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Video: rbb24 Abendschau | 28.02.2024 | T. Rostek/K. Breinig | Quelle: dpa/A.Riedl

Wohnhaus geräumt

Granate im Mietshaus von Ex-RAF-Terroristin Klette in Berlin-Kreuzberg gefunden

Munition, Waffen, eine Granate und weitere möglicherweise gefährliche Gegenstände fanden Ermittler in der Wohnung der früheren RAF-Terroristin Klette. Alle Bewohner mussten das Mietshaus verlassen. Die Granate wurde unschädlich gemacht.

Nach der Festnahme der früheren mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette hat die Polizei eine Granate und weitere möglicherweise gefährliche Gegenstände aus ihrer Wohnung in
Berlin-Kreuzberg geholt.

Für den Einsatz war das siebenstöckige Mietshaus am späten Mittwochnachmittag geräumt worden, er dauerte viele Stunden. Am frühen Donnerstagmorgen gegen 5 Uhr ist der Einsatz beendet worden. Alle Bewohner könnten nach der Hausräumung in der Nacht nun wieder in ihre Wohnungen in der Sebastianstraße zurückkehren.

Das hat die Polizei am Donnerstagmorgen dem rbb bestätigt.

Podcaster Behroz zu RAF-Recherchen

"Scheinbar hat Klette ganz normal ihr Leben gelebt"

Khesrau Behroz war mit seinem Team der untergetauchten Daniela Klette dicht auf der Spur. Sie stießen auf Bilder eines Kreuzberger Vereins, auf denen die RAF-Terroristin zu sehen war. Im Interview erzählt Behroz von den Recherchen.

Weitere verdächtige Gegenstände gefunden

Zunächst hatte die Polizei am Abend die Granate weggebracht, in der Nacht wurde ein weiterer möglicherweise gefährlicher Gegenstand aus dem Haus getragen und in ein Spezialfahrzeug verladen. Später folgte noch ein drittes Fundstück. Die Granate wurde mittlerweile unschädlich gemacht.

Nähere Angaben zu den verdächtigen Gegenständen machte die Berliner Polizei zunächst nicht. Sie verwies an die Ermittler in Niedersachsen.

Eine Sprecherin des Landeskriminalamtes Niedersachsen bestätigte am Mittwochabend, dass in der Wohnung weitere Waffen gefunden worden sind. Zuvor hatte darüber der "Tagesspiegel" berichtet. Die Räumung des Wohnhauses habe aber nichts mit diesem Waffenfund zu tun, sagte die LKA-Sprecherin in Hannover. Schon nach der Festnahme von Klette am Montagabend stieß die Polizei unter anderem auf Magazine einer Pistole und Patronen.

Fragen und Antworten

Wer war die RAF?

Mehr als 20 Jahre lang verübten linksextreme Terroristen unter dem Namen "Rote Armee Fraktion" Anschläge und Entführungen in Deutschland. Ziel der RAF war es, die Grundordnung der BRD zu verändern. Dabei gingen die Mitglieder über Leichen.

Klette lebte unter falscher Identität in Kreuzberg

Die am Montagabend in Berlin-Kreuzberg festgenommene Klette sitzt wegen mehrerer Raubtaten in Niedersachsen mittlerweile in Untersuchungshaft. Sie lebte in Berlin nach LKA-Angaben unter falscher Identität. Fotos, die dem rbb vorliegen, zeigen, dass Klette offenbar als Mitglied eines Musikvereins im Jahr 2011 auf dem Karneval der Kulturen mitmarschierte. Einem Nachbarn zufolge führte sie den Vornamen Claudia.

Bei der Durchsuchung hatten die Ermittler dem LKA zufolge zunächst unter anderem Magazine einer Waffe und Patronen, allerdings keine Waffe gefunden.

Auch ein von der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe vor Jahren erwirkter Haftbefehl gegen Klette ist nach Angaben einer Behördensprecherin weiterhin in Kraft. Gegen Klette werde dabei wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und versuchten Mordes bei Taten Anfang der 1990er Jahre ermittelt.

Konkret wird ihr zur Last gelegt, gemeinsam mit den noch gesuchten RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die im Bau befindliche JVA Weiterstadt verübt zu haben. Durch die Explosion war an dem Gebäude ein Schaden von rund 123 Millionen D-Mark entstanden.

Klette soll darüber hinaus mit weiteren RAF-Mitgliedern versucht haben, im Februar 1990 einen Sprengstoffanschlag auf ein Gebäude der Deutschen Bank in Eschborn zu verüben. Der Sprengstoff detonierte nicht, da die Zündung versagte. Außerdem hatte Klette Erkenntnissen der Ermittler zufolge im Februar 1991 mit RAF-Mitgliedern mindestens 250 Schüsse auf die US-Botschaft in Bad Godesberg abgegeben.

RAF-Leben im Untergrund

"Man kann immer noch untertauchen, man muss nur wissen, wie Systeme funktionieren"

30 Jahre lang lebte die Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette unendeckt in Berlin - nun flog sie auf. Rechtsanwalt und Journalist Butz Peters erklärt, was die Ermittler bisher über das Leben der dritten RAF-Generation im Untergrund wussten.

Zwei weitere Festnahmen - Fahndungen laufen weiter

Unterdessen fahndet die Polizei weiter nach den beiden noch gesuchten ehemaligen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Verden dem NDR Niedersachsen am Mittwoch. Die "Hannoversche Allgemeine" [Bezahlinhalt] hatte zuvor von einer weiteren Festnahme berichtet. Demnach ist in Berlin eine dritte Person in Zusammenhang mit Klette verhaftet worden. Dem Zeitungsbericht zufolge soll es sich bei dieser Person nicht um einen der beiden nach wie vor gesuchten Ex-RAF-Terroristen handeln. Die Staatsanwaltschaft Verden wollte die Festnahme auf Nachfrage von NDR Niedersachsen weder bestätigen noch dementieren.

Bereits am Dienstag hatte es nach Klettes Festnahme einen zweiten Zugriff gegeben. Der Mann ist mittlerweile wieder frei, nachdem eine Identitätsprüfung ergeben hatte, dass es sich bei ihm nicht um einen der Komplizen Klettes handelte.

Sendung: rbb24 Abendschau, 28.02.2024, 19:30 Uhr

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