Erlebnispfad im Volkspark Friedrichshain - Wo die Blässralle auf dem Springbrunnen brütet

So 01.05.22 | 16:20 Uhr | Von Anke Michel
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Märchenbrunnen, Volkspark Friedrichshain, Berlin (Quelle: dpa/Schoening)
Audio: rbb 88.8 | 26.04.2022 | Anke Michel | Bild: dpa/Schoening

Uralte Eichen, Fledermäuse und Greifvogel-Reviere – der neue Erlebnispfad im Volkspark Friedrichshain will Besucherinnen und Besuchern neue Naturerfahrungen bieten. Manchmal ist das auch zum Schmunzeln. Von Anke Michel

Mitten auf dem großen Teich im Volkspark Friedrichshain hat sich eine Blässralle zum Brüten ihr Nest gebaut – und zwar ausgerechnet auf den Düsen des Springbrunnes für die Wasserfontänen. Damit sprudelt hier erstmal nichts, bis der Vogel seine Eier ausgebrütet hat. Stadtnatur-Rangerin Janet Huber lacht und erzählt: "Der zuständige Mitarbeiter für den Springbrunnen fragt immer mal wieder nach, wann er das Wasser anstellen könne. Aber da müssen wir einfach abwarten."

Der Volkspark Friedrichshain ist der älteste Park Berlins – und einer der artenreichsten und vielfältigsten. Damit Besucher und Besucherinnen auf Entdeckungstour gehen können, gibt es seit dieser Woche den "Erlebnispfad Stadtnatur". Den rund zwei Kilometer langen Weg haben das Stadtnatur-Ranger-Team der Stiftung Naturschutz Berlin gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg entwickelt. Mit dabei: Janet Huber und ihre Kollegin Kristina Roth. Zwölf Stationen im Park sind auf einem Faltplan eingezeichnet, der in den umliegenden Cafés oder bei der Stiftung Naturschutz kostenlos zu erhalten ist.

Der Große Teich mit der brütenden Blässralle ist eine dieser Stationen. Hier lassen sich wunderbar Wasservögel beobachten. Und dank des Parkplans erfährt man Erstaunliches: Auf dem Teich schwimmen auch die orangefarbenen Mandarinenten. Sie stammen ursprünglich aus Asien, sind jedoch seit mehr als 100 Jahren in Berlin heimisch. In Asien dagegen ist ihre Anzahl erheblich zurückgegangen. So kommen mittlerweile asiatische Ornithologen nach Berlin, um hier die Tiere zu beobachten.

Mandarinenente im Volkspark Friedrichshain (Quelle: rbb/Michel)
Mandarinenente | Bild: rbb/Michel

Zusätzliche Fütterung kann zur Überpopulation führen

Warum man die Tiere im Park nicht füttern sollte, sieht man an weiteren Bewohnern: Am Teich brüten seit dem vergangenen Jahr Schwäne, da sie hier von Parkbesuchern zusätzlich gefüttert wurden. Doch die Tiere finden in der Natur ausreichend Nahrung und eine zusätzliche Fütterung kann zu einer Überpopulation führen. Auf dem eingezäunten Teich im Volkspark Friedrichshain können die Jungtiere gar nicht fliegen lernen – die Bäume rundherum sind viel zu hoch, wie die Stadtnatur-Rangerinnen erklären. Also müssen die Jungschwäne im Hebst eingefangen und an einen Lebensort gebracht werden, der besser für sie geeignet ist.

Eichhörnchen und Stieleiche

Im Volkspark Friedrichshain leben aber nicht nur Wasservögel, wie Stadtnaturrangerin Kristina Roth sagt. "Der Park ist voller Eichhörnchen, die sind ja sehr beliebt – und da sie gefüttert werden, auch recht zutraulich", berichtet sie. "Wir haben einen Fuchs hier, Igel, wir haben Greifvögel im Park, die hier jagen, Fledermäuse und Kaninchen. Und es gibt Weinbergschnecken, eine recht ungewöhnliche Art für die Stadt." Ähnlich vielfältig ist die Pflanzenwelt im Park. Eine weitere Station des Erlebnispfades ist die rund 800 Jahre alte und 35 Meter hohe Stieleiche. Sie ist ein Naturdenkmal, das heißt, sie steht wegen ihrer Schönheit und großen Bedeutung unter besonderem Schutz. Der Plan hat hier gleich noch einen Stadtnatur-Tipp bereit: Aus Eicheln kann man sich einen Kaffee kochen. Wie das funktioniert, wird genau erklärt.

Rangerin Janet Huber im Volkspark Friedrichshain
Rangerin Janet Huber im Volkspark Friedrichshain | Bild: Thomas Rautenberg/rbb

Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) sagte zur Eröffnung; "Der Stadtnatur-Erlebnispfad wurde etabliert, damit wir, wenn wir in den Park kommen, um uns zu erholen, vielleicht doch entdecken, dass es hier viel mehr gibt, als wir sonst sehen." Mit dem ungeübten Auge übersehe man sonst leicht, "welche Schätze es hier so gibt".

Im Rahmen von Führungen kann der Erlebnispfad Stadtnatur auch gemeinsam mit den Rangerinnen entdeckt werden. Aber ausgestattet mit dem Plan mit seinen vielen Tipps und Hinweisen können Besucherinnen und Besucher auch auf eigene Faust viel Neues im Park entdecken. Auf Hinweistafeln an den einzelnen Stationen ist bewusst verzichtet worden, da man Vandalismus befürchtet.

Der Erlebnispfad Stadtnatur ist so wohl auch mit der Hoffnung verbunden, dass die Berlinerinnen und Berliner die Natur besser wertschätzen und schützen, wenn sie Zusammenhänge nachvollziehen und verstehen können Und vielleicht daran denken, was zurückgelassener Müll für Tiere und Pflanzen bedeutet, die es in dieser grünen Oase mitten in Berlin so zahlreich gibt. Der nächste Erlebnispfad ist schon in Arbeit: Er soll noch in diesem Jahr im Görlitzer Park in Kreuzberg eröffnet werden.

Sendung: rbb 88,8, 26.04.2022, 16:50 Uhr

Beitrag von Anke Michel

4 Kommentare

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  1. 4.

    Das Problem haben wir ja leider in allen Straßen, Parkanlagen und sogar Wäldern, das die Leute mit ihren Pizzakartons etc. anrücken, aber zu faul sind, sie wieder mitzunehmen. Auch aufgestellte Müllcontainer nützen leider nichts, wie man im Volkspark Schöneberg sehen kann. Die Wiese ist vollgemüllt, der Container halbleer. Schade!!

  2. 3.

    Eichelkaffee hat "Omi" oft gemacht. Ja, man liebt ihn oder eben nicht. Wer mal sich ausprobiern möchte ...
    https://unkrautgourmet.blogspot.com/2014/12/muggefug-teil-2-der-eichelkaffee.html

  3. 2.

    Das Bild sagt doch alles, warum muss man sich auf den Sandstein setzen wenn es Bänke gibt???

  4. 1.

    Ich habe schon als Kind in diesem Park gespielt. Aber so dreckig, wie er jetzt ist haben wir ihn ihn verlassen.

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