Kostenexplosion - Umbau der Komischen Oper Berlin soll fast 440 Millionen Euro kosten

Do 29.09.22 | 21:37 Uhr
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Archivbild: Komische Oper in der Behrenstraße, Berlin Mitte - Gebäude Außenansicht. (Quelle: imago images/Schoening)
Audio: rbb24 Inforadio | 29.09.2022 | Andrea Marczinski | Bild: imago images/Schoening

Die Komische Oper Berlin ist marode, die Sanierung und Erweiterung wird seit Jahren geplant. Nun liegt eine konkrete Kostenkalkulation vor. Und die zeigt: Es wird voraussichtlich fast doppelt so teuer wie zunächst veranschlagt.

Sanierung, Erweiterung und Umbau der Komischen Oper Berlin (KOB) sollen nach jetzigem Planungsstand 437,4 Millionen Euro kosten. Das geht aus einer Pressemitteilung der Senatsbauverwaltung vom Donnerstag hervor. Zunächst hatte die "B.Z." berichtet.

Vor vier Jahren waren in einem ersten Bedarfsprogramm für die Erneuerung der Komischen Oper rund 227 Millionen Euro veranschlagt worden. Allerdings war schon früh davon ausgegangen worden, dass der Umbau teurer werden würde.

Die jetzt vorliegenden Schätzungen seien auf Basis des Siegerentwurfs kalkuliert worden, heißt es von der Senatsbauverwaltung. Allein 116,1 Millionen Euro sind demnach auf die steigenden Baupreise zurückzuführen. Für "Unvorhergesehenes" beispielsweise sind 42,6 Millionen Euro einkalkuliert und 34,7 Millionen Euro für ein Ausweichquartier.

CDU: Kostensteigerung nicht in Investitionsplanung abgebildet

Die entsprechenden Vorplanungsunterlagen wurden laut der Bauverwaltung nun zur senatsinternen Prüfung eingereicht. Ein Ergebnis werde Ende des Jahres vorliegen und den entsprechenden Fachausschüssen vorgestellt.

Die Komische Oper solle auch in Zukunft Bestand haben, erklärte Kulturstaatssekretär Thorsten Wöhlert. "Der Siegerentwurf, der nun in eine erste Planung übersetzt wurde, liefert dafür eine valide Grundlage."

Kritik kommt aus der Opposition. Es sei nicht nachvollziehbar, warum der Senat diese Kostensteigerung nicht in der Investitionsplanung abbilde, zitiert die "B.Z." den CDU-Finanzexperten Christian Goiny. "Damit schadet er dem Projekt. Das hat die Komische Oper nicht verdient."

Noch kein Zeitplan für Umbau

Die Komische Oper soll im kommenden Sommer in das Schillertheater umziehen. Erst danach könnten die bauvorbereitenden Maßnahmen beginnen. Angaben zur Dauer der Baumaßnahmen wollte Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt zunächst nicht machen, sie verwies auf die nächste Planungsphase. "Insbesondere mit Blick auf die Bausubstanz, die erst nach dem Auszug der KOB begutachtet werden könne und den Baugrund sei mit einem erhöhten Schwierigkeitsgrad zu rechnen", hieß es.

Vor Jahren wurde bereits die nahe gelegene Berliner Staatsoper saniert. Wegen diverser Probleme verzögerte sich die Fertigstellung um Jahre. Die Kosten stiegen von den ursprünglich geplanten 240 Millionen Euro auf rund 400 Millionen Euro.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.09.2022, 21:42 Uhr

33 Kommentare

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  1. 33.

    P. S. Die schlechten Zahlen der „Kulturbetriebe“ und hohen Subventionen beziehen sich übrigens auf je einen „Kulturbetrieb“.

    Ein Fass ohne Boden also, tendenziell ist der Bereich „Kultur“ m. E. auch nur ein linker Versorgungspostenträger in weiten Teilen.

    Den mit 35 Mio. subventionierten Eigen-Umsatz (ca. 6 Mio.)der komischen Oper erwirtschafte ich - überspitzt - als selbständiger Unternehmer übrigens fast alleine, ohne viele Mitarbeiter und einem Palast.

    Auch benötige ich oder ein anderer Berliner Betrieb für sich bei diesem marginalen Umsatz (mangels ausreichendem bürgerlichen Interesse) der komischen Oper keine 450 Mio. für eine schlichte Betriebsstätte.

    Das Geld sollte vorerst also stärker vom Kulturbereich entnommen und in den Schulsektor umgeleitet werden.

  2. 32.

    Anders ist es und das ist auch logisch zu schließen: Es heißt ja nicht "nach der NS-Zeit", sondern seit der NS-Zeit. Das heißt, die Nazis haben mit diesem faktischen politischen Autismus begonnen und er ist unter sehr verschiedener Flagge dann fortgeführt worden.

  3. 30.

    "Unerträglich" sind übrigens Kommentare, die alles mal wieder vollkommen verkürzt darstellen, weil deren Verfasser/innen leider nicht in der Lage sind, das große Ganze im Zusammenhang zu erfassen und es in ihrer verkürzten Version dann wenig geistreich als "unerträglich" bezeichnen."


    https://www.berlin.de/rechnungshof/aktuelles/veroeffentlichungen/artikel.357035.php

    Vergleich der Komischen Oper Berlin und der Volksoper Wien GmbH

    Haben leider keine aktuellen Zahlen gefunden.

    Fakt war seinerzeit, Komische Oper Berlin

    - eigenerwirtschaftete Erträge

    5,67 Mio

    - Zuschuss aus öffentl. Mitteln

    31,33 Mio


    Haben Sie hier freundlicherweise ggf. neuere Zahlen für mich ? Scheint stark so, als würde mit mehr als 30 Mio. subventioniert werden.

    Wichtig wäre auch, würden Sie Ihre Behauptung der positiven wirtschaftlichen Effekte für das Land Berlin mit validen Zahlen belegen können.

    Danke vorab.

  4. 29.

    „Es ging ihm doch eindeutig um „Bauskandale“ in einer Demokratie. Und wann begann diese Zeit?“

    Das wird für mich nicht deutlich … Aber ja: In der Weimarer Republik – die NS-Diktatur war dann jedenfalls definitiv keine Demokratie mehr. „Seit …" oder „mit BEGINN der NS-Zeit …" wäre etwas eindeutiger gewesen. Würde mich auf jeden Fall freuen, wenn ich Herrn Krüger da missverstanden hätte!

  5. 28.

    Ob Sie da „Helmut Krüger“ missverstanden haben? Es ging ihm doch eindeutig um „Bauskandale“ in einer Demokratie. Und wann begann diese Zeit?

  6. 27.

    „Ich fürchte, dieses Wissen ist in Berlin seit der NS-Zeit verschütt gegangen.“

    Das klingt ja beinah so, als wäre damals alles in bester Ordnung gewesen … Nur mal so, zur Erinnerung: Die NS-Zeit hat Berlin letzten Endes komplett zerstört und ist die Ursache für alles, was danach kam und von Ihnen als so negativ angeführt wird …

  7. 26.

    „Ich fürchte, dieses Wissen ist in Berlin seit der NS-Zeit verschütt gegangen.“

    Das klingt ja beinah so, als wäre damals alles in bester Ordnung gewesen … Nur mal so, zur Erinnerung: Die NS-Zeit hat Berlin letzten Endes komplett zerstört und ist die Ursache für alles, was danach kam und von Ihnen als so negativ angeführt wird …

  8. 25.

    "Solange das Volk friert, sollten für solche Luxusausgaben alle Gelder sofort gestoppt werden."

    Das "Volk" friert überhaupt nicht; die Heizperiode hat ja noch nicht mal begonnen. Kommentare wie Ihren möchte ich übrigens ganz ausdrücklich in den letzten Absatz meines vorherigen Kommentars miteinschließen!

  9. 24.

    "Ob man das in Berlin auch weiß? Bis jetzt ist ja alles gut gegangen."

    Ich fürchte, dieses Wissen ist in Berlin seit der NS-Zeit verschütt gegangen. Erst die überbordende Reichshauptstadt, versucht geadelt zur Welthauptstadt Germania, dann waren es erklärte Frontstädte auf beiden Seiten, die jeweils von den beiden Staaten alimentiert wurden, aber doch eigentlich im eigenen Saft schmorten.

    So etwas verschwindet ja nicht über Nacht, es verliert sich erst nach Generationen. Damit will ich keine Rechtfertigung liefern, nur eine Erklärung. Diese ist definitiv nicht parteilich geschieden.

  10. 23.

    „Kultur“ ist in Berlin halt wesentlich wichtiger als „Schulbildung“ (Lehrer, Schulen).

  11. 21.

    Ob etwas 200 oder 400 Millionen kostet, ist in unserer Gesellschaft nicht mehr wichtig. Das Geld ist eh nicht da, es wird erschaffen in der Zukunft.
    Viel wichtiger finde ich eine Diskussion, ob Berlin heute nicht ein oder 2 Bühnen verlieren sollte. Mit dem eingesparten Millionen dürften über Jahre kita und schulpersonal profitieren oder mehr kleinkultur und sozialläden gefördert w er den.

  12. 20.

    Also, ich persönlich würde mich ja schon mit einer deutlich geringeren Summe komplett sanieren können …

    Aber mal im Ernst: Als Teil der Berliner Kulturlandschaft bringt die Komische Oper dem Land wichtige Einnahmen. Über die Tickets hinaus, die bei gut 1000 Plätzen pro mehr oder weniger ausverkaufter Vorstellung zigtausende Euro einbringen, werden auch noch Einnahmen im Hotel- und Gasstättengewerbe erzielt, wovon wiederum die Löhne der dort Beschäftigten sowie Steuern gezahlt werden; und auch ansonsten lassen touristische Gäste Geld in anderen Geschäften, wo es dasselbe Spiel ist. All das füllt dann schlussendlich auch wieder die Töpfe, aus denen beispielsweise Schulen gebaut und saniert werden.

    "Unerträglich" sind übrigens Kommentare, die alles mal wieder vollkommen verkürzt darstellen, weil deren Verfasser/innen leider nicht in der Lage sind, das große Ganze im Zusammenhang zu erfassen und es in ihrer verkürzten Version dann wenig geistreich als "unerträglich" bezeichnen.

  13. 19.

    Immer diese unnötige Nostalgie, ist ähnlich wie beim Olympiastadion, einfach abreißen und was sinnvolles Neues schaffen.

  14. 18.

    Für Kunst sollte man Geld ausgeben. Vor allem der Staat. Weil es demokratischer nicht geht. Nur wirkt das Beschriebene hier nicht sehr professionell. Wenn man es nicht kann, sucht man sich jemanden der es kann. Sonst wird es teuer. Ob man das in Berlin auch weiß? Bis jetzt ist ja alles gut gegangen. Erfolgsgeschichten diesbezüglich gibt es so viele, dass man die wenigen Großprojektpannen vergisst? Bornierte Ignoranz und Arroganz sind schlechte Begleiter.

  15. 17.

    In diesen Krisenzeiten sind solche extremen Ausgaben vollkommen fehl am Platz. Keiner weiß was auf die Bevölkerung noch zu kommt und da hat ein Operngebäude absolut keine Priorität.

  16. 16.

    Ich bin wirklich ein großer Freund der Oper, aber das ist jetzt doch ein bisschen happig, gerade in dieser Zeit, wo sowieso schon -zig Milliarden verfeuert werden.
    Ich verstehe ja den Wunsch, etwas zu schaffen, dass dann die nächsten fünfhundert Jahre Bestand hat und ideale Bedingungen bietet - aber vielleicht ginge es ja doch mit weniger als der Maximalvariante, die wir hier anscheinend vorliegen haben...

  17. 15.

    "...ist gezwungen den billigsten Anbieter zu wählen..."
    Irgendwann kursierte ja mal die Idee (Vorbild war irgendein Land, aber ich erinnere mich nicht mehr), immer den ZWEITbilligsten Anbieter zu nehmen.
    Alle Probleme gelöst, kein Unterbietungswettbewerb - und trotzdem kommt es nie zustande...

  18. 14.

    Solange das Volk friert, sollten für solche Luxusausgaben alle Gelder sofort gestoppt werden.

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