Forschungsexpedition - Spreewälder Kapitän sticht mit Polarstern wieder in See

Fr 19.01.24 | 16:19 Uhr
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Thomas Wolf Wunderlich, Kapitän der Polarstern, am 24.07.2019 in der Lloyd Werft in Bremerhaven. (Quelle: Alfred-Wegener-Institut/Esther Horvath)
Bild: dpa/Carmen Jaspersen

Für Thomas Wunderlich aus Burg (Spree-Neiße) geht es am Sonntag wieder auf Forschungsreise. Der Kapitän der Polarstern steuert sein Schiff diesmal in Richtung Antarktis. Über 50 Wissenschaftler wollen das Gebiet hier noch besser erforschen.

In Brandenburg ist es aktuell zwar ziemlich kalt. Doch für Thomas Wunderlich geht es bald in noch viel kältere Gefilde. Über zwei Monate wird er in der östlichen Antarktis verbringen, als Kapitän der Polarstern.

Mit an Bord sind mehr als 40 Besatzungsmitglieder und über 50 Wissenschaftler, die das Gebiet weiter erforschen wollen. Dafür lässt die Besatzung hinter dem Schiff einen sogenannten Streamer ins Wasser. Das über 500 Meter lange Kabel wird während der Fahrt mitgezogen und sendet Impulse in den Meeresgrund.

"Der Rückstoß der Impulse wird dann wieder vom Schiff aufgefangen", erklärt Kapitän Wunderlich. "Damit kann digital ausgewertet werden, wie der Meeresgrund bis zu einer gewissen Tiefe aussieht."

Am Ende oft mehr Fragen als Antworten

Möchten die Forscher dann mehr über einen bestimmten Abschnitt des Meeresgrundes wissen, werden zusätzlich Bodenproben genommen. Und das aus bis zu mehreren tausend Metern Tiefe.

Mithilfe der Proben können dann Rückschlüsse darüber gezogen werden, wie sich Eispanzer über Millionen Jahren hinweg entwickelt haben. Immer wieder findet die Besatzung der Polarstern aber auch Unerwartetes, erzählt der Kapitän.

So würden zum Beispiel immer wieder Kleinstlebewesen entdeckt, die vorher noch nie gesichtet oder näher beschrieben worden sind. "Meistens endet so eine Expedition mit noch mehr Fragen als mit Antworten", sagt der 44-Jährige.

Unbekannte Gefahren

Zum ersten Mal wagt sich die Polarstern für diese Expedition in den östlichen Teil der Antarktis. Mitten in den sogenannten Westwindgürtel - hier gibt es keine Landmassen, die den Wind behindern könnten. "Damit kann sich bei starkem Wind eine enorme See aufbauen", sagt Wunderlich.

Trotz seiner jahrelangen Erfahrung ist die Reise damit eine Herausforderung für den gebürtigen Spreewälder, der seit über zehn Jahren die Polarstern als Kapitän steuert.

Jederzeit kann es für Wunderlich zu unbekannten Gefahren kommen, zum Beispiel wenn man in einem schlecht vermessenen Seegebiet auf dickes Eis trifft. "Dann heißt es mal nicht mit voller Fahrt voraus, sondern sich bedächtig wie eine Katze langsam vorzuarbeiten."

Langweilig wird es nicht

Selbst wenn die See rund um die Polarstern etwas ruhiger wird, auf dem Schiff gibt es immer genug zu tun. Erste Ergebnisse werden aufgeschrieben und ausgewertet - und auch der Ausgleich kommt nicht zu kurz.

Neben klassischen Karten- und Brettspielen hat die Besatzung auch Fernseher, Sportgeräte und Musikinstrumente dabei, so Wunderlich. "Es bilden sich dann Musikgruppen, tatsächlich auch Yogagruppen." Selbst ein Schwimmbad gibt es an Bord.

Bevor der Spreewälder Kapitän aber mit seiner Crew in See sticht, muss er erst einmal um den halben Erdball reisen. Für ihn geht es am Sonntag über Dresden, Frankfurt und Doha, der Hauptstadt von Katar, erstmal nach Sydney. Und von dort aus weiter nach Tasmanien.

Hier beginnt die Polarstern dann am 6. Februar ihre Forschungsreise - und sie wird sicherlich wieder mit einer ganzen Reihe an neuen Erkenntnissen zurückkehren.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.01.24, 16:10 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Tipp zum Üben: Frachtschiffreisen z.B. nach Island
    ... und wenn die Brecher über den Bug "schwappen" ist dir der warme Ofen sowas von egal. Du willst nur noch ankommen. Aber schön und unvergesslich ist das schon.

    Dem Schiff und der Besatzung eine gesunde und erfolgreiche Heimkehr
    ... und bitte macht wieder so'n schönen Film drüber :-).

  2. 1.

    Was würde ich geben, da einmal mitfahren zu dürfen. Das muss so krass sein. Alle wuseln rum, forschen und improvisieren, aber drinnen ist es kuschelig warm während draußen der eisige Ozean tobt. Traumhaft!

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