Bundesliga | 3. Spieltag - Wie Union gegen Leipzig einen Vorteil auf den Außen haben könnte

Do 18.08.22 | 17:47 Uhr
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Unions Außenbahnspieler Julian Ryerson beim DFB-Pokaspiel in Chemnitz (imago images/Jan Huebner)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.08.2022 | Simon Wenzel | Bild: imago images/Jan Huebner

Union Berlin ist mit vier Punkten aus zwei Spielen gut in die Saison gestartet, sogar der anspruchsvolle Trainer Urs Fischer ist "zufrieden". Mit Leipzig kommt jetzt aber das erste Spitzenteam ins Stadion an der Alten Försterei - ein harter Test.

Thema der Woche: Sollte Union seine Ziele schon korrigieren?

Bei Union läuft alles an diesem Saisonstart erstaunlich glatt. Im Pokal eine Runde weiter (das "wie" war da allerdings noch am weitesten von glatt laufen entfernt), Derbysieg und zu Null einen Punkt in Mainz geholt: Ein Aufregerthema gibt es also nicht. Selbst der zurückhaltende Schweizer Trainer Urs Fischer äußert sich zufrieden: "Der Trainer ist eigentlich nie zufrieden, aber: Ich bin zufrieden", sagte er bei seiner wöchentlichen Pressekonferenz am Donnerstag.

Nach einem so souveränen Saisonstart - dem besten der jungen Bundesligageschichte mit vier Punkten aus zwei Spielen - kommen naturgemäß besonders früh Fragen nach einem möglichen höheren Saisonziel auf. Immerhin landete Union in den letzten Jahren auf den Tabellenplätzen 11, 7 und 5 und scheint schon wieder voll in der Spur zu sein. Urs Fischer fängt diese Debatte aber lieber früher als später ein, für ihn ist die Zielsetzung "deutlich". Und zwar: Erstmal 40 Punkte holen und dann weiter schauen. Schließlich sei Union noch ein sehr junger Bundesligist und der Nichtabstieg wäre auch für etabliertere Teams wie Augsburg oder Freiburg immer noch das primäre Ziel.

Personal

Personell sieht es bei Union gut aus: Trainer Urs Fischer hat (fast) den kompletten Kader zur Verfügung. Nur Timo Baumgartl ist nach seiner Krebserkrankung erwartungsgemäß noch nicht komplett fit. Aber selbst beim Innenverteidiger gibt es Fortschritte zu vermelden, er solle schnellstmöglich komplett ins Mannschaftstraining einsteigen, erklärte Fischer im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen RB Leipzig. Das heißt aber auch, dass Fischer am Samstag wieder die Qual der Wahl hat. Darunter litten bislang zum Beispiel die prominenten Ersatzspieler Levin Öztunali und Kevin Möhwald, die in dieser Saison noch gar nicht im Kader standen. Angesichts der Leistungen der Mannschaft können sie sich wenig Hoffnung darauf machen, dass sich das ändert.

Der Gegner: Leipzig ohne seinen Kapitän und mit Fragezeichen

Rasenballsport Leipzig misslang der Saisonstart dagegen ordentlich. Zwei Punkte aus zwei Spielen gegen schlagbare Gegner (Stuttgart und Köln) sind viel zu wenig für die hohen Ansprüche des Energiedrink-gepushten Klubs. Nach dem Pokalsieg in der Vorsaison gaben die Leipziger kaum Topspieler ab und holten mit Timo Werner (zurück nach zwei Jahren beim FC Chelsea) und David Raum (von der TSG Hoffenheim) sogar noch zwei deutsche Nationalspieler dazu. Geschäftsführer Oliver Mitzlaff - nicht gerade für zurückhaltende Worte bekannt - ist wenig angetan und sagte bei "Sky": "Es ist ein beschissener Start."

Das könnte auch daran liegen, dass den Leipzigern bislang zwei wichtige Spieler der Vorsaison fehlten, Josko Gvardiol und Konrad Laimer verpassten den Saisonstart weitestgehend verletzt. Gvardiol wird ziemlich sicher gegen Union in die Startelf zurückkehren, auch bei Laimer ist das nicht ausgeschlossen. Wenn der Österreicher rechtzeitig fit wird, dürften auch zwei Experimente in der Leipziger Startelf beendet werden: An den ersten beiden Spieltagen lief der gelernte Außenverteidiger Benjamin Henrichs überraschend im zentralen Mittelfeld auf, dazu durfte der 19-jährige Hugo Novoa sich als rechter Schienenspieler versuchen - eine extrem offensive Variante, denn Novoa ist eigentlich Stürmer und befindet sich noch in der Umschulungsphase auf der neuen Position.

Gesetzt scheint das Offensivtrio der Leipziger mit Timo Werner, Christopher Nkunku und Dani Olmo. "Unterschiedsspieler, die ein Spiel alleine entscheiden können", nennt Union-Trainer Fischer die Leipziger Angreifer. Das Trio steht für variable, technisch hochwertige und schnelle Kombinationen, Nkunku und Werner können beide mit hoher Geschwindigkeit in tiefe Räume hinter der Abwehr starten, Olmo und auch Nkunku - wenn er nicht selbst gesucht wird - haben gefährliche Pässe in diese Räume im Repertoire, alle drei weichen auch gerne mal nach Außen, an die Strafraumkanten aus. Für Unions Dreierkette eine schwere Aufgabe.

Bitter für die Leipziger sind die feststehenden Ausfälle: Kapitän und Stammtorwart Peter Gulacsi hat sich eine kleinere Muskelverletzung zugezogen und wird geschont, Mittelfeldspieler Dominik Szoboszlai fehlt gesperrt nach seiner Roten Karte gegen Köln (Tätlichkeit) und Innenverteidiger Lukas Klostermann fehlt lange mit einem Syndesmosebandanriss.

Die Schlüsselduelle: Union kann auf den Flügeln punkten

Damit Union wieder so erfolgreich ist wie in den letzten Bundesligaspielen gegen Leipzig (drei 2:1-Siege in Folge), wird es darauf ankommen, wie gut es den Eisernen gelingt, Leipzig im Aufbau zu stören, ohne dabei selbst überspielt zu werden. Anschließend können die Unioner mit schnellem Umschalten für Gefahr sorgen, auf Leipzigs defensiven Außen und in den Räumen vor der Dreierkette zeigten sich in den ersten Spielen phasenweise noch Abstimmungsprobleme.

Nach der Partie gegen Köln erklärte Leipzigs Trainer Tedesco, er habe mit einem flachen Aufbau in der Fünferkette versucht, die Kölner weit weg vom eigenen Tor ins Pressing zu locken, um dann über die Außen schnell das Pressing zu überspielen. Es gelang Leipzig zwar nur selten, das Spiel der Kölner war dennoch riskant, denn wenn das hohe Pressing überspielt war, gab es viele Räume für die flinken Offensivspieler. Der erste Gegner Stuttgart versuchte es dagegen mit einer defensiveren Herangehensweise, das hatte den Nachteil, dass Leipzig in der Schlussphase fast übermächtig wurde und sich eine Art Handballspiel um den Stuttgarter Strafraum entwickelte.

Es wird für Urs Fischer also darum gehen, den richtigen Bereich für das Anlaufen des Gegners zu finden. "Irgendwo Höhe Mittellinie, Höhe Anstoßkreis" sei der, sagte der Schweizer vor dem Spiel, deutete aber auch an, dass sein Team zumindest phasenweise den Kölner Weg probieren könnte - den Gegner hoch anlaufen und zustellen und "ein bisschen ins Risiko gehen", das sei im Köpenicker Repertoire. Unions defensive Organisation wirkte an den ersten Spieltagen schon wieder sehr gut - gegen Mainz mit einer sicheren Variante, gegen Hertha etwas höher, aber mit gutem Gespür für die Schwachpunkte im Aufbauspiel des Stadtrivalen.

Eine Schlüsselrolle im anschließenden Umschaltspiel könnten gegen Leipzig die Außenspieler einnehmen. Vor allem Julian Ryerson zeigt sich zum Saisonstart in einer sehr guten Form. Gegen Hertha sorgte er auf der linken Seite für viel Offensivgefahr hinter dem unaufmerksamen Dodi Lukebakio, gegen Mainz war er als rechter Außenspieler der Aktivposten und in seiner Feldpositionierung fast auf der gleichen Höhe wie die Stürmer Sheraldo Becker und Jordan Siebatcheu zu finden. Spielt Leipzig wieder mit dem unerfahrenen Novoa auf rechts, könnte Ryerson als sein Gegenspieler eine ideale Wahl sein. Die geschickten Läufe in Räume hinter Novoa oder in die Räume zwischen den Sechsern und der Abwehr, könnten eine Chance sein. Auch Sheraldo Becker dürfte sich bei eigenem Ballbesitz immer wieder aus dem Zentrum bewegen, um die Dreierkette der Leipziger auseinander zu ziehen, sollten Raum und Novoa nach Ballverlust weit aufgerückt sein.

So könnte Union spielen

Union hat wenig Grund, viel an seiner bisherigen Aufstellung zu ändern. Die Abstimmung passte, die Defensive steht, auch das neue Sturmduo Becker-Siebatcheu wirkt schon recht harmonisch. Wahrscheinlich ist es daher, dass auch Neuzugang Morten Thorsby noch nicht in der Startelf landet, sondern Fischer vorerst weiter auf das zentrale Trio aus Genkhi Haraguchi, Rani Khedira und Janik Haberer vertraut - auch wenn Thorsby unter der Woche im Interview verkündete, jetzt fit zu sein.

Die einzigen Änderungen an den ersten beiden Spieltagen nahm Trainer Urs Fischer auf den Außenverteidigerpositionen vor. Im Stadtderby spielten Christopher Trimmel (rechts) und Julian Ryerson (links), eine Woche später gegen Mainz startete Ryerson rechts und Nico Gießelmann links. Aufgrund der möglichen Schwachstelle auf Leipzigs rechter Defensivseite, könnte der offensivstarke Ryerson abermals den Vorzug vor Nico Gießelmann auf links erhalten und Kapitän Christopher Trimmel in die Startelf zurückkehren.

Voraussichtliche Aufstellung: Rönnow - Jaeckel, Knoche, Diogo Leite - Trimmel, Khedira, Haberer, Ryerson - Haraguchi - Becker, Siebatcheu

Das tippt rbb|24

1:2, 2:1, 2:1, 2:1 - so endeten die letzten vier Begegnungen zwischen diesen beiden Teams (das DFB-Pokalspiel in der vergangenen Saison mit einbezogen). Drei Mal ging Union als Sieger vom Platz, ein Mal RB Leipzig (ausgerechnet in besagtem Pokalspiel). Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass die Paarung auch dieses Mal mit 2:1 endet und auch nicht so unwahrscheinlich, dass wieder die Eisernen jubeln dürfen. Union wirkte als gesamtes Team in den ersten Spielen gefestigter als die Leipziger. Wenn Urs Fischers Team konzentriert verteidigt und seine Umschaltmomente nutzt, ist auch gegen dieses Spitzenteam wieder was drin.

Der Tipp deshalb: 2:1 für Union.

 

Sendung: rbb24, 18.08.2022, 18:00 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Na vielleicht spielen die beim Lutz aus Siedentopf anders Fußball? .......Ach nee, kommt ja aus Berlin. Ich tippe mal Charlottenburg. Aber da spielt man auch anderen Fußball
    EISERN

  2. 2.

    Ach du meine Güte... jetzt entscheiden wohl auch schon Mitgliederzahlen ein Spiel.
    Völlig sinnfrei ihr Kommentar.

  3. 1.

    Ein Verein mit über 40.000 Mitgliedern wird wohl einen Verein mit 20 - 30 Mitgliedern in den Griff bekommen.

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