Hilfe bei häuslicher Gewalt - Berliner Geheim-App zum Schutz von Frauen ist online

Mo 19.02.24 | 12:57 Uhr
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Symbolbild:Eine Frau hält ihre Hände vor das Gesicht.(Quelle:picture alliance/dpa/F.Sommer)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.02.2024 | Bild: picture alliance/dpa/F.Sommer

Die schon länger geplante Berliner "Inkognito-App" für stille Notrufe von Frauen bei Gewalt von Ehemännern oder Freunden ist mittlerweile verfügbar. Die App sei bereits "am Markt", die Beratungsstellen und die Polizei "wissen auch Bescheid", mehr wolle sie aber wegen des Schutzes der Frauen und des Projekts nicht verraten, sagte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. "Zu Verteilungskanälen und Funktionen kann ich leider nicht weiter ins Detail gehen."

Spranger sagte weiter: "Die App hat ja eine Tarnfunktion und dazu werde ich hier nichts sagen. Und darf auch nichts dazu sagen, was die App in irgendeine Gefahr bringt. Sonst würden diejenigen, die sie benutzen, Druck erfahren, und das wollen wir ja nicht." Das habe es in einem anderen Bundesland gegeben, als ein ähnliches Projekt neu gestartet werden musste.

Frauen können Taten protokollieren

Die App biete einerseits Informationen für Frauen, aber eben auch die Funktion eines sogenannten Gewalttagebuchs, das später für Gerichtsverhandlungen gegen die Täter als Beweis genutzt werden könne, sagte Spranger. "Deshalb darf ich hier nicht sagen, wie die App aussieht. Die Frauen sollen das Vertrauen haben, dass es keiner mitbekommt, wenn sie selber die App drauf haben und ein Protokoll erstellen."

Der Verein "Gewaltfrei in die Zukunft", der 2010 in Berlin gegründet wurde und die App mitentwickelte, werde inzwischen vom Bundesinnenministerium gefördert, erklärte Spranger weiter.

Beziehungs-Gewalt gegen Frauen steigt

Die Zahlen von Beziehungs-Gewalt gegen Frauen sinken nicht, sondern seien sogar gestiegen, so die Innensenatorin. Im Jahr 2022 habe die Polizei 12.006 Opfer registriert. Das seien 33 pro Tag. Dazu gebe es noch ein riesiges Dunkelfeld von Taten, die nie bekannt und angezeigt würden. Bei 80 Prozent der Gewalt in Beziehungen seien die Opfer weiblich. "Es ist leider alltägliche Realität, aber wir dürfen uns damit nicht abfinden", sagte sie. "Wir müssen dort aktiv, aktiv, aktiv sein. Das sage ich schon immer. Die Frauen dort draußen hoffen auf uns."

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13 Kommentare

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  1. 13.

    Im übrigen hoffe ich weiterhin, dass sich jetzt viele Täter anfangen, Gedanken darüber zu machen, ob es sie selber betreffen könnte. Diesen Effekt fände ich wunderbar. Hoffentlich gehen die Zahlen durch diese App herunter.

  2. 12.

    Ich hoffe, das diese App den Betroffenen hilft und eine Veränderung bringt.

  3. 11.

    Nur für Frauen ist schon problematisch. eine Silent Alarm-APP für Jedermann wäre sinnvoller. Oder soll es eine extra APP für Juden , eine für Homosexuelle und eine für was auch immer, geben? Und was ist mit den Kindern?

  4. 10.

    Antwort auf "Ella" vom Montag, 19.02.2024 | 21:25 Uhr
    "Muss frau dafür Google Bescheid geben, weil nur dort downloadbar? Was gibts für Frauen ohne Smartphone? Ist das barriere- und diskriminierungsfrei?" Der erste Schritt kann ja nur sein, dass Sie sich einer Amtsperson anvertrauen, die Ihnen dann sicher erklärt, wie man an die App kommt. "Google" kann ja kaum prüfen, ob Sie wirklich eine Frau sind. Für Frauen ohne Smartphones gibt es nur persönlichen Kontakt.

  5. 9.

    Hallo Jörg. Da Mann und Frau gleichberechtigt sind, stelle ich Ihnen die Frage, warum viele Männer das nicht wissen? Jeden dritten Tag wird eine Frau von einem Mann umgebracht, die Frauenhäuser sind voll. Gewalt gegen Frauen nimmt konstant zu.
    Wann wurde ein Mann von einer Frau umgebracht, gibt es Männerhäuser?
    Wenn Sie Frauen nicht achten können, ist das Ihr Problem.
    Aber beschämend sind unter diesen Beiträgen tatsächlich Kommentare von Männern, die hier die Opfer nicht erkennen wollen.
    Warum eigentlich? Weil es Frauen sind?
    Misogynie erkennt man am ersten Satz. Klingt immer ähnlich.

  6. 8.

    Muss frau dafür Google Bescheid geben, weil nur dort downloadbar? Was gibts für Frauen ohne Smartphone? Ist das barriere- und diskriminierungsfrei?

  7. 7.

    Also wenn schon die Ankündigung einer verdeckten App so intransparent kommuniziert wird, dass niemandem hinterher klar ist, welches Angebot in welchem Umfang, wie niedrigschwellig zugänglich, wie gerichtsverwertbar arbeitet, dann fragt sich, was die Pressekonferenz überhaupt sollte. Der Erkenntnisgewinn ist gleich Null.

    Das ändert aber nichts daran, dass Frauen so immer noch nur wenig geholfen wird, häusliche Gewalt bleibt so ein inidivualisiertes Problem, statt ein gesellschaftliches. Und die Frauen sollen sich doch bitte kümmern, auch bei dieser App. Das ist grundfalsch. Es braucht mehr Beratungsangebote für Betroffene, es braucht Frauenhäuser und andere Gewaltschutzprojekte und nicht zuletzt braucht es eine Reform der Justiz. Bis heute werden Betroffene allein gelassen, indem sie die Bringschuld haben, gerichtsverwertbare Beweise vorzulegen. Bei einem begründeten Anfangsverdacht sollte aber der Staatsanwaltschaft die Ermittlung übergeben werden können.

  8. 6.

    "Macht nichts. Es kommt auf die Qualität und nicht auf die Quantität an."
    Macht nichts? Es macht nichts, dass 80 Prozent der Opfer Frauen sind? Ohne Worte. Ein Wort wie "Qualität" ist absolut unpassend für die Misshandlung von Menschen. Die Idee für diese App wurde übrigens von einer Frau entwickelt, die selber durch diese Hölle gegangen ist.

  9. 5.

    Macht nichts. Es kommt auf die Qualität und nicht auf die Quantität an.

    Es reicht schon wenn auch nur ein Mann Opfer wird.

    Alles andere wäre Diskriminierung aufgrund des Geschlechts.

    Und das Frauen häufiger Opfer werden weiß ich auch.

    Aber Gewalt ist Gewalt, egal wen es trifft.

  10. 4.

    ...wusste ich, dass als erstes ein Kommentar wie Nummer 1. und 2. hier online geht? Es funktioniert anscheinend nicht, ohne gleich auch auf Männer hinweisen zu müssen. Vielleicht kann man als Mann auch einfach mal akzeptieren, dass Frauen sehr viel häufiger davon betroffen sind?

  11. 3.

    Und wie und wo bekomme ich nun diese supergeheime App?

  12. 1.

    Warum ist die App nur für Frauen. Es gibt auch Männer die Opfer von Gewalt werden ( durch Ehefrauen oder Ehemänner).

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