Der rbb|24-Adventskalender | Abgefahren aufgemacht - 11. Tür: Im goldenen Wagen fast CO2-neutral zur Bescherung
Wenn ein Wagen es schafft, vom Opa, vom Vater und vom Bruder gefahren zu werden, und er dann trotzdem noch flott genug ist für eine Präsentationsfahrt durchs Land, dann muss es ein gutes Gefährt sein. Mobile waren früher nachhaltiger. Ganz früher.
24 kleine Geschichten rund um Bewegung, Geschwindigkeit oder um das bloße Fortkommen, das Verschwinden oder über Menschen, die etwas in Gang setzen - all das natürlich in Berlin und Brandenburg. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.
Es sollte heutzutage wieder mehr geritten und trabend transportiert werden. Wegen der Umwelt. Pferde haben viel Potenzial, Generationen fast klimaneutral zu verbinden. Die Weihnachtstage sind für solch einen Grundsatz die richtige Zeit: Der Weihnachtsmann ist mit dem Pferd unterwegs, und das Christkind schwebt auf einer Wolke darüber. Echte Vorbilder.
Viel Kutschpotential in Brandenburg
Fuhrwerke sind aus der Mode gekommen, weil sie schlicht andauernd überholt wurden. Stau und Verkehrchaos machen das Schnelligkeitsargument der Autos gegenüber Kutschen nun aber wirkungslos. Brandenburg hätte viel Kutschpotenzial mit ausreichend Platz und einer großen Tradition fürs Aufzäumen, Striegeln und Voltigieren. Und Brandenburg liefert der neuen Pferde-Fan-Generation auch ein Mobilitätsvorbild: Friedrich Wilhelm II. und seine Nachfahren.
Schnell und schick noch vor Daimler und Tesla
Die alte Remise von Schloss Paretz beherbergt den Fuhrpark der Preußenkönige, also auch Friedrich Wilhelms Wagenschätze. Diese Kutschen und Sänften, Wagen und Schlitten erzählen aus der Zeit, als das CO2-Übel der Fortbewegung noch mit einem anständigen Komposthaufen zu bewältigen war.
Die von Fortbewegung besessenen Geistesbrüder Gottlieb Daimlers oder Nikola Teslas dieser Zeit hießen August Christian und Johann Christian Ginzrot. Sie bauten für König Friedrich Wilhelm II. im Jahr 1789 einen Staatswagen, mit dem man sich noch heute zeigen kann. Mehr als 60 Jahre alt war das Gefährt bereits, als es seinen Spitznamen erhielt: "Goldener Krönungswagen", weil er 1861 Wilhelm I. kutschiert hatte. Davor aber waren damit bereits drei frühere Preußenherrscher unterwegs: Friedrich Wilhelm II., Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV.
Der Krönungswagen in der Schlossremise
Der "goldene Krönungswagen" blieb erhalten. Er hatte den Zweiten Weltkrieg fast überstanden, wurde kurz nach der Einnahme Potsdams zerstört, wurde halb ruiniert aufbewahrt und nach der Wende wieder aufwändig restauriert.
Die Schlossremise birgt mit diesem "Goldenen Krönungswagen" nun ein wichtiges Geschichtszeugnis und den Beleg, wie schön es etwa sein kann, Weihnachtsmann zu sein, anspannen zu können, vorzufahren und nach dem Geschenkeverteilen wieder heimwärts zu rauschen. Vorausgesetzt natürlich, man fährt die richtige Kutsche.