Schulen während der Corona-Pandemie - Pandemiebedingte Lernrückstände: Berlin und Brandenburg investieren 43 Millionen Euro
Die Corona-Zeit hat bei Schülerinnen und Schülern große Lernlücken hinterlassen. Um die Rückstände aufzuholen, werden Millionenbeträge aus dem Bundesprogramm "Aufholen nach Corona" investiert - Schulen in Brandenburg fordern dazu weitere Lehrkräfte.
Berlin und Brandenburg haben Schulen bereits mehr als 43 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um Schüler dabei zu helfen, pandemiebedingte Lernlücken zu schließen.
In Berlin sind bis Ende Juli rund zwei Drittel (64 Prozent) der 44 Millionen Euro aus dem "Stark-trotz-Corona"-Programm zum Schließen von Lernlücken abgerufen worden, insgesamt gut 28 Millionen Euro (28,2 Mio). Diese Zahl nannte die Bildungsverwaltung am Montag. Knapp 15 Millionen Euro (14,7 Mio) sind demnach in zentral organisierte Maßnahmen geflossen. Förderung für fast 14 Millionen Euro (13,5 Mio) haben die Schulen schulintern organisiert.
Um pandemiebedingte Lernrückstände an den Schulen im Land Brandenburg aufzuholen, wurden bis Anfang September rund 15,3 Millionen Euro aus dem Aktionsprogramm ausgeben, teilte das Bildungsministerium in Potsdam mit. Bis Mitte nächsten Jahres sollen demnach in Brandenburg im Programm "Aufholen nach Corona" 68,7 Millionen zur Verfügung stehen – rund 245 Euro je Schülerin und Schüler.
Nur teilweise umgesetzt wurde das Ziel, Schulen, die in Brandenburg Unterstützungsbedarf angemeldet haben, bis zu 200 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung zu stellen. Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) sagte, sie sei zufrieden, dass mit 95 rund die Hälfte der Stellen mit Deutsch- und Mathelehrkräften besetzt werden konnte. Sie hoffe, dass in den nächsten Wochen weitere hinzukämen.
Berlin: Lerngruppen nach der Schule
In Berlin erfolgen die Förderungen "additiv zum regulären Unterricht", wie es eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin zu dem Bund-Länder-Programm beschreibt, die am Dienstag veröffentlicht werden soll. Das heißt, die Förderung soll in Berlin beispielsweise am Nachmittag, in den Schulferien oder auch am Wochenende stattfinden. Damit aber, so die Studie, greife hier die Schulpflicht nicht. Aus rechtlicher Sicht komme überhaupt nur eine freiwillige Teilnahme in Frage.
Die Studie beleuchtet auch weitere Aspekte des Berliner Umgangs mit dem Aufholprogramm für die Schulen. Als bemerkenswert hält sie fest, dass Berlin in das Programm auch die beruflichen Schulen einbeziehe. Das sei nur in wenigen Landesprogrammen geschehen.
Problematisch beim Berliner Aufholprogramm sei, wie auch in anderen Bundesländern, der langsame Mittelabfluss. Besonders an dem Ausschreibungsverfahren für die Honorarkräfte üben die Autoren Kritik: "Für freie Träger der Jugendhilfe mag dieses Verfahren noch üblich sei, Privatpersonen können hierdurch jedoch eher abgeschreckt werden." Berlin sei das einzige Bundesland, das die für das Programm benötigten Honorarkräfte über öffentliche Ausschreibungen rekrutiere.
Brandenburg hat früh begonnen
Das Land Brandenburg hat früher als andere Bundesländer Anstrengungen unternommen, Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, pandemiebedingte Lernrückstände aufzuholen. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren der Studie "Aufholen nach Corona".
Bereits in den Sommerferien 2020 habe es erste freizeitpädagogische Angebote gegeben und zu Beginn des Schuljahres 2020 wurden Lernstandserhebungen durchgeführt, um die Schülerinnen und Schüler zielgerichtet fördern zu können.
668 von 906 Schulen im Land Brandenburg nutzen die Möglichkeit, von August 2021 bis November 2021 mit einem Budget von jeweils 3.000 Euro Theaterprojekte, Teamtraining oder erlebnispädagogische Ausflüge zu organisieren – mit dem Ziel pandemiebedingte Defizite abzubauen und soziale Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen zu fördern.
Sendung: rbb24 Abendschau, 05.09.2022, 19:30 Uhr