rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Quelle: picture alliance/dpa/P.Zinken

"Zeit"-Bericht

Wichtiger Amri-Ermittler im LKA hatte einen Nebenjob

In Berlin ging keiner ans Telefon, in Berlin war keiner da: Mehrere Zeugen haben im Amri-Untersuchungsausschuss beklagt, vor dem Anschlag hätten im Landeskriminalamt Terrorermittler gefehlt. Jetzt wurde bekannt: Der Dezernatschef hatte noch Nebenjobs.

Der Leiter des Islamismus-Dezernats im Berliner Landeskriminalamt (LKA), das sich um den späteren Attentäter Anis Amri kümmern sollte, hatte einem Medienbericht zufolge einen Nebenjob. Wie die "Zeit" am Mittwoch berichtete, ging der damalige Dezernatsleiter im Jahr 2016 an 36 Tagen einer Nebentätigkeit nach. Er habe unter anderem an einer privaten Sicherheitsakademie unterrichtet. Die Berliner Polizei bestätigte der "Zeit" die Echtheit entsprechender Unterlagen.

Gleichzeitig fehlten der zuständigen Behörde Kräfte, wie die Aufarbeitung des Falls Amri im Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses inzwischen gezeigt hat. So räumte die Vorgesetzte des Mannes, die Staatsschutz-Abteilungsleiterin Jutta Porzucek, im Ausschuss einen erheblichen Personalmangel ein. Terrorermittler aus Nordrhein-Westfalen kritisierten, die Berliner Kollegen seien schlecht erreichbar gewesen.

Mehr zum Thema

Amri-Untersuchungsausschuss

"In Berlin hat keiner abgehoben"

    

Polizei: Alle Dienstpflichten erfüllt

Nach Angaben der Pressestelle der Berliner Polizei war die Nebentätigkeit des Dezernatsleiters genehmigt. Sie habe zudem seine Diensterfüllung nicht eingeschränkt. "Er habe 'alle Dienstpflichten uneingeschränkt erfüllt'", zitiert die "Zeit" die Polizei.

Dagegen sagte der FDP-Innenpolitiker Marcel Luthe der "Zeit": "Wenn Teile eines Dezernats überlastet sind, muss sich der Leiter darauf konzentrieren, dass das Problem behoben wird, wenn er seine Dienstpflicht erfüllen will."

Der Dezernatsleiter wurde dem Bericht zufolge nach dem Attentat Leiter der für Mord und Sexualdelikte zuständigen LKA-Abteilung 1.

Ausschuss deckte zahlreiche Behördenpannen auf

Die Zustände im Berliner Landeskriminalamt (LKA) stehen im Fokus der Aufarbeitung des Attentats auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz mit zwölf Toten im Dezember 2016. Der Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus wird seine Arbeit noch längere Zeit fortsetzen. Zudem ist ein weiterer Untersuchungsausschuss im Bundestag geplant.

Polizei und Geheimdienste hatten den Attentäter immer wieder auf dem Schirm, doch individuelle Fehler und ein strukturelles Versagen in den zuständigen Behörden machten den Weg frei für den Anschlag auf dem Breitscheidplatz.

Sendung: Abendschau, 21.02.2018, 11.30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen