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Audio: Antenne Brandenburg | 24.11.2021 | Matthias Gindorf | Quelle: dpa/Florian Gaertner

Kaum Teststellen im nördlichen Oberhavel

Wenn Ungeimpfte ein Auto haben müssen, um die 3G-Regeln einzuhalten

Seit Mittwoch müssen Fahrgäste im ÖPNV geimpft, genesen oder getestet sein. Doch was machen Ungeimpfte im ländlichen Raum, wenn es kaum Teststellen mehr gibt - so wie im nördlichen Oberhavel? Von Georg-Stefan Russew

Fast nichts geht mehr für Ungeimpfte im nördlichen Oberhavel, wenn diese nicht über ein motorisiertes Fahrzeug verfügen oder Nachbarn haben, die sie fahren. Konkret geht es um die Region nördlich von Oberhavel. Denn seit Mittwoch gilt im Öffentlichen Personen-Nahverkehr auch in Brandenburg die 3G-Regel. Es dürfen nur noch Geimpfte, Genesene oder Getestete Busse und Bahnen benutzen.

Für diese Personengruppe kommt die aktuelle Lage mangels vorhandener offizieller Teststellen [brandenburg-testet.de] und weiter Wege in Oberhavel einem Lockdown gleich - auch weil ein selbstausgeführter Antigen-Schnelltest für die ÖPNV-Nutzung als Ungeimpfter nicht ausreicht. Laut aktuell geltenden Bestimmungen wird ein Zertifikat über die negative Testung verlangt.

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Zehdenicks amtierender Bürgermeister bestätigt missliche Situation

"Ich sehe darin ein großes Problem, dass wir aktuell bei uns keine für jede Bürgerin und jeden Bürger zugängliche Teststelle haben", sagte Zehdenicks amtierender Bürgermeister Dirk Wendland am Mittwoch rbb|24. Die nächste wäre im uckermärkischen Templin (Distanz: 21 Kilometer) oder im noch weiter entfernten Oranienburg (Distanz: 37 Kilometer). "Da haben wir eine Tatsache, dass der Gesetzgeber auf Bundesebene zwar eine richtige Entscheidung getroffen hat, aber die unmittelbaren Konsequenzen vor Ort sind mitunter sehr schwierig umsetzbar", betonte Wendland. Auch Nachbarkommunen wie Fürstenberg, Liebenwalde oder Löwenberg stünden ohne eigene Teststelle da.

Selbst ließe Zehdenick nichts unversucht, eine eigene offizielle Teststelle auf die Beine zu stellen. Aber das gehe nicht so schnell, so Wendland. Auch wenn Apotheken sich leichter für den Betrieb einer Teststelle entscheiden könnten, sei dies für sie ein logistischer Großaufwand, betonte er. Da müssten Mitarbeiter, Schutzausrüstung und Testmaterial vorgehalten werden. Die Räumlichkeiten müssten gegeben sein. Ob sich das in einer so kleinen Stadt wie Zehdenick auch lohne, sei dahingestellt, erklärte Wendland. "Aber generell gesprochen, ist es die Intention des Gesetzgebers, die Menschen dahingehend zu bewegen, sich impfen zu lassen", unterstrich der amtierende Zehdenicker Bürgermeister. Impfangebote stünden zur Verfügung.

Gransee will bis Freitag Lösung finden

Im benachbarten Gransee steht Amtsdirektor Frank Stege vor einer ähnlichen Herausforderung. "Die Menschen müssen irgendwie mit dem Zug oder dem Bus zur Arbeit, wir versuchen alles, eine Teststraße auf die Beine zu stellen", sagte Stege rbb|24. Weil er über einen kurzen Draht zum Deutschen Roten Kreuz in Gransee verfüge, sei in Aussicht gestellt worden, noch in dieser Woche ein entsprechendes Angebot zu schaffen.

"Aber Grundproblem ist, dass man das Gefühl hat, dass es Menschen gibt, die nicht überlegen, wie ihre Entscheidungen unten bei den Leuten ankommen. Wenn man gestern zusammensitzt und es heute schon umsetzen muss, dann muss man den Kommunen und Leuten aber auch Zeit geben, dass erstmal die Voraussetzungen geschaffen werden können", erklärte Stege. Nur durch Eigenregie kann Gransee die Lage noch abfedern. Und das ärgere Stege sehr, dass niemand anders in der Situation Kommunen beistünde.

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Kreis appelliert an Apotheken im nördlichen Oberhavel wieder zu testen

"Was sollen wir machen", sagt Oberhavels Kreissprecherin Constanze Gatzke rbb|24. "Wir können niemanden verpflichten, Tests anzubieten", betonte sie. Der Kreis habe das DRK angesprochen. Jedoch konzentrierten die sich aufs Impfen, hätten großflächig keine Kapazitäten, hieß es. Deshalb sei man auf private Anbieter wie Apotheken angewiesen, die das Testen im Nordteil des Kreises wieder übernähmen, so Gatzke weiter. Deshalb habe Oberhavel sich am Mittwoch per Pressemitteilung an Apotheken gewandt [oberhavel.de].

Die neuen Verordnungen von Bund und Land seien sehr kurzfristig umzusetzen gewesen. "Bis vergangene Woche hat niemand nach Tests mehr gefragt", sagt Gatzke. Gerade deswegen seien die privaten Testangebote vor allem im nördlichen Oberhavel wieder heruntergefahren worden. Und dann wurden auch noch die kostenlosen Bürgertests abgeschafft. In der Folge hätten die verbliebenen Zentren auch ihre Kapazitäten heruntergefahren. "Jetzt ist innerhalb von 24 Stunden bei 3G wieder alles anders und wir müssen kurzfristig die Rolle rückwärts machen." Das brauche Zeit. Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke habe es am Dienstag bei der Verkündung der neuen Corona-Maßnahmen gesagt, so Gatzke. Es handele sich um eine Art Lockdown für Ungeimpfte.

Oberhavel bemühe sich, so viele Testangebote wie möglich zu schaffen. Seit kurzem seien auch wieder kurzfristig die kostenlosen Bürgertests eingeführt worden. Aber überall im ländlichen Raum Angebote zu schaffen, sei unmöglich. Von daher werde es Leute geben, die hinten runterfielen, so die Kreissprecherin.

Aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Oberhavel bei 513. Die Sieben-Tage-Hospitalisierungsinzidenz für das Land Brandenburg wird mit 4,15 angegeben.

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3G am Arbeitsplatz ist auch nicht so leicht

3G gilt aber auch am Arbeitsplatz und das stellt einige Arbeitgeber in Oberhavel aufgrund der Testsituation vor große Herausforderungen, wie auch den Ziegeleipark Mildenberg. "Wir haben auch den einen oder anderen, der nicht geimpft ist", sagte Ziegeleipark-Geschäftsführer Roy Lepschies. Die seien zwar auch motorisiert. Aber das dichteste Testangebot sei in Templin oder Oranienburg. Lepschies will ab sofort zwei Selbsttests pro Woche seinen Mitarbeitern bereitstellen. Für die anderen drei sind die ungeimpften Mitarbeiter selbst verantwortlich. Natürlich wäre es auch möglich, dass die Mitarbeiter eigene Schnelltests mitbrächten. Aber die fachkundige Person im Betrieb fehle. "Deshalb wissen wir noch nicht genau, wie wir mit der Situation umgehen sollen", sagt der Ziegeleipark-Geschäftsführer.

Ähnliche Lage in der Uckermark

Ähnlich sehe es in der benachbarten Uckermark aus. Hier fehlte auch ein flächendeckendes Testangebot. Allerdings gebe es in Teilen bei Ungeimpften den Antrieb, sich nun doch impfen zu lassen, sagte Kreissprecherin Ramona Fischer. Bis man aber als vollständig geimpft gilt, würden mindestens zwei Monate ins Land gehen, so dass weitere Testangebote notwendig wären.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.11.2021, 15:10 Uhr

Beitrag von Georg-Stefan Russew

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