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Video: rbb24 abendschau | 23.08.2022 | Quelle: dpa/A.Gora

Klinikum in Berlin

Virchow-Pflegepersonal in Mitte muss bald bis zu 300 Euro Parkgebühren zahlen

Eigentlich sollten Ausnahmeregelungen die Mitarbeitenden des Virchow-Klinikums in Mitte vor monatliche Parkgebühren bis zu 300 Euro schützen. Bisher wurden aber alle Anträge abgelehnt. Die neue Parkzone rund ums Klinikum wird derweil bereits kontrolliert.

Diejenigen Mitarbeitenden des Virchow-Klinikums in Berlin-Mitte, die für ihren Dienst das Auto nutzen, müssen ab kommenden Montag pro Stunde zwei Euro Parkgebühren zahlen. Der Bezirk hat die Straßen rund um das Klinikum zur gebührenpflichtigen Parkzone erklärt.

Eigentlich waren Ausnahmeregelungen für Angestellte im Schichtdienst geplant, allerdings wurden alle vom Bezirksamt bisher bearbeiteten Anträge abgelehnt.

"Von den bisher 61 bearbeiteten Anträgen hat kein Antrag die im landesweiten Leitfaden vorgegebenen Voraussetzungen erfüllt.", schreibt ein Sprecher des Bezirksamts Mitte auf Anfrage des rbb. 47 weitere Anträge seien noch nicht bearbeitet.

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Unverständnis beim Personal

"Man hat sich auf das Wort des Bezirks verlassen, dass es für Schichtarbeiterinnen eine bessere Lösung gibt", sagt Alexander Eichholtz vom Klinikpersonalrat dem rbb im Interview.

Allerdings zeigten die vom Bezirk streng gesetzten Bedingungen wie zum Beispiel der Arbeitsbeginn vor 5:30 Uhr, "dass sich das nur Menschen ausgedacht haben können, die nicht in der Schichtarbeit sind."

Eichholtz verweist auch auf die sowieso schon schwierige Personalsituation. "Ich verstehe nicht, wie man die Anträge ablehnen kann, in dem Wissen, dass es sowieso schwierig ist, Hebammen und Kinderkrankenpflegerinnen zu rekrutieren und wir eine Versorgungskrise bei vielfältigen Ambulanten haben."

Der Vorstand versuche derzeit weiter nach Lösungen für die Mitarbeitenden zu suchen.

Bis zu 300 Euro Parkgebühren pro Monat

Die neue Parkzone 77 umfasst das Gebiet zwischen Seestraße, Müllerstraße, Fennstraße und Sylter Straße. Dort parken viele Mitarbeitende des Virchow-Klinikums, die im Schichtdienst arbeiten.

Sie müssen ab Montag Parktickets für zwei Euro die Stunde ziehen. Geht man von einem Arbeitstag um die acht Stunden aus, könnten so pro Monat bis zu 300 Euro zusammenkommen.

Quelle: dpa/Schoening

Eichholtz: "ÖPNV ist keine Alternative"

"Die Kollegen werden gehen", sagt Eichholtz. In einer Zeit, in der sowieso schon alles teurer werde, kämen zusätzliche Kosten von bis zu 300 Euro alleine fürs Parken zu einem sehr schlechten Zeitpunkt und könnten drastische Folgen haben. "Die Mehrbelastung äußern die Kolleginnen und Kollegen vielfach und auch sehr deutlich."

Neben der finanziellen gäbe es auch einen zeitlichen Aspekt, denn auch der ÖPNV sei laut Eichholtz keine Alternative: "Wenn man als junge Kollegin um 22:48 Uhr aus der Klinik kommt und weiter draußen wohnt, geht oder möchte man das nicht."

Gerade die, die durch die ebenfalls angespannte Wohnungssituation in der Umgebung nicht in Kliniknähe wohnen können oder wollen "sagen gerade durchaus: Wir lassen uns Zwischenzeugnisse geben und wir werden uns einen Arbeitgeber suchen, der näher am Wohnort ist."

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Kontrollen laufen bereits

Die Parkzone 77 ist seit laut Bezirk seit dem 15. August aktiv und es fänden bereits Kontrollen statt. In den ersten zwei Wochen würden allerdings "im Rahmen des üblichen sanften Starts" nur Hinweiszettel verteilt werden, teilte der Pressesprecher des Bezirks auf Anfrage mit. Ab kommenden Montag würden diese dann aber durch Strafzettel ersetzt werden.

Sendung: Inforadio, 23.08.2022., 15:35 Uhr

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