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Video: rbb|24 | 23.07.2022 | Material: Julian von Bülow | Quelle: imago images/Bernd Elmenthaler

Pride-Parade

Hunderttausende feiern Christopher Street Day in Berlin

Nach einer Corona-Zwangspause ist am Samstag wieder eine große Pride-Parade durch Berlin gezogen. Hunderttausende Teilnehmer:innen feierten friedlich den Christopher Street Day, doch auch der Krieg in der Ukraine war ein bestimmendes Thema.

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie hat in Berlin am Samstag wieder ein großer Umzug anlässlich des Christopher Street Days (CSD) stattgefunden. Hunderttausende hätten dabei ein "starkes Zeichen für Vielfalt, Freiheit und Respekt und gegen Hass, Krieg und Diskriminierung" gesetzt, erklärte die Berliner Senatskanzlei auf Twitter. Vor dem Bundeskanzleramt und auf dem Reichstagsgebäude wehten aus diesem Anlass zum ersten Mal Regenbogenfahnen.

Die Polizei sprach am Abend von 350.000 Teilnehmer:innen, nachdem sie am Nachmittag zunächst eine Teilnehmerzahl im unteren sechsstelligen Bereich genannt hatte. Mitorganisator Ulli Pridat sagte am Abend in der rbb24 Abendschau, er gehe von mindestens 600.000 Menschen aus, die bei der Pride-Parade dabei waren.

Mediziner stuft Übertragungsrisiko gering ein

Affenpockenvirus dämpft Vorfreude auf den Christopher Street Day etwas

Der CSD kehrt zurück: Nach den Pandemie-Jahren demonstriert die LGBTQA*-Community mit wohl Hunderttausenden für ihre Rechte in Berlin. Die Veranstalter sind wegen zunehmender Affenpocken-Infektionen aber besorgt. Von Lena Petersen

"Im Moment überschattet der Krieg alles"

Das diesjährige Motto des CSD-Umzugs in Berlin für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen lautete "United in Love! Gegen Hass, Krieg und Diskriminierung". So waren auch Teilnehmer aus der queeren Community in der Ukraine eingeladen. "Im Moment überschattet der Krieg alles", so Pridat. "Deswegen sind wir sehr stolz, dass heute Aktivist:innen hier sind." Eine Teilnehmerin aus der Ukraine sagte, wenn Putin die Ukraine erobere, würden Lesben, Schwule und queere Menschen niemals die Rechte haben wie in Europa.

Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) erinnerte bei der Eröffnung des Umzugs daran, dass Homosexualität in 70 Staaten weltweit strafbar sei, "in nicht wenigen Ländern mit der Todesstrafe bedroht". Für diese Menschen müsse Berlin "ein sicherer Hafen" sein.

Zuvor hatte Lederer zum Gedenken an die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Homosexuellen einen Kranz am Denkmal in Tiergarten niedergelegt.

"Berlin ist und bleibt Regenbogenhauptstadt"

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) beklagte anlässlich des CSD Diskriminierung sexueller Minderheiten: "Auch heute noch werden Menschen, die sich zur LSBTI-Community zählen, ausgegrenzt und sogar körperlich angegriffen." Die Geschichte des Christopher Street Days erzähle von Mut, Freiheit und dem Wunsch nach Selbstbestimmung, aber auch von Diskriminierung und Gewalt. LSBTI steht für Lesben, Schwule, Bi-, Trans und Intersexuelle.

"Hass und Ausgrenzung müssen wir uns deshalb entschieden entgegenstellen", mahnte Giffey. Sie forderte alle Bürgerinnen und Bürger auf, derartiges Verhalten nicht zu ignorieren, sondern klar Haltung dagegen zu beziehen. "Berlin ist und bleibt Regenbogenhauptstadt", betonte sie. Selbst konnte Giffey wegen einer Corona-Infektion nicht an der diesjährigen Parade teilnehmen.

Route des Berliner CSD-Umzugs

Von der Spree nach Schöneberg zum Brandenburger Tor

Der große Demonstrationszug zum Christopher Street Day beginnt in diesem Jahr an der Leipziger Straße. Die Schlagader in der östlichen Innenstadt ist nicht der einzige Ort, an dem mit Sperrungen oder Behinderungen gerechnet werden muss.

Von der Spree nach Schöneberg zum Brandenburger Tor

Von Mitte ging es über den Potsdamer Platz zur Potsdamer Straße nach Schöneberg. Dort befindet sich mit dem Nollendorfplatz das Herz des Berliner Regenbogenkiezes.

Von dort führte der Umzug zum Großen Stern, also durch das Botschaftsviertel und den Tiergarten. Gegen 16.30 Uhr näherte sich der erste Wagen auf der Straße des 17. Juni dem Ziel. Jedoch kam die Parade wie zuvor schon an anderen Stellen wegen der Menschenmassen auch drumherum nur langsam voran. An der Siegessäule bogen die Protestler samt Bass-Unterstützung Richtung Brandenburger Tor ab. Dort war bis in den Abend hinein eine Abschlussparty mit Bühnenprogramm geplant.

Bei dem Demonstrationszug waren nach Angaben der Veranstalter 96 Fahrzeuge und mindestens 80 Fußgruppen aus aller Welt dabei - so viele wie noch nie beim CSD in Berlin. Darunter sind auch Menschen aus der Ukraine, die sich seit fünf Monaten eines russischen Angriffskrieges erwehren muss.

CSD zuletzt wegen Corona stark eingeschränkt

Der Berliner CSD ist eine der größten Veranstaltungen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-, intergeschlechtlichen und queeren Community in Europa. Die Teilnehmer gehen einerseits gegen Gewalt und Benachteiligung an. Andererseits wollten viele auch eine sommerliche Mega-Party feiern.

In den letzten beiden Corona-Jahren fand der CSD in Berlin nur eingeschränkt statt. 2020 wurde die Parade offiziell abgesagt, einige Tausend Menschen gingen trotzdem bei einer Alternativveranstaltung auf die Straße. 2021 demonstrierten Zehntausende bei einer abgespeckten CSD-Parade unter strikten Corona-Auflagen, zudem galt ein Alkoholverbot.

Der Christopher Street Day wird weltweit gefeiert. Zurück geht die Bewegung auf Ereignisse im Juni 1969, als Polizisten in New York eine Bar in der Christopher Street stürmten und so einen Aufstand von Schwulen, Lesben und Transmenschen auslösten.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.07.2022, 14:00 Uhr

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