Angriffe, Pöbeleien, Drohungen - Berliner Krankenhauspersonal wird immer häufiger attackiert

Do 18.08.22 | 08:02 Uhr
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Ein Krankenpfleger ist in einem Spiegel in der Notaufnahme von einem Krankenhaus zu sehen. (Quelle: dpa/Friso Gentsch)
Audio: rbb 88,8 | Do 18.08.22 | Bild: dpa/Friso Gentsch

Besorgniserregende Tendenz in Berliner Krankenhäusern: Das Pflegepersonal wird häufig zur Zielscheibe von aggressiven Patienten und deren Besuchern. Der Senat hat Zahlen dazu veröffentlicht.

Krankenschwestern, Pfleger und Rettungssanitäter werden in oder vor Berliner Krankenhäusern immer wieder angepöbelt, bedroht und auch angegriffen und verletzt.

Im vergangenen Jahr registrierte die Statistik der Polizei 160 entsprechende Fälle, davor waren es 145. Im laufenden Jahr lagen Ende Juli bereits 84 solcher Taten vor. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine CDU-Anfrage hervor.

Polizei zählt ein versuchtes Tötungsdelikt

Am häufigsten werden Krankenschwestern und Pfleger von Patienten oder deren Verwandten oder Freunden angegangen. Unter den 104 entsprechenden Taten im vergangenen Jahr waren 69 Körperverletzungen, 22 Bedrohungen, 12 sonstige Taten und ein versuchtes Tötungsdelikt. Feuerwehrleute waren 11 Mal Opfer, sonstige Rettungskräfte 45 Mal.

Bei wie vielen Fällen Banden- oder Clankriminalität im Spiel war und wie viele "tumultartige Zusammenrottungen" es in solchen Fällen gab, konnte die Polizei nicht sagen, weil es dazu keine statistische Erfassung gab. Einige Fälle sind aus den vergangenen Jahren bekannt, in den sich Dutzende oder mehr Verwandte eines verletzten oder getöteten Kriminellen in aggressiver Stimmung vor Krankenhäusern versammelten.

Tausende Polizeieinsätze vor und in Kliniken

Die Gesamtzahlen aller Polizeieinsätze in und vor Krankenhäusern sind beträchtlich größer. Im vergangenen Jahr lag sie bei knapp 8.000 - mehr als 20 pro Tag. Fast 600 Einsätze gab es allein im Krankenhaus Friedrichshain, rund 500 im Klinikum Neukölln und 480 im Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in Lichtenberg. Das Urban-Krankenhaus in Kreuzberg kam auf mehr als 400 Einsätze und das Hedwig-Krankenhaus in Mitte auf 390.

Sendung: Inforadio, 18.08.2022, 08:20 Uhr

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76 Kommentare

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  1. 76.

    Werter CDA, vielen Dank für ihre Jahrzehnte lange Arbeit, ebenso der Arbeit aller Rettungs- und Hilfskräfte.
    Ein Antidiskriminierungsgesetz mit deutlichem Verweis auf den Artikel 3 unseres Grundgesetzes macht schon Sinn, weil Menschen eben auch subjektiv handeln können.
    Es ist nur ein grundsätzliches Problem in unserer Gesellschaft, dass allen immer die Rechte vorgelesen und beigebracht werden. Dass mit Rechten aber auch gleichlautende Pflichten verbunden sind, wird nicht vermittelt. Beispiel: Wenn ich das Recht auf körperliche Unversehrtheit für mich beanspruche, dann muss ich dies auch anderen gewähren. Weil die eben auch dieses Recht haben. Daher verbietet sich ein Angriff auf Menschen, auch Menschen in Polizeiuniform oder weißem Kittel. Ich selber bemühe mich im Alltag, den Jugendlichen in meinem Umfeld dies auch zu vermitteln. Gefühlt bin ich da wohl die Minderheit. Die justiziare Durchsetzung der Pflichen ist auch so ein eigenes Thema.

  2. 75.

    Seit mehr als 30 Jahren war die Polizei der Prügelknabe der Nation. Hat kaum interessiert. Nun sind weitere Berufsgruppen, die auch nur helfen wollen, betroffen! Jetzt wacht man langsam auf? Ich fürchte, es wird zu spät sein, noch eine entscheidende Wende einzuleiten. Bestimmte Gruppen wissen längst, ihre "Interessen" durch zu setzen und nun auch noch Dank eines "Antidiskriminierungsgesetz".
    Ich bin seit 42 Jahren Polizeibeamter und das Gros meiner Kollegen will auch nur helfen!

  3. 74.

    >"Fangt einfach bei euch selbst an, bessere Menschen zu sein und lebt das vor, was ihr von anderen erwartet."
    Jepp! Motte... Sie haben sowas von Recht!
    Es bricht mich immer wieder an, von anderen Menschen das zu verlangen, was man selber nicht bereit ist oder kann zu geben.
    Ich bin zwar nicht so der Krankenhausnutzer (noch nicht). Aber die 3 Mal in den letzten 10 Jahren war ich, denk ich mal, ein ruhiger und gediegener Patient. Da waren andere um mich herum deutlich hippeliger und google Mediziner.

  4. 73.

    Wann reagiert Berlin bzw. ganz Deutschland auf aggressive Menschen die das Leben in einer Gesellschaft ablehnen und immer wieder auffallen?
    Es sind seit Jahren immer wieder die gleichen Menschen die hier keine Integration wollen und nur aus finanziellen Gründen hier leben.
    Gehen Sie auf die Straße und fragen Sie die Menschen die hier leben was sie darüber denken.
    Demokratie und Meinungsäußerung findet nur noch hinter vorgehaltene Hand statt um nicht als Rassist zu gelten.

  5. 72.

    "160 Fälle. Ist es es erlaubt nach den Nationalitäten dieser Leute zu fragen?!"
    Ist es. Ihr Kommentar ist für alle zu lesen. Jetzt müssen sie sich über etwas anderes aufregen. Sie finden schon was.

  6. 71.

    Es wird immer schlimmer. In Berlin in ein Freibad zu gehen, sollte man sich deswegen überlegen.

  7. 70.

    Genauso sehe ich es auch. Im KH liegt nur, wer wirklich krank ist u. stationären Pflegebedarf hat. Zuviele Besuchszeiten u. Besucher sind nicht gerade fördernd beim Heilungsprozess. Die Pflegekräfte werden bei Anwendungen u. Tätigkeiten behindert. Aber es gibt wiederholt Leute, die in der Mittagsruhe o. nach 22.00 Uhr noch als Besucher kommen. Bei Sterbenden o. werdenden Vätern verstehe ich es noch bis zu einem gewissen Punkt, bei allen anderen nicht. Merke: Das KH ist nicht das eigenes Zuhause

  8. 69.

    Und das wissen sie woher ? Haben natürlich Quellen dazu. Wenn nicht, ist das linke Propaganda . Widerlich das ideologisch auszuschlachten

  9. 67.

    "Eine statistische Erfassung wäre problemlos ohne Aufwand möglich. Kann es sein, dass diese nicht gewollt ist, da man gewisse Ergebnisse befürchtet?"

    Wozu sollte man solche Zahlen erfassen, außer um ein bisschen jammern zu können. Vier mal waren die Täter Banden und Fünf mal irgendwelchen Clans zuzuordnen. Der Stammtisch hat was, aber für das Krankenhauspersonal ist das Leben keinen deut besser geworden.

  10. 66.

    >"Wo lesen sie denn im Grundgesetz, dass Straftäter mit Nicht-Straftätern gleichzusetzen sind? Das sind schon sehr merkwürdige Ansichten."
    Lesen Sie doch mal richtig! Es geht um das Erfassen der Herkunft bzw. des "Kulturkreises"!

  11. 65.

    Ich habe als Mitarbeiterin einmal erlebt, wie ca. 100 Angehörige einer türkischen Patientin, die verstorben war, sich in der Eingangshalle des Krankenhauses versammelt hatten. Die waren nicht aggressiv, aber allein die Anzahl und das Auftreten, grimmige Männer in Anzügen und schwarz verschleierte Frauen, die geheult und geschrien haben, das hat mir echt Angst gemacht. Es war kaum ein Durchkommen für andere Personen.
    Sowas sollte in einem Krankenhaus nicht gestattet sein.

  12. 64.

    Das kenne ich auch noch. Es kommt immer auf den Betrachter an bei den Besuchszeiten. Das Personal hatte mit den Besuchern weniger Stress. Auch für erwachsene Patienten war es teilweise angenehmer wenn nicht zu viele Besucher auf einmal kamen. Denn mehr als drei oder vier sind einfach zu viel.
    Auch für die Angehörigen war der Stress weniger. Denn die mussten sich ja auch noch um die Familie kümmern. Und jeden Tag einen Besuch im Krankenhaus machen erweckt beim Patienten die Erwartungshaltung,

  13. 63.

    Wo lesen sie denn im Grundgesetz, dass Straftäter mit Nicht-Straftätern gleichzusetzen sind? Das sind schon sehr merkwürdige Ansichten.

  14. 62.

    >"Offensichtlich. Nur wenn man sich damit ernsthaft auseinandersetzen möchte unumgänglich !"
    Ich empfehle als weitere Diskussionsgrundlage den Artikel 3 unseres Grundgesetzes.
    https://www.bundestag.de/gg/grundrechte
    Dazu zählt auch eine evtl. Erfassung von Herkunftsmerkmalen.
    Das kann doch nicht so schwer sein, das zu begreifen! Entweder will ich Rechte für alle oder für niemanden.

  15. 61.

    So ähnlich streng wars bei uns in Hochzeiten Corona auch. Und viele Patienten und Besucher hier hatten auch Verständnis für.

  16. 60.

    @ Peter, Ihr Geschrei wäre garantiert groß gewesen, wenn rbb eine eigene Wertung vorgenommen hätte und diese Wertung würde sich nicht mit Ihrer Meinung decken.

  17. 58.

    >"Eine statistische Erfassung wäre problemlos ohne Aufwand möglich. Kann es sein, dass diese nicht gewollt ist,"
    Das ist nicht mit Absicht, sondern wegen unserem Grundgesetz... Stichwort Gleichbehandlung und so... wird die relegiöse/kulturelle/soziale Herkunft nicht erfasst. Allenfalls die Staatsbürgerschaft so als Herkunfts- bzw. Wohnsitzmerkmal.

  18. 57.

    Eine statistische Erfassung wäre problemlos ohne Aufwand möglich. Kann es sein, dass diese nicht gewollt ist, da man gewisse Ergebnisse befürchtet?

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