Vorschlag der Gesundheitsverwaltung - Kontaktpersonen in Kita und Schule sollen kürzer in Quarantäne

So 29.08.21 | 21:44 Uhr
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Vier Kinder arbeiten in der Schule an zusammengeschobenen Tischen (Quelle: dpa/Christian Charisius)
Video: Abendschau | 30.08.2021 | Kerstin Breinig | Bild: dpa/Christian Charisius

Mit der Ankündigung, ab jetzt würden keine ganzen Kita-Gruppen oder Schulklassen mehr in Corona-Quarantäne geschickt, hatten die Berliner Amtsärzte vorgelegt. In der Gesundheitsverwaltung stieß das auf Widerstand - sie kontert nun mit einem eigenen Vorschlag.

Im Streit um die Quarantäne-Regeln in Berliner Schulen und Kitas könnte es auf einen Kompromiss hinauslaufen: Am Sonntag wurden Überlegungen der Senatsgesundheitsverwaltung bekannt, die Quarantäne für Kontaktpersonen von 14 auf fünf Tage zu verkürzen. Ein entsprechender Vier-Punkte-Plan liegt dem rbb vor.

Weil es "überwiegend wahrscheinlich" sei, dass die Infektion bei einem Mitschüler oder Mitschülerin als Kontaktperson innerhalb von fünf Tagen in Erscheinung tritt, solle die Quarantänezeit auf diesen Zeitraum herabgesetzt werden, heißt es in dem Papier.

Es solle demnach grundsätzlich nicht mehr erlaubt sein, ganze Kita-Gruppen oder Klassen in Quarantäne zu schicken, ohne den Einzelfall zu betrachten. Ein pauschales In-Quarantäne-Schicken solle auch deshalb wegfallen, weil in den Schulen Masken getragen und (mit speziellen Geräten) gelüftet wird.

Gleichzeitig wird in dem Papier die Bedeutung von Impfungen von Kindern, Lehrkräften und Eltern hervorgehoben. Weil diese einfach möglich seien und es weiterhin schwere Krankheitsverläufe gebe, sei "die sogenannte Durchseuchung keine verantwortliche Alternative".

Bezirke kündigten neue Strategie an

Zuvor hatten sich Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) und die Berliner Amtsärzte einen Schlagabtausch geliefert. Die Mediziner hatten am Freitag bekanntgegeben, dass die Quarantäneregeln für Kita-Kinder und Schülerinnen und Schüler geändert werden sollten. Nach dem Willen der Berliner Amtsärzte sollten sich nur noch Kinder mit einem positiven PCR-Test 14 Tage absondern, Kontaktpersonen außerhalb des engsten Kreises hingegen nicht mehr. "Die Pflicht zur Absonderung trifft damit in Zukunft nur noch infiziertes Personal und Kinder sowie deren Haushaltsangehörige", hatte der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) gesagt.

Mit dieser Strategie wären künftig nur noch ungeimpfte Eltern und Geschwister von der 14-tägigen Quarantäne mitbetroffen. Sitznachbarn in der Schule träfe es beispielweise nicht mehr, sofern die Schutzmaßnahmen eingehalten wurden.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit hatte das zunächst auf Nachfrage von rbb|24 bestätigt. "In Schule und Kita bleiben nur noch die Positiv-Getesteten zu Hause", hieß es. Über Ausnahmen entscheide das zuständige Gesundheitsamt. Am Samstag ruderte Kalayci jedoch zurück: "Die Absonderungerfordernisse zu beschränken auf nur Infizierte, entspricht nicht der nationalen Strategie im Kampf gegen Covid-19 und verstößt auch gegen geltendes Recht", sagte Kalayci am Samstagabend dem rbb. "Auch Schülerinnen und Schüler, die sich besonders nahe sind, müssen in die Absonderung."

Savaskan: Gruppen-Quarantäne wegen des hohen Aufwands

Neuköllns Amtsarzt Nicolai Savaskan rechtfertigte den Vorstoß der Amtsärzte am Sonntag. Eine Neuregelung sei wissenschaftlich geboten und die Ankündigung der Amtsärzte sei auch mit den zuständigen Senatsverwaltungen abgestimmt gewesen.

In einer Mitteilung erläuterte Savaskan, nach den Regeln des Robert-Koch-Institus sei momentan die individuelle Risikoermittlung oder die Quarantänisierung ganzer Gruppen zulässig. In den Schulen und Kitas würden die Kontaktpersonen aber wegen des hohen Aufwands oft nicht ausfindig gemacht, "und so bedeutet es allzu häufig, dass es zur Quarantänisierung ganzer Schulklassen, Lern- oder Kitagruppen kommt".

Aktuelle Daten zeigen laut Savaskan aber, dass es in Kitas und Schulen gar nicht so oft zu Infektionsketten komme. "Bei den meisten Kindern, die im Klassenverband grundsätzlich pauschal als Kontaktperson mit quarantänisiert wurden, liegt bei individueller Risikoermittlung aber gar nicht die überwiegende Wahrscheinlichkeit vor, dass sie sich tatsächlich angesteckt haben." Das aber sei Bedingung für eine Quarantäne-Anordnung.

In Quarantäne geschickte werden sollten also nur PCR-positive Kinder und Familienmitglieder und "nur direkte, enge Kontakte ohne Schutzmaßnahmen, also beste Freunde, Geschwisterkinder oder Sitznachbarn". Kita-Kinder und Schüler in der betroffenen Gruppe aber, die vormals als enge Kontaktpersonen galten, müssten nicht mehr abgesondert werden.

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34 Kommentare

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  1. 34.

    Solidarität für Kinder zeigen! Für Kinder mit Voerekrankungen! Für Kinder mit kranken Eltern ! Für Kinder mit Coronaleugner Eltern! Für Kinder, deren Eltern Sie krank werden lassen wollen!
    Lolli Test bei Kitakindern in Berlin bei change org.!

  2. 33.

    "Schließlich könnte auch das eigene Kind im schlimmsten Falle bald nicht mehr da sein." Sie sind noch des Denkens fähig - Sehr viele nicht mehr und verdrängen den schlimmsten Fall erstmal - trifft es die dann doch, wird das Geschrei derer groß, weshalb die Politiker nicht besser aufgepasst hatten. Das sind dieselben Leute, die jetzt noch alles infrage stellen und lächerlich finden.

  3. 32.

    Inmitten Ihrer Wehklagen taucht nicht ein einziger konkreter realistisch umsetzbarer und wirksamer Vorschlag von Ihnen auf.

  4. 30.

    In Deutschland 9.000 Neuinfektionen
    In den USA 155.000
    Na was meinen sie wo ist die Wahrscheinlichkeit von etwaigen Mutationen größer ?
    Und in anderen Ländern gibt es ebenfalls hohe Neuinfektionen.
    Der Klimawandel wird auch bestimmt gestoppt wenn Deutschland E-Autos fährt und der Rest der Welt Verbrenner.

  5. 29.

    Hier eine kleine Auswahl zum Thema: Coronafolgen bei Kindern:
    https://www.swr.de/wissen/corona-spaetfolgen-bei-kindern-100.html
    https://www.pharmazeutische-zeitung.de/schwere-corona-folgen-bei-kindern-auch-wochen-nach-leichter-infektion-124867/
    https://www.br.de/nachrichten/wissen/post-covid-mehr-corona-spaetfolgen-bei-kindern-und-jugendlichen,SSkm7A1
    Dies sollte doch wohl kein Kind durchmachen!

    "... Und ganz ehrlich, glauben Sie wirklich, dass wir Corona in den nächsten zwei oder zwölf oder 50 Monaten ausrotten werden? ..."
    Bestimmt nicht, aber dann hoffentlich mit Impfstoff für U12!

  6. 28.

    Jetzt lassen sie doch die Kirche im Dorf und hören Sie bitte auf die vom BMI entwickelte Angststrategie weiter zu verbreiten. Es ist bisher nach meinem aktuellen Kenntnisstand (RKI und Stiko) kein einziges Kind unter 12 OHNE Vorerkrankungen an Corona gestorben oder hat schwere Folgen entwickelt. Haben Sie andere Informationen dazu? Und im übrigen zur körperlichen Unversehrtheit gehört die psychische Verfassung des Einzelnen genauso wie die körperlichen Eingriffe. Und ganz ehrlich, glauben Sie wirklich, dass wir Corona in den nächsten zwei oder zwölf oder 50 Monaten ausrotten werden?

  7. 27.

    Ich sehe es als unbedingt nötig an, Infektionen zu vermeiden. Tut man dies nicht, hat das Virus viele Gelegenheiten, neue Mutanten zu bilden. Unter diesen Mutanten können dann auch impfresistente sein, vor denen man sich nicht mit Impfungen schützen kann. Zu den Folgen muss ich nun wohl nichts mehr schreiben.

  8. 24.

    Ich verstehe überhaupt nichts mehr. Wieso gibt es überhaupt noch Regeln? Man will doch die Durchseuchung mit diesen neuen Schutzmasnahmen erreichen. Wenn nur noch der Sitznachbar oder ein anderer enger Kontakt in Quarantäne geschickt wird, dürften ja die angeblich so gefährlichen Aerosole nun plötzlich keine Rolle mehr spielen. Luftfilter stehen angeblich in der Schule, frage mich wo das sein soll. Und nein, es wird an einigen Schulen auch nicht richtig gelüftet. Es wird mit der Gesundheit der Kinder gespielt und mit den Ungeimpften. Wozu haben wir seit 1,5 Jahren eigentlich die ganzen Maßnahmen mitgemacht? Es soll Druck auf Ungeimpfte aufgebaut werden,sich endlich impfen zu lassen. Aber auch das ist nicht sicher, Geimpfte stecken auch weiter andere an, dürfen aber überall hin, es gibt in Deutschland bereits 13000 Impfdurchbrüche. Eltern sollten selbst entscheiden dürfen ob sie Ihre Kinder unter solchen Bedingungen in Schule oder Kita schicken. Die Präsenzpflicht gehört ausgesetzt.

  9. 23.

    Nun, dann sollten die Amtsärzte bei Infektionen in einer Klasse mit den PCR-Test schneller sein.
    Das Risiko einer möglichen Weiterverbreitung einer Infektion sehe ich als Eingriff in die körperliche Unversehrtheit an. Und hier ist die Güterabwägung zwischen den Eingriffen sehr komplex wobei ich eine potentielle Gefährdung von Risikogruppen als wesentlich höher einschätze, zumal, wie oben schon erwähnt, bei pflichtgemäßen Arbeiten der Amtsärzte der Kreis in Quarantäne zunehmenden Personen sehr klein gehalten werden könnte.
    Die Abwälzung des Risikos auf unbeteiligte Dritte durch die Amtsärzte kann ggf Ansprüche aus Staatshaftungsrecht gegen Land Berlin hervorrufen und eventuell sogar Ansprüche gegen die als Verursacher festgestellte Privatperson. Wenn Sie dieses Risiko eingehen wollen ohne ganz konkret die Rechtsgüter der betroffenen Personen abzuwägen, nur zu.

  10. 22.

    Ich arbeite in einer Kita. Wir haben drei Fälle. Ein Erzieher wo die Gruppe nicht in Quarantäne muss und zwei Kinder wo die Gruppe in Quarantäne muss. Die Gruppen offen zu lassen grenzt schon an Körperverletzung der Ämter!! Klar ist es nicht schön für die Kinder. Aber geht die Gesundheit nicht vor? Was haben die Kinder für Spätfolgen die es bekommen?
    Seit Beginn der Pandemie wird sich auch nicht um die Erzieher gekümmert. Angst spielt hier eine große Rolle.
    Schutz gibt es keinen für Sie!!! In unserer Kita gibt es auch keine Lüfter oder sonst was. Pramie??Null!!!
    Es sollte kein Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen gemacht werden. Jeder sollte geschützt werden. Und ich verstehe auch nicht wie einige sagen das Ihre kinder 1,5 Jahre zuhause waren. Bei uns haben 100 Kinder Platz. In jedem Lockdown waren 70 Kinder da weil jedes Elternteil plötzlich hilfe benötigte. Vestehe die Eltern auch. Aber es muss langsam aufhören mit dem Egodenken!!! Wir müssen uns schützen.

  11. 21.

    Es gibt ein Infektionsschutzgesetz und dieses regelt Aufgaben und die Hierarchie bzw wer was darf.
    Also muss die Politik es einfach hinnehmen, dass durch das Gesetz echte Experten mehr Entscheidungen treffen Könnern als Politiker die im Wahlkampf sind.

  12. 20.

    Ja. Sicher. Haben Sie schon ein Kind verloren oder an einer chronischen Krankheit leiden sehen? Dieses Risiko, welches in einer Pandemie nun einmal wesentlich höher liegt, als im allgemeinen Lebensrisiko, besteht nach Regierungsangaben ja so etwa im zweistelligen Bereich. Ich möchte im schlimmsten Falle, keiner der 99 Elternpaare sein, welchem das Kind aus vollkommen unfähiger Reaktionsfähigkeit der Politik genommen wird.
    Bei uns an der Schule stehen in keinem normalen Klassenraum ein Luftreinigungsgerät.

    Hier wird auf eine Durchseuchung gesetzt, welche wieder Mutationen des Virus sowie Impfdurchbrüche zur Folge haben wird.

    Wer sich hinstellt und sagt, dass es hallt unter den Kindern nur wenige Opfer geben wird, sollte sich fragen, ob er die demokratischen Werte und die damit verbundene Unversehrtbarkeit des einzelnen Individuums ernst nimmt. Schließlich könnte auch das eigene Kind im schlimmsten Falle bald nicht mehr da sein.

  13. 19.

    Mein Kind, 5 Jahre alt, Einzelkind, in Quarantäne, offenbart mittlerweile leichte Züge einer Depression. 3 Stunden nach dem Aufstehen legt er sich wieder ins Bett. Obwohl ich ihn die meiste Zeit zu beschäftigen weiß, reicht das einfach nicht mehr. Kinder brauchen Kinder, Luft, Bewegung und alles, was Freude bereitet. Es gibt nur noch die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Isolation oder Infektion. Traurig, aber wahr…

  14. 18.

    „Bei den meisten Kindern, die im Klassenverband grundsätzlich pauschal als Kontaktperson mit quarantänisiert wurden, liegt bei individueller Risikoermittlung aber gar nicht die überwiegende Wahrscheinlichkeit vor, dass sie sich tatsächlich angesteckt haben.“ Wer in diesem Fall die Menschen zu Hause 14 Tage eingesperrt, begeht Freiheitsberaubung. Daher kann ich den Vorstoß der Berliner Amtsärzte nur begrüßen. Endlich wird zumindest ein kleiner Schritt in die richtige Richtung gemacht!

  15. 17.

    Unser Sohn wurde probeweise zweimal die Woche in der Kita Lolli getestet. Leider endet der Versuch heute. Warum? Warum zum Schei... sitzen wir hier immer noch und haben keine Strategie? Für meinen zweiten Sohn wurde ich informiert, dass erst einmal Fördergelder (1.000 EUR/Stück) beantragt werden müssen bzw. wir Eltern das übernehmen können. Unfassbar! Und von Erwachsenen können Kinder und Familien ja per se keine Solidarität verlangen. Ich frage mich nur, was Eltern mit Kinder, die Vorerkrankungen haben tun.

  16. 16.

    Als Vater von 2 Kitakindern bin ich den Amtsärzt*innen dankbar, dass sie auch endlich, endlich die Diskussion mehr auf die Folgen von Isolierung und pauschalen Wegsperren der Kinder lenken. Wie kann es sein, dass Kinder immernoch eingesperrt werden, wegen einer Krankheit, die Ihnen kaum etwas anhaben kann? Mit dieser Logik müsste auch Fahrradfahren, Schwimmen oder Trampolinspringen verboten werden. Und nein, andere werden nicht gefährdet oder entscheiden sich selbst für ihre eigene Gefährdung, da sie sich nicht impfen lassen. Dafür aber Kinder leiden zu lassen, ist nicht mehr zu akzeptieren. Daher bitte alle Erwachsenen: impfen und Kinder Kinder sein lassen.

  17. 15.

    "Welche Lüftungsgeräte?An unsere Grundschule gibt es ganze 4 Stück(knapp 500 SchülerInnen)"

    Ich biete mehr: Gymnasium unserer beiden Kinder: 3 Geräte für 950 Schüler. 32 Kinder in Mini-Klassenräumen, gerade bei Elternversammlungen wieder mal live eindrucksvoll erleben können.
    Ja, man kann das nicht schnell ändern, aber bitte nicht Unfug verbreiten, dass die Situation irgendwie durch Luftfiler beeinflusst würde.

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