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Video: Abendschau | 17.05.2021 | Rainer Unruh und Christian Titze | Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa

Impfreihenfolge gilt weiter

Impfpriorisierung in Berliner Arztpraxen aufgeweicht

In Berlin können sich seit Montag alle Impfwilligen unabhängig von der Prioritätsgruppe um Termine für Corona-Impfungen in Arztpraxen bemühen. Sie bekommen aber nur eine Impfung, wenn die Ärzte ihre Impfdosen nicht für priorisierte Gruppen verbrauchen können.

In Berlin ist am Montag die Priorisierung bei den Corona-Impfungen in Arztpraxen etwas aufgeweicht worden. Impfwillige können sich nun unabhängig von Alter oder Vorerkrankungen in Hausarztpraxen um Impftermine bemühen.

Haus- und Facharztpraxen dürften aber nur von der vorgeschriebenen Reihenfolge abweichen, wenn sie ihre Impfdosen nicht für priorisierte Gruppen verbrauchen könnten, meldete der Senat bereits am Freitag. Das gelte auch für Impfungen durch Betriebsärztinnen und -ärzte, die im Rahmen des Berliner Pilotprojekts bereits gestartet sind. Es darf also nur in Ausnahmefällen von der festgelegten Impfreihenfolge abgewichen werden.

Der ursprüngliche Plan des Senats besagte, die Impfreihenfolge bei Haus- und Betriebsärzten komplett aufzuheben. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin beschwerte sich daraufhin. Sie kritisierte, dass dies bei begrenzten Impfstoffmengen in den Praxen falsche Erwartungen bei Bürgern wecken könne. Daraufhin wurde die Regelung am Freitag noch mal angepasst.

Festgelegte Impfreihenfolge gilt weiterhin

In den Berliner Arztpraxen gilt also weiter die festgelegte Impfreihenfolge. Anders als etwa in Baden-Württemberg sei die sogenannte Priorisierung nicht aufgehoben, sagte eine KV-Sprecherin am Montag. Auch ein Sprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit bestätigte am Montag auf Anfrage, zunächst sollten die priorisierten Gruppen geimpft werden. Allerdings seien Abweichungen nun möglich. Für den Impfalltag habe sich nichts geändert, bestätigte die KV-Sprecherin.

Grundsätzlich sind bei Haus- und Betriebsärzten also nun alle impfberechtigt. In der Praxis wird sich aber vermutlich wenig ändern. Vielerorts dürfte sowieso noch nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehen. Zudem werden zunächst die Wartelisten der Impf-Priorisierten abgearbeitet. Die neue Regel soll aber für mehr Flexibilität sorgen.

Laut Gesundheitsverwaltung werde erst ab Juni mit größeren Mengen an Impfstoff gerechnet. Patienten, die zu einer der drei Prioritätengruppen zählen und noch nicht geimpft sind, hätten zudem weiter Vorrang, erläuterte der Sprecher. In den Berliner Impfzentren bleibt die Priorisierung vorerst noch bestehen. Berechtigte der Prioritätsgruppe 3 können in den Impfzentren der Hauptstadt bereits seit Anfang Mai Termine buchen.

2.200 Menschen bei Schwerpunktimpfung in Neukölln

Auf der Suche nach Möglichkeiten, das Impftempo in der Hauptstadt zu beschleunigen, wurden in einem Modellversuch von Freitag bis Sonntag zusätzlich 2.200 Menschen in Neukölln geimpft. Das Impfangebot war Teil eines Modellversuchs für Stadtgebiete mit einer Inzidenz, die weit über dem Berliner Durchschnitt liegt. "Wir sind sehr zufrieden", sagte Moritz Quiske, Sprecher der Senatsgesundheitsverwaltung, am Sonntagabend nach dem Ende des Modellversuchs. Unter den Impfwilligen seien von Freitag bis Sonntag junge Menschen, Eltern sowie Ältere gewesen, darunter auch Menschen mit Migrationshintergrund. "Wir haben die erreicht, die wir erreichen wollten", sagte Quiske. Mit den Bezirken Mitte und Spandau gebe es Gespräche, Schwerpunktimpfungen auch dort anzubieten. Insgesamt sind dafür bisher rund 10.000 Dosen Impfstoff eingeplant.

Am Freitag hatte es vor dem für den Versuch eingerichteten Impfzentrum in einer Turnhalle an der Köllnischen Heide noch eine lange Warteschlange gegeben. Nicht jeder konnte zum Zug kommen. Samstag und Sonntag seien noch Kapazitäten frei gewesen, sagte Quiske. Daraufhin sei ein Rufwagen durch die Straßen gefahren und habe weitere Impfwillige motivieren können. Die Stimmung sei insgesamt gelassen und ruhig gewesen. Dankbarkeit über das Angebot habe den Unmut mancher Wartenden überwogen.

Eigene Impfstelle für Justizangestellte

Eine eigene Impfstelle hatte der Senat am Sonntag zudem für die Berliner Justiz angekündigt. Im Berliner Kriminalgericht können sich ab Montag Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte und andere Mitarbeitende impfen lassen.

Da eine funktionierende Justiz wichtig für den Rechtsstaat sei, hätten Gerichte und Strafverfolgungsbehörden Anspruch auf Schutzimpfungen mit erhöhter Priorität. Dies entspreche auch der Linie anderer Bundesländer, hatte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) vergangene Woche mitgeteilt. Er will bei der Eröffnung der Impfstelle zusammen mit der Vize-Präsidentin des Kammergerichts, Svenja Schröder-Lomb, dabei sein.

Ein Drittel aller Berliner geimpft

Die Kosten von etwa 315.000 Euro für das Impfzentrum kommen laut Verwaltung zunächst aus der Justizkasse. Dort könnten pro Tag etwa 150 Beschäftigte geimpft werden. Es stehe aber jedem frei, auch zum Hausarzt oder in eines der großen Impfzentren zu gehen, hieß es.

Nach Angaben der Senatsverwaltung für Gesundheit von Sonntag wurden in der Hauptstadt bislang insgesamt rund 1,6 Millionen Dosen verimpft, rund ein Drittel aller Berliner hat demnach eine erste Impfung erhalten. 12 Prozent der Bevölkerung haben eine Zweitimpfung bekommen.

Sendung: Inforadio, 16.05.2021, 20 Uhr

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