keine Vorschrift mehr, trotzdem wollen etliche Bars, Restaurants und Hotels in Berlin daran festhalten. Für Kunden könnten die geltenden Regeln ab dem Wochenende unübersichtlich werden.

Keine Maskenpflicht mehr bei Ikea und Woolworth

Vor allem in den Lebensmittelgeschäften wird es wohl nicht nach einem Ende der Maskenpflicht aussehen, sagte Björn Fromm, Präsident des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg e.V. dem rbb. Viele Betriebe seien besorgt, dass sich das Personal mit Corona infizieren könnte. Der Krankenstand sei schon jetzt hoch.

Konkrete Einzeländler äußerten sich dem rbb gegenüber bislang allerdings tendenziell in Richtung Wegfall der Maskenpflicht. Der Möbelhändler Ikea erklärte, man treffe die Regelungen nach den staatlichen Vorgaben - sollte die Maskenpflicht im Handel aufgehoben werden, gelte dies auch für Ikea. "Angesichts des dynamischen Infektionsgeschehens weisen wir aber gern darauf hin, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auch weiterhin sich selbst und andere schützt", sagte eine Sprecherin.

Bei der Kaufhauskette Woolworth entfällt ab kommender Woche ebenfalls die Maskenpflicht. "Das Hausrecht allein sehen wir nicht als Grundlage für solch eine einschränkende Maßnahme", sagte ein Sprecher. Auch der eigenen Belegschaft will Woolworth das Tragen von Masken nicht vorschreiben. Die Firma setzte darauf, dass Kundschaft und Belegschaft verantwortungsvoll mit der Situation umgehen.

Thalia setzt auf Schnelltests für Mitarbeitende

Von der Buchhandelskette Thalia hieß es, die Maskenpflicht werde nicht aufrechterhalten. Den Beschäftigten würden weiter Selbsttests und Masken zur Verfügung gestellt, die Nutzung sei freiwillig. Auch beim Textilhändler Primark fällt die Maskenpflicht. "Wenn es keine gesetzliche Vorschrift gibt, empfehlen wir das Tragen von Masken", sagte eine Sprecherin. Man hoffe, "dass die Menschen auch weiterhin an andere denken und sie tragen, wenn sie können".

Nach dem geänderten Infektionsschutzgesetz sind den Ländern nur noch wenige Alltagsvorgaben zu Masken etwa in Kliniken und Pflegeheimen möglich. Weitergehende Auflagen auch mit Maskenpflichten im Handel können sie in regionalen Hotspots verhängen, wenn das Landesparlament für diese eine drohende kritische Corona-Lage feststellt. Vorerst sind solche Hotspots aber nur in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg vorgesehen.

Die Rechtsexperten der Verbraucherzentrale und des Internetportals bussgeldkatalog.org erklärten, das aufgrund des Hausrechts die Eigentümer von Läden und Märkten Regeln für den Zutritt aufstellen dürfen. Diese Regeln dürfen zwar nicht dem Gesetz und den Rechten der Kunden entgegenstehen. Aber das könnte bei einem Maskengebot auch nur in sehr wenigen Ausnahmefällen zutreffen, etwa wenn Kunden wegen einer Erkrankung oder Behinderung keine Maske tragen können.

Edeka will Maskenpflicht nicht per Hausrecht durchsetzen

Nach mehreren Handelsketten hat auch Edeka angekündigt, die Maskenpflicht nicht grundsätzlich aufrechtzuerhalten. "Da fehlen uns die Möglichkeiten der Kontrollen", sagte eine Sprecherin der Supermarktkette der Deutschen Presse-Agentur. Das Unternehmen empfehle zwar weiterhin beim Besuch der Supermärkte das freiwillige Tragen einer medizinischen Maske, um Kunden und Mitarbeiter zu schützen. "Leider hat der Gesetzgeber mit der Novelle des Infektionsschutzgesetzes entschieden, dass die Pflicht zum Tragen von Masken nur noch in Ausnahmefällen und in besonderen Hotspots angeordnet werden kann", kritisierte Edeka. "Man kann daher nun nicht erwarten, dass wir mithilfe des Hausrechts weiterhin eine Maskenpflicht durchsetzen."

Einige Lebensmittelhändler und Drogerie-Ketten hielten sich auf Anfrage bedeckt und erklärten nur, dass man die staatlichen Vorgaben stets umsetze - wie es nächste Woche bei ihnen konkret weitergeht, ließen zum Beispiel Rewe, Lidl und DM offen. Der Lebensmittelhändler Globus mit 53 Märkten legte sich fest: "Wenn die Maskenpflicht fällt, fällt diese auch in unseren Markthallen weg", sagte Globus-Manager Sascha De Rosa. Mitarbeitern und Kunden stehe es frei, "weiterhin eine Maske zu tragen, um sich und andere dadurch zu schützen".

Desinfektionsmittel am Ladeneingang und Plexiglasscheiben an Kassen oder Infoschaltern soll es auch weiter geben - das betonten mehrere Firmen. "Auch weil es oft dem mehrheitlichen Kundenwunsch entspricht und als besonderer Service empfunden wird", hieß es vom Verband.

Trotz Corona-Lockerungen

Berliner Kultureinrichtungen halten an Maskenpflicht fest

Einkaufen, Restaurantbesuch, ins Theater gehen: All das geht ab Freitag wieder ohne Maske in Berlin. Und das, obwohl die Infektionszahlen weiterhin sehr hoch sind. Grund genug für viele große Kulturhäuser, vorerst bei der Maskenpflicht zu bleiben.

Gastronomen und Apotheken halten an Maskenpflicht fest

Viele Hotels und Gaststätten in Berlin wollen nach dem Auslaufen der meisten Berliner Corona-Regeln am Freitag weiter an der Maskenpflicht festhalten. "Die Inzidenzen sind gewaltig hoch, deswegen sind die Hotels und Gaststätten in der Frage, wie sie mit dem Wegfall der Maskenpflicht umgehen wollen, gespalten", sagt Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga im Gespräch mit rbbl24. Jeder zweite Betrieb wolle die Maskenpflicht deshalb beibehalten.

Berliner Hotels würden mit ihren Prognosen für das laufende Jahr sogar wieder auf dem Niveau von 2019 liegen. Unter diesen Voraussetzungen sei ein Ausfall von Mitarbeitern durch Quarantäne schwer auszugleichen.

Abgesehen von Gastrobetrieben bitten auch Berliner Apotheken ihre Kunden, weiter Maske zu tragen. "Die extra dafür hergestellten Hinweisschilder werden nicht zu übersehen sein", erklärte der Sprecher des Berliner Apotheker Vereins Stefan Schmidt dem rbb. In der Apotheke hielten sich oft kranke oder besonders gefährdete Personen auf, die durch das Tragen von Masken geschützt werden sollten, so Schmidt.

Bereits am Mittwochvormittag hatten führende Theater und Opernhäuser der Hauptstadt erklärt, an einer Maskenpflicht in ihren Häusern festhalten zu wollen.

Sendung: rbb24-Abendschau, 31.03.2022, 19:30 Uhr

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