Im Zusammenhang mit Berliner Anschlag - Drei Terror-Verdächtige in Tunesien gefasst

Sa 24.12.16 | 19:15 Uhr
Ein Fahndungsplakat des BKA mit Angabe zum gesuchten Anis Amri. (Quelle: imago/ZUMA Press)
Bild: imago/ZUMA Press

In Tunesien sind drei Terror-Verdächtige festgenommen worden, unter anderen der Neffe des mutmaßlichen Berlin-Attentäters Anis Amri. Sie sollen Mitglieder einer "Terrorzelle" sein und mit Amri in Verbindung gestanden haben.

Tunesische Sicherheitskräfte haben drei Männer festgenommen, die mit dem mutmaßlichen Attentäter von Berlin, Anis Amri, in Verbindung stehen sollen.

Einer davon sei ein Neffe von Amri, erklärte das Innenministerium in Tunis am Samstag. Die drei mutmaßlichen Islamisten wurden demnach bereits am Freitag gefasst. Sie seien Mitglieder einer "Terrorzelle", die in Verbindung zu Amri gestanden habe. Die Festgenommen sind den Angaben zufolge zwischen 18 und 27 Jahre alt.

Neffe räumt Kontakt mit Amri ein

Ob es einen direkten Zusammenhang der Festgenommenen zu dem Anschlag in Berlin von Montag gibt, erklärten die tunesischen Behörden zunächst nicht. Der Neffe habe gestanden, dass er mit Amri auf einem verschlüsselten Weg über eine Nachrichtenapp in Kontakt gestanden habe. Sein Onkel habe gewollt, dass er der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) die Treue schwöre.  

Der Neffe soll dem Innenministerium außerdem gesagt haben, dass Amri ihm Geld geschickt hatte, damit er nach Deutschland kommen könnte. Dort sollte er sich einer Gruppe anschließen, die Abu Al-Walaa Battalion heißt. Amri erzählte demnach seinem Neffen, dass er ein Anführer dieser Gruppe sei. Der im November festgenommene Abu Walaa gilt als salafistischer Chefideologe und mutmaßlicher Unterstützer der Terrormiliz IS.

Die "Terrorzelle", zu der die drei festgenommenen Männer gehört haben sollen, ist nach tunesischen Behördenangaben in der Gegend zwischen Fouchana südlich von Tunis und Oueslatia im Zentrum des Landes aktiv. Aus Oueslatia stammt die Familie Amris.

Deutsche und italienische Ermittler untersuchen Amris Waffe

Auch in Deutschland ermitteln die Sicherheitsbehörden weiter im Umfeld des Mannes, den die Fahnder für den Attentäter vom Breitscheidplatz halten. BKA-Präsident Holger Münch teilte mit, dass über die Feiertage mehr als 100 Kriminalbeamte an dem Fall arbeiten. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa schreibt, sind auch deutsche Ermittler mit ihren Kollegen in Mailand zusammengekommen. Sie wollen klären, ob die Waffe, die Amri bei seinem Tod bei sich getragen und aus der er Schüsse auf zwei italienische Polizisten abgefeuert hatte, dieselbe ist, mit der in Berlin der Fahrer des gestohlenen polnischen Lkw erschossen wurde.

Amri war in der Nacht zu Freitag an einem Bahnhof bei Mailand in einem Schusswechsel mit zwei Polizeibeamten gestorben. Er hatte bei einer Routinekontrolle nach Angaben der italienischen Regierung seine Waffe gezogen und auf die Beamten gefeuert. Durch die Schüsse Amris wurde einer der beiden Polizisten verletzt, er wurde laut Nachrichtenagentur Ansa am Samstag wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Dem Polizisten wurde ein Projektil aus der Schulter operiert, er könne aber bald wieder arbeiten, hieß es.

Der mutmaßliche Attentäter von Berlin, Amri, soll am vergangenen Montag eine Lkw in den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gesteuert haben. Zwölf Menschen starben bei dem Anschlag, mehr als 50 wurden verletzt. 

Tunesier demonstrieren gegen Rückkehr von Dschihadisten

Als Reaktion auf den Berliner Anschlag und die Debatte um eine schnellere Abschiebung abgelehnter Asylbewerber in ihre Heimatländer haben in Tunesien rund 200 Menschen gegen die Rückkehr tunesischer Dschihadisten ins eigene Land demonstriert. Der mutmaßliche Täter von Berlin hatte sich zum "IS" bekannt und sollte eigentlich nach einem abgelehnten Asylantrag von Deutschland aus in seine Heimat abgeschoben werden.

Vor dem Parlament in Tunis trugen Demonstranten Plakate mit der Aufschrift "Verschließt dem Terrorismus die Türen" und "Keine Toleranz, keine Rückkehr". Andere schwenkten tunesische Fahnen und sangen die Nationalhymne. Nach Angaben der tunesischen Behörden befinden sich mindestens 800 Dschihadisten aus dem Land unter Beobachtung, seit sie nach Kampfeinsätzen für islamische Extremistengruppen wie dem IS in Syrien, dem Irak und Libyen nach Tunesien zurückgekehrt sind.

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