Konzertkritik | Allah-Las im Metropol - Die wollen nur spielen
Den Allah-Las wird oft nachgesagt, dass sie ja die psychedelische Musik der 1960er Jahre nur kopieren würden mit ihrem Vintage Sound. Na und? Sagt Hendrik Schröder, der die Band am Mittwoch im Berliner Metropol gesehen hat.
Kennengelernt haben sich die Allah-Las vor 15 Jahren in einem Plattenladen. Seitdem haben sie aberhunderte Konzerte gespielt und vier sehr gute Alben mit psychedelisch-surfendem Sixties-Sound veröffentlicht. Jetzt kommen die Musiker aus L.A. auf die Bühne, als hätten sie gerade noch aufgegessen oder ein Baseball-Spiel zu Ende geschaut. Und jetzt wäre es dann aber wohl mal Zeit für das Konzert. So entspannt sind sie.
Drummer Matthew mit einer Art Anglerhut auf dem Kopf, als komme er gerade vom Fischen, hinter seinem nur mit den allernötigsten Trommeln bestückten Schlagzeug. Basser Spencer mit einer Baseballkappe und Jeanslatzhose, so sieht er aus wie ein US-Mechaniker aus dem letzten Jahrhundert. Und Leadgitarrist Pedrum mit einer winzigen Gitarre ohne Kopf und mit Mini-Korpus, die an vielen anderen total lächerlich aussehen würde, an diesem naturcoolen, keine Miene verziehenden Schlacks aber sehr lässig herunterhängt. So weit die Optik.
Hippe Leute statt grauhaarige Rentner
Die Musik der Allah-Las klingt allerdings genau so relaxed wie die vier Bandmitglieder plus Tourpianist aussehen. Der Sound ist von Anfang an sehr gut im Metropol, was überhaupt eine klasse Location ist, mit den Emporen, von denen man runter schauen kann auf den richtig gut gefüllten Saal. Die Leute kommen schnell in Fahrt.
Klar, um jetzt völlig auszuflippen, dafür ist die Musik der Allah-Las zu zurückhaltend, Köpfe werden genickt, manche machen sich ein kleines bisschen Platz zum Tanzen. Der Vintagesound der Band würde auf den ersten Blick ein grauhaahriges Rentnerpublikum vermuten lassen bei dieser Band, aber das Gegenteil ist der Fall, da stehen junge, superhippe Leute aus der ganzen Welt.
Ampeg und Fender
Seitdem es die Band gibt, wehrt sie sich dagegen, ausschließlich in die Vintage-Ecke gestellt zu werden, man bediene ja auch modernere Rocksounds, sagen sie gerne. Aber mit Verlaub, die modernen Sachen fallen nicht weiter auf.
Alleine die Verstärker, die die Band spielt: alte Ampeg und Fender, und davon auch nicht die sonst oft üblichen Türme, sondern die kleinere Combo-Verstärker, bei denen Amp und Box in einer Kiste verbaut sind. Dazu die schöne Surfersound Slide Gitarre, also das alles klingt so sehr nach 60s, nach den Kinks und den Animals und the Doors und Psychedelicsound, wenn das kein Vintage (oder Retro?) Sound ist, was dann? Bei Studioaufnahmen nutzt die Band bis zum Mikrofon nach Möglichkeit Originalequipment aus den 1960ern Jahren, live ist das offenbar nicht viel anders.
Instrumente werden getauscht
In der Vergangenheit hatten die Allah-Las manchmal Stress wegen ihres Namens. Religiöse Fanatiker dachten, die Band mache sich über sie lustig. Ein Mal versuchte ein Mann bei einem Auftritt in den Niederlanden, einen mit Gasflaschen beladenen Lieferwagen in eines ihrer Konzerte zu fahren, er wurde vorher gestoppt. Dabei soll der Name gar keine religiöse Anspielung sein, er klang einfach gut, sagt die Band.
Schwer zu glauben auch, dass diese fünf Knuddeltypen da vorne es auf Stress mit irgendwem anlegen. Die singen reihum ihre Songs, jeder ist mal dran, die tauschen die Instrumente zwischendurch, die sagen Sachen wie "Ich lieben Deutschland" und sonst nicht viel. Die haben schon weit über 1.000 Shows zusammen gespielt, in dieser Besetzung. Die wollen, man kann es so sagen, einfach nur spielen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 14.09.2023, 7:55 Uhr