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Video: Abendschau | 18.03.2021 | Kerstin Breinig | Gespräch mit Mario Czaja | Quelle: dpa/Helmut Fohringer

EMA gibt grünes Licht

Berlin setzt Impfungen mit Astrazeneca ab Freitag fort

Nach Berichten über gefährliche Blutgerinnsel stoppte Deutschland die Impfungen mit Astrazeneca. Nun hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA den Wirkstoff für sicher erklärt. Schon am Freitag können die Impfungen wieder aufgenommen werden.

Die Corona-Impfungen mit dem Astrazeneca-Wirkstoff werden in Berlin am Freitag fortgesetzt. Das kündigte die Senatsgesundheitsverwaltung am Donnerstagabend über Twitter an. "Alle Impfberechtigten werden ausdrücklich über mögliche Risiken aufgeklärt", hieß es. Termine ab Freitag, die zunächst abgesagt wurden, sind nun wieder gültig.

Zuvor hatte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA eine Fortsetzung der Corona-Impfungen mit Astrazeneca empfohlen. Das Vakzin biete eine sichere Möglichkeit, die Menschen gegen eine Covid-19-Erkrankung zu schützen, sagte EMA-Direktorin Emer Cooke am Donnerstag. Der Nutzen liege deutlich über den Risiken.

Es sei keine Verbindung der Impfung mit der Erhöhung des Risikos von Blutgerinnseln bei Menschen festgestellt worden, so Cooke weiter. Zugleich habe eine Verbindung mit bestimmten Fällen aber auch nicht definitiv ausgeschlossen werden können. Die Prüfungen sollen fortgeführt werden. Der Sicherheitsausschuss der EMA empfiehlt aber, ein höheres Bewusstsein für Risiken zu schaffen und dass diese im Beipackzettel der Impfung berücksichtigt werden.

Spahn: Impfungen können schon Freitag fortgesetzt werden

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte daraufhin am Abend an, dass die Impfungen in Deutschland mit Astrazeneca bereits am Freitag fortgesetzt werden. Das sei in Abstimmung mit dem Paul-Ehrlich-Institut und der Ständigen Impfkommission entschieden worden.

Spahn sah sich aber durch die Entscheidung der EMA auch in seiner Entscheidung bestätigt, am Montag die Impfungen mit Astrazeneca in Deutschland vorsorglich auszusetzen. Viele Länder hätten Termine nur für wenige Tage abgesagt, das mache es möglich, die Impfungen nun reibungslos wieder aufzunehmen. Wann auch die Hausartzpraxen mit eingebunden werden, soll am Freitag von Bund und Ländern beraten werden

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Gesundheitsverwaltung

Berlin sagt wegen Astrazeneca-Stopp Tausende Impftermine ab

13 Fälle von Blutgerinnseln in Deutschland gemeldet

Nach Berichten über das Auftreten schwerer Blutgerinnsel bei einigen Geimpften hatten Deutschland und mehr als ein Dutzend weitere europäische Staaten die Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers vorerst gestoppt. Hierzulande wurden die Impfungen am Montag ausgesetzt, wodurch die Planungen für die ohnehin schleppend laufende Immunisierungskampagne durcheinandergebracht wurden. In Berlin waren wegen des Impfstopps rund 6.000 Impftermine vorerst abgesagt und verschoben worden.

In Deutschland gibt es inzwischen 13 gemeldete Fälle solcher Thrombosen in Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zu Impfungen, wie das Bundesgesundheitsministerium in Berlin mitteilte. Demnach handelt es sich um zwölf Frauen und einen Mann im Alter zwischen 20 und 63 Jahren. Bis zum vergangenen Sonntag waren in Deutschland 1,65 Millionen Dosen Astrazeneca-Impfstoff verabreicht worden.

Zunächst abgesagte Termine in Berlin sind wieder gültig

Laut der Berliner Gesundheitsverwaltung wird der Neustart mit dem Impfstoff von Astrazeneca in den Zentren Tegel und Tempelhof wie folgt organisiert:

1. Die in der Zukunft liegenden Termine, die am vergangenen Montag abgesagt wurden, werden wieder eingesetzt. Dazu werden die Impfberechtigten per Mail und SMS kontaktiert, soweit die Kontaktdaten hinterlegt sind. Auch wenn sie keine Nachricht erhalten, können sie ohne Kontakt zur Hotline direkt zum ursprünglich vereinbarten Termin im Impfzentrum Tegel oder Tempelhof erscheinen.

2. Impfberechtigte, deren Termin durch den Impfstopp zwischen Montagnachmittag und Donnerstag nicht zustande gekommen ist, können diesen Samstag und Sonntag ohne Termin direkt zu den Öffnungszeiten in das ursprünglich für sie gebuchte Impfzentrum Tegel (9-18 Uhr) oder Tempelhof (14-18 Uhr) kommen. Sie müssen alle nötigen Unterlagen mitbringen. Sie können ihren ausgefallenen Termin aber auch ganztägig an einem beliebigen Werktag der kommenden Woche nachholen, indem sie sich bei der Impfhotline melden und einen Termin vereinbaren.

Bei Fragen steht die Impf-Hotline unter 030/9028-2200 zur Verfügung.

KV Berlin: Schnell mit Astrazeneca in Hausarztpraxen impfen

Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin forderte am Donnerstagabend nach der Wiederzulassung von Astrazeneca eine flächendeckende Impfung mit diesem Vakzin in Arztpraxen der Hauptstadt. Gerade mit Blick auf die derzeitige Verunsicherung der Bevölkerung solle der britisch-schwedische Impfstoff dort gespritzt werden, wo bereits ein Vertrauensverhältnis zwischen Ärzten und Patienten bestehe, teilte die Vereinigung mit. In den Praxen könne es auch eine intensive Aufklärung geben.

Mehr als 1.600 Berliner Praxen haben sich nach KV-Angaben bereits als Impfpraxen registrieren lassen und stünden in der Pandemie für die Impfkampagne zur Verfügung. Die KV forderte vom Berliner Senat eine zeitnahe Beauftragung der Vertragsarztpraxen. In einer ersten Phase könnten wegen Engpässen beim Astrazeneca-Impfstoff aber lediglich knapp 140 Praxen beliefert werden.

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Müller und Söder für Einsatz von russischem Sputnik-Impfstoff

Die Runde der Regierungschefs tauschte sich mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) aus. Die Ministerpräsidenten hätten dabei deutlich gemacht, dass die Bundesländer Verlässlichkeit bei der Lieferung von Impfstoffen bräuchten, sagte der Vorsitzende der Runde, Berlins Regierungschef Michael Müller (SPD). Er sprach sich ebenso wie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zudem dafür aus, Gespräche mit dem Hersteller des russischen Impfstoffs Sputnik V zu führen.

Es gehe jetzt zunächst um eine schnelle Zulassung, sagte Söder. Zudem müsse man sich bereits jetzt um Kaufverträge kümmern. Der Impfstoff sei offenbar teils besser als bereits zugelassene, sagt er. Auch Müller sagte, angesichts des fehlende Vakzine könne Sputnik ein Beitrag zum schnelleren Impfen sein. Der Impfstoff ist bislang nicht für die EU zugelassen.

Sendung: Inforadio, 18.03.2021, 17:30 Uhr

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