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Video: Abendschau | 30.08.2021 | Kerstin Breinig | Quelle: dpa/Christian Charisius

Vorschlag der Gesundheitsverwaltung

Kontaktpersonen in Kita und Schule sollen kürzer in Quarantäne

Mit der Ankündigung, ab jetzt würden keine ganzen Kita-Gruppen oder Schulklassen mehr in Corona-Quarantäne geschickt, hatten die Berliner Amtsärzte vorgelegt. In der Gesundheitsverwaltung stieß das auf Widerstand - sie kontert nun mit einem eigenen Vorschlag.

Im Streit um die Quarantäne-Regeln in Berliner Schulen und Kitas könnte es auf einen Kompromiss hinauslaufen: Am Sonntag wurden Überlegungen der Senatsgesundheitsverwaltung bekannt, die Quarantäne für Kontaktpersonen von 14 auf fünf Tage zu verkürzen. Ein entsprechender Vier-Punkte-Plan liegt dem rbb vor.

Weil es "überwiegend wahrscheinlich" sei, dass die Infektion bei einem Mitschüler oder Mitschülerin als Kontaktperson innerhalb von fünf Tagen in Erscheinung tritt, solle die Quarantänezeit auf diesen Zeitraum herabgesetzt werden, heißt es in dem Papier.

Es solle demnach grundsätzlich nicht mehr erlaubt sein, ganze Kita-Gruppen oder Klassen in Quarantäne zu schicken, ohne den Einzelfall zu betrachten. Ein pauschales In-Quarantäne-Schicken solle auch deshalb wegfallen, weil in den Schulen Masken getragen und (mit speziellen Geräten) gelüftet wird.

Gleichzeitig wird in dem Papier die Bedeutung von Impfungen von Kindern, Lehrkräften und Eltern hervorgehoben. Weil diese einfach möglich seien und es weiterhin schwere Krankheitsverläufe gebe, sei "die sogenannte Durchseuchung keine verantwortliche Alternative".

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Bezirke kündigten neue Strategie an

Zuvor hatten sich Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) und die Berliner Amtsärzte einen Schlagabtausch geliefert. Die Mediziner hatten am Freitag bekanntgegeben, dass die Quarantäneregeln für Kita-Kinder und Schülerinnen und Schüler geändert werden sollten. Nach dem Willen der Berliner Amtsärzte sollten sich nur noch Kinder mit einem positiven PCR-Test 14 Tage absondern, Kontaktpersonen außerhalb des engsten Kreises hingegen nicht mehr. "Die Pflicht zur Absonderung trifft damit in Zukunft nur noch infiziertes Personal und Kinder sowie deren Haushaltsangehörige", hatte der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) gesagt.

Mit dieser Strategie wären künftig nur noch ungeimpfte Eltern und Geschwister von der 14-tägigen Quarantäne mitbetroffen. Sitznachbarn in der Schule träfe es beispielweise nicht mehr, sofern die Schutzmaßnahmen eingehalten wurden.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit hatte das zunächst auf Nachfrage von rbb|24 bestätigt. "In Schule und Kita bleiben nur noch die Positiv-Getesteten zu Hause", hieß es. Über Ausnahmen entscheide das zuständige Gesundheitsamt. Am Samstag ruderte Kalayci jedoch zurück: "Die Absonderungerfordernisse zu beschränken auf nur Infizierte, entspricht nicht der nationalen Strategie im Kampf gegen Covid-19 und verstößt auch gegen geltendes Recht", sagte Kalayci am Samstagabend dem rbb. "Auch Schülerinnen und Schüler, die sich besonders nahe sind, müssen in die Absonderung."

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Savaskan: Gruppen-Quarantäne wegen des hohen Aufwands

Neuköllns Amtsarzt Nicolai Savaskan rechtfertigte den Vorstoß der Amtsärzte am Sonntag. Eine Neuregelung sei wissenschaftlich geboten und die Ankündigung der Amtsärzte sei auch mit den zuständigen Senatsverwaltungen abgestimmt gewesen.

In einer Mitteilung erläuterte Savaskan, nach den Regeln des Robert-Koch-Institus sei momentan die individuelle Risikoermittlung oder die Quarantänisierung ganzer Gruppen zulässig. In den Schulen und Kitas würden die Kontaktpersonen aber wegen des hohen Aufwands oft nicht ausfindig gemacht, "und so bedeutet es allzu häufig, dass es zur Quarantänisierung ganzer Schulklassen, Lern- oder Kitagruppen kommt".

Aktuelle Daten zeigen laut Savaskan aber, dass es in Kitas und Schulen gar nicht so oft zu Infektionsketten komme. "Bei den meisten Kindern, die im Klassenverband grundsätzlich pauschal als Kontaktperson mit quarantänisiert wurden, liegt bei individueller Risikoermittlung aber gar nicht die überwiegende Wahrscheinlichkeit vor, dass sie sich tatsächlich angesteckt haben." Das aber sei Bedingung für eine Quarantäne-Anordnung.

In Quarantäne geschickte werden sollten also nur PCR-positive Kinder und Familienmitglieder und "nur direkte, enge Kontakte ohne Schutzmaßnahmen, also beste Freunde, Geschwisterkinder oder Sitznachbarn". Kita-Kinder und Schüler in der betroffenen Gruppe aber, die vormals als enge Kontaktpersonen galten, müssten nicht mehr abgesondert werden.

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