Schulen während der Corona-Pandemie - Pandemiebedingte Lernrückstände: Berlin und Brandenburg investieren 43 Millionen Euro

Mo 05.09.22 | 17:01 Uhr
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Schüler einer gemischten Klasse der Stufen 4-6 sitzen an der Fritz-Karsen-Schule im Berliner Ortsteil Britz im Klassenzimmer. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Bild: dpa/Christoph Soeder

Die Corona-Zeit hat bei Schülerinnen und Schülern große Lernlücken hinterlassen. Um die Rückstände aufzuholen, werden Millionenbeträge aus dem Bundesprogramm "Aufholen nach Corona" investiert - Schulen in Brandenburg fordern dazu weitere Lehrkräfte.

Berlin und Brandenburg haben Schulen bereits mehr als 43 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um Schüler dabei zu helfen, pandemiebedingte Lernlücken zu schließen.

In Berlin sind bis Ende Juli rund zwei Drittel (64 Prozent) der 44 Millionen Euro aus dem "Stark-trotz-Corona"-Programm zum Schließen von Lernlücken abgerufen worden, insgesamt gut 28 Millionen Euro (28,2 Mio). Diese Zahl nannte die Bildungsverwaltung am Montag. Knapp 15 Millionen Euro (14,7 Mio) sind demnach in zentral organisierte Maßnahmen geflossen. Förderung für fast 14 Millionen Euro (13,5 Mio) haben die Schulen schulintern organisiert.

Um pandemiebedingte Lernrückstände an den Schulen im Land Brandenburg aufzuholen, wurden bis Anfang September rund 15,3 Millionen Euro aus dem Aktionsprogramm ausgeben, teilte das Bildungsministerium in Potsdam mit. Bis Mitte nächsten Jahres sollen demnach in Brandenburg im Programm "Aufholen nach Corona" 68,7 Millionen zur Verfügung stehen – rund 245 Euro je Schülerin und Schüler.

Nur teilweise umgesetzt wurde das Ziel, Schulen, die in Brandenburg Unterstützungsbedarf angemeldet haben, bis zu 200 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung zu stellen. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sagte, sie sei zufrieden, dass mit 95 rund die Hälfte der Stellen mit Deutsch- und Mathelehrkräften besetzt werden konnte. Sie hoffe, dass in den nächsten Wochen weitere hinzukämen.

Berlin: Lerngruppen nach der Schule

In Berlin erfolgen die Förderungen "additiv zum regulären Unterricht", wie es eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin zu dem Bund-Länder-Programm beschreibt, die am Dienstag veröffentlicht werden soll. Das heißt, die Förderung soll in Berlin beispielsweise am Nachmittag, in den Schulferien oder auch am Wochenende stattfinden. Damit aber, so die Studie, greife hier die Schulpflicht nicht. Aus rechtlicher Sicht komme überhaupt nur eine freiwillige Teilnahme in Frage.

Die Studie beleuchtet auch weitere Aspekte des Berliner Umgangs mit dem Aufholprogramm für die Schulen. Als bemerkenswert hält sie fest, dass Berlin in das Programm auch die beruflichen Schulen einbeziehe. Das sei nur in wenigen Landesprogrammen geschehen.

Problematisch beim Berliner Aufholprogramm sei, wie auch in anderen Bundesländern, der langsame Mittelabfluss. Besonders an dem Ausschreibungsverfahren für die Honorarkräfte üben die Autoren Kritik: "Für freie Träger der Jugendhilfe mag dieses Verfahren noch üblich sei, Privatpersonen können hierdurch jedoch eher abgeschreckt werden." Berlin sei das einzige Bundesland, das die für das Programm benötigten Honorarkräfte über öffentliche Ausschreibungen rekrutiere.

Brandenburg hat früh begonnen

Das Land Brandenburg hat früher als andere Bundesländer Anstrengungen unternommen, Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, pandemiebedingte Lernrückstände aufzuholen. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren der Studie "Aufholen nach Corona".

Bereits in den Sommerferien 2020 habe es erste freizeitpädagogische Angebote gegeben und zu Beginn des Schuljahres 2020 wurden Lernstandserhebungen durchgeführt, um die Schülerinnen und Schüler zielgerichtet fördern zu können.

668 von 906 Schulen im Land Brandenburg nutzen die Möglichkeit, von August 2021 bis November 2021 mit einem Budget von jeweils 3.000 Euro Theaterprojekte, Teamtraining oder erlebnispädagogische Ausflüge zu organisieren – mit dem Ziel pandemiebedingte Defizite abzubauen und soziale Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu fördern.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.09.2022, 19:30 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Wie wäre es, wenn es statt 5 Tagen Ganztagsschule wieder an 6 Tagen die Woche nur Vormittags unterrichtet wird und dann am Nachmittag entweder betreute Hausaufgaben oder Hausaufgaben zu Hause? Bei eine Verteilung der Stunden auf 6 Tage die Woche gibt es dann auch noch genügend Spielraum für Spielen und andere Freizeitaktivitäten. Zu dem gibt es dann auch die Möglichkeit zu kindgerechten Zeiten Abends ins Bett zu gehen!

  2. 7.

    Wer lesen kann, ist eindeutig im Vorteil!

    In den Ferien - Ferienschule oder am Wochenende auch!

  3. 6.

    "Wann außer am Wochenende und in den Ferien kann ein Kind da ausschlafen und sich erholen?"
    Am Wochenende und in den Ferien. So wie wir früher auch und wie es den Kindern mancher Länder nicht einmal vergönnt ist.
    Jammern auf hohem Niveau ist das mal wieder.

  4. 5.

    Was ist der Unterschied bei Lernrückständen pandemiebedingt und so wie sonst auch? These: Es gibt ihn nicht. Kann es sein, dass die Kultusminister nicht wissen, wofür man Geld richtig verwendet um bessere Ergebnisse zu erzielen?

  5. 4.

    Aufholprogramm? Es wäre schon wenn schon mal normaler Unterricht gewährleistet würde! Das letzte Halbjahr bestand nur aus Vertretungsunterricht - alleine 4 unterschiedliche Lehrer für das Fach Deutsch, in Mathe zum Schukjahresende auch nur Vertretungsunterricht. Viele Themen der Klassenstufe wurden überhaupt nicht behandelt. Der Unterricht wurde durch teilweise bemühte aber teilweise sehr unfähige Quereinsteiger/noch Studierende abgehalten. Dieses Schuljahr: 2 Wochen Ringelpiez mit Anfassen, Projekte... Gestern der erste richtige Unterrichtstag: Mathe- Lehrer krank - Vertretung, Sport: Lehrer krank Vertretung.....Wie sollen den Coronarückstände aufgeholt werden wenn noch nicht mal der normale Unterricht gewährleistet ist. Selbst als bildungaffine Mittelschuchtfamilie stzößt amn irgendwann an die Grenzen ALLES aufzufangen. Denn wie eine andere Kommentatorin schon schrieb - irgendwann müssen Kinder auch spielen und schlafen nachdem sie den Tag mit Vertretungsunterricht vertrödelt haben.

  6. 2.

    Hat schon Mal jemand daran gedacht, dass auch Kinder Erholungsphasen brauchen?
    Auch Kids aus den Grundschulen müssen früh aufstehen (meine Enkelin um 5:30Uhr - Mama arbeitet am anderen Ende der Stadt). Unterricht dann bis 15:00Uhr plus Hausaufgaben.
    Wann außer am Wochenende und in den Ferien kann ein Kind da ausschlafen und sich erholen?

  7. 1.

    Das öffentlich-rechtliche Tv macht es vor: Lernprogramme für Kinder. Der Lehrbetrieb gehört grundsätzlich deutschlandweit umstrukturiert! Selbstlernprogramme Zuhause am Bildschirm und dann Vertiefungen, Übungen und am Ende der Woche Prüfungen - alle 2 Wochen in Präsenz in der Schule. Idealerweise dann gleich als Ganztagsschule mit Sport und gemeinsamem Ernährungsprogramm. Dadurch könnte man auch die Bildungschancen verbessern, damit die Kinder von Anfang an mehr Eigenverantwortung lernen. Später in Ausbildung, Beruf oder Studium sind schließlich auch Selbstorganisation und Durchhaltewillen gefragt. Und es muss auch nicht jeder Abitur machen und Studieren.

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