Dreitägige Großübung in Berlin - Behörden simulieren Einsatz bei Terroranschlag mit Bio-Waffen

Mi 21.09.22 | 15:46 Uhr
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Einsatzkräfte des Sondereinsatzkommandos (SEK) und der Entschärfung stehen am 21.09.2022 bei einem Pressetermin auf einem Hof des Berliner Polizeipräsidiums. (Quelle: dpa/Sabrina Szameitat)
Audio: rbb 88.8 | 21.09.22 | Juliane Kowollik | Bild: dpa/Sabrina Szameitat

Probe für den Ernstfall: Mit einer dreitägigen Großübung bereiten sich Polizei und Gesundheitsbehörden auf einen möglichen Angriff mit biologischen Waffen vor. Es geht um die Arbeit am Tatort, die Versorgung von Verletzten bis hin zur Dekontamination.

An einer Großübung von Polizei- und Gesundheitsbehörden zu einem möglichen Terroranschlag mit Bio-Waffen nehmen in Berlin seit Dienstag 1.000 Einsatzkräfte und 100 Beobachter teil. Mit einem simulierten Selbstmordanschlag und einer Schießerei begann die Übung am Dienstagabend auf einem großen Polizeigelände in Spandau.

Das erfundene Szenario ging von drei Attentätern und 19 Todesopfern in einem Kino aus. Ausgegangen wurde dabei auch von einer Freisetzung des biologischen Giftstoffs Ricin, so dass in der Übung alle Polizei- und Feuerwehreinheiten in Schutzanzügen arbeiten mussten. Unter den 100 Beobachtern der Übung waren auch Spezialisten der US-Bundespolizei FBI, aus Japan und von der israelischen Botschaft.

Die Berliner Polizei warnte die Bevölkerung über Twitter: "Möglicherweise bemerken Sie Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und mitübenden Institutionen. Seien Sie unbesorgt. Es handelt sich um die Übung Apollon."

Information via Twitter

Die Berliner Polizei informierte auf Twitter über Einzelheiten des Probe-Einsatzes. "Was wäre, wenn es morgen einen Anschlag geben würde und was wäre, wenn dabei ein biologischer Kampfstoff eingesetzt würde? Diese Frage wollen wir uns nicht stellen, aber wir müssen vorbereitet sein. Wir wollen trainiert sein", heißt es in einer Nachricht.

Auf einem Foto ist auch eine gestellte Situation zu sehen: Zwei Personen liegen auf dem Boden eines Kinos. Auf anderen Bildern werden Rettungskräfte mit Atemschutzmasken und Schutzanzügen gezeigt.

Polizisten stehen am 24.03.2019 mit Waffen in den Händen im Einkaufszentrum Boulevard Berlin in Steglitz. (Quelle: dpa/Polizei Berlin)
Bild: dpa/Polizei Berlin

Viele Behörden beteiligt

Einsatzkonzepte zum Schutz der Bevölkerung und zur Verfolgung der Täter. Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte: "Der Ernstfall verzeiht keine Fehler."

Beteiligt sind das Bundeskriminalamt (BKA), die Bundespolizei, die Feuerwehr, das Robert Koch-Institut (RKI), die Uniklinik Charité, der Senat und der öffentliche Gesundheitsdienst. Das RKI schickte eine spezielle Krisenmanagement-Einheit des Zentrums für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.09.2022, 14:25 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Die Zahl ist in der Tat rein hypothetisch. Auffallend jedoch ist, dass das Wort "Sichern" seit wenigen Jahrzehnten eine unerhörte Konjunktur erlebt: Neben den bekannten Feuerwällen beim Computer, sich Angebote, Kontigente und Rabatte sichern, Wohnung und Grundstück sichern mit den neuesten High-Tech-Anlagen, weil ja immer welche da sind, die einem genau streitig machen. Dazu die Türschließanlagen bei Bahnen, die jegliches Öffnen und Schließen selbst für Sekunden mit einer Inflation des Piepens begleiten, was allerdings scheinbar noch niemand davon abgehalten hat, dort noch hineinzuspringen. Eher im Gegenteil: Ein Animationssignal.

    Zähle ich alle abverlangten Sicherungsmaßnahmen zusammen, ergibt die Zahl 232 einen winzigen Bruchteil davon.

    Die aufgebotene Sicherheit führt zu einem Paradoxon: Angesichts eines Inflationären führt sie zur Abhärtung und zum Übersehen wirklicher Gefahr.

  2. 13.

    Der 3. Weltkrieg, was einen atomaren Erstschlag Russlands gegen die NATO zur Folge hätte, ist klar ein Bluff. Ich persönlich halte auch das ganze Gerede von dem Einsatz taktischer Atomwaffen in der Ukraine für unrealistisch.
    Allerdings nehme ich Putins Aussage, sinngemäß: "Auch wir haben noch andere Waffen" sehr ernst und leite daraus eher eine mögliche Eskalation mit thermobaren, ggf. auch chemischen und bakteriologischen Waffen ab.
    Wobei letztere "gute" Werkzeuge für etwaige Terroranschläge sind. Und verdeckte Terroranschläge sind auch in NATO-Staaten vorstellbar.

    Diesen Schritt der möglichen Eskalation wird, wenn überhaupt, Putin beim drohenden Zusammenbruch der russischen Invasionsfront, gehen.

  3. 12.

    Ok, die Zahl war geraten. Nur so der Gedanke daran, wie fast jeden Tag medial Panik vorbetwas gemacht wird. Nicht missverstehen: Ich bin dankbar über Tipps, wie ich mich schützen kann. Aber nicht über stete Berichte in welcher schlimmen Gefahr wir heute leben, nachdem ich gestern wegen Atomkrieg, vorgestern wegen Hungersnot durch Lebensmittelmangel, vorvorgestern wegen Affenpocken, den Tag davor Corona... in grauenhafteste Panik versetzt wurde.

  4. 10.

    Panikmache, Nr. 232?

  5. 9.

    Ergänzung: EMP wäre sicher auch interessant in unserer technisierten Welt.

  6. 8.

    Die Gefahr besteht nicht nur, sondern gab es schon Jahre zuvor. Ein Training ist ein Training, kein Angriff! Wenn der Ersthelfer zur Schulung muss, Kita-Kinder zum Sammelplatz finden müssen oder weiß der Kuckuck was, dann üben sie das für einen Ernstfall! Um schnell, gut handeln zu können.
    Aber ja, verschanz dich zu Hause, Kauf ne Atemschutzmaske (sowas wie Darth Vader geht bestimmt immer!) und komm die nächsten 100 Jahre nicht mehr raus. Sicher ist sicher ;)

  7. 7.

    Ich lese hier immer "Terroranschläge". Dies sind die ersten zaghaften Versuche, mögliche Angriffe aus einer ganz bestimmten Richtung auf weiche Ziele zu simulieren. Es wird langsam Zeit, Farbe zu bekennen, und klar auszusprechen, das neben der wirtschaftlichen, auch eine militärische Konfrontation nicht mehr ausgeschlossen wird. Dann wäre der nächste logische Schritt ein konsequentes Einreiseverbot. Für Russen und Weißrussen. Und inkrafrsetzen der Wehrpflicht.

  8. 6.

    Leider wurden solche Übungen in der Vergangenheit aus Kostengründen zu sehr vernachlässigt. Früher nannte man das "Zivilschutz" und wurde sogar in den Betrieben rgelmäßig durchgeführt. Übungen zum sog. Katastrophenschutz sollten regelmäßig bei Polizei, Feuerwehr, Behörden und in Betrieben regelmäßiger werden, auch in Friedenszeiten. Diesen zu vernachlässigen empfinde ich als fahrlässig.

  9. 5.

    Verhaltensregeln gibt und gab es schon sehr lange ( früher Feueralarm in Kitas / Schulen z.B..)..werden aber immer mehr vernachlässigt und wenn wirklich was passiert ,eh nicht mehr nachzuvollziehen...wie so vieles,leider:(
    Hat man halt vergessen ,sorry!

  10. 4.

    Endlich werden die richtigen Eskalationspotentiale ernst genommen, denn zwischen dem konventionellen "Zauber" und atomaren Waffen exitiert noch eine sehr wirkungsvolle Bandbreite von chemischen, bakteriologischen und thermobaren Sauerein, von denen bisher überhaupt keiner redet, die aber die reale nächste Eskalation darstellt und aus denen sich auch sehr wirkungsvolle Dinge für Terroranschläge basteln lassen.

  11. 3.

    Schon in den 1980er Jahren hat ein Sportskamerad, der damals beim Katastrophenschutz, vorher Feuerwehr, arbeitete, erklärt, dass das Land den Katastrophenschutz vernachlässigt.
    Ich habe keinerlei Vertrauen in den dt. Katastrophenschutz.
    Selbst Warnanlagen wurden weggespart und nicht zuletzt nach der Ahrkatastrophe wurde man sich dessen bewusst.
    Ich glaube, so gut wie niemand in der Bevölkerung kennt Verhaltensmaßnahmen, Alarmregeln oder Schutzräume, sofern es diese überhaupt noch gibt.

  12. 2.

    Einschlägige Medien werden ggf. Details zu dieser Übung in einer Weite ausbreiten, dass einschlägig Veranlagte unter Umständen erst auf einen Gedanken kommen. Mir schwant, der detaillierte Film-Bericht über die Sprengung des Millerntor-Hochhauses in Hamburg hat in Einigen an der TU Hamburg-Harburg Studierenden einen furchtbaren Gedanken reifen lassen.

    Selbstverständlich sollte so etwas nicht zu einer Art Selbstzensur führen, doch gebotene Zurückhaltung bei Details wäre schon angebracht.

  13. 1.

    Solche Übungen (ich habe selber schon von 90 bis 18 an drei teilgenommen, davon nur eine in BB) sind zwingend erforderlich und ich staune, dass das offenbar erst jetzt im Focus der berliner Behörden liegt.

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