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Quelle: imago images/Matthias Koch

Interview | BFV-Präsident vor Berlin-Derby

"Die Hauptstadt braucht zwei Bundesligisten"

Am Samstag steht der Höhepunkt für viele Berliner Fußballfans an: das Hauptstadt-Derby zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union. Der Präsident des Berliner Fußball-Verbands, Bernd Schultz, spricht über die besondere Bedeutung der Begegnung.

rbb: Herr Schultz, am Samstag steht das nächste Berliner Stadtderby zwischen Hertha und dem 1. FC Union an. Wo werden Sie das Spiel verfolgen?

Bernd Schultz: Im Stadion. So, wie es sich gehört.

Und was werden Sie tragen: blau-weiß oder rot-weiß?

(Lacht) Als Verbandspräsident bin ich natürlich Fan von beiden Teams und versuche, da eine gewisse Neutralität an den Tag zu legen.

Hauptstadtderby

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Seit dem Aufstieg des 1. FC Union sind die regelmäßigen Derbys der Jahreshöhepunkt für viele Berliner Fußballfans. Auch für Sie?

Ja, mit Sicherheit. Wobei es mit den Fanausschreitungen auch negative Begleiterscheinungen gab. Zuletzt aber Gott sei dank nicht mehr. Insofern hoffe ich, dass auch am Samstag wieder ein Fußballfest veranstaltet wird.

Sie haben engen Kontakt zur Berliner Fußballszene. Wie nehmen Sie die Stimmung rund um das Derby in der Hauptstadt wahr?

Das Derby ist für viele Berliner Fußballer einfach ein Highlight. Es wird allerdings von vielen auch immer noch als Duell zwischen Ost und West betrachtet. Ich sehe es eher als die Auseinandersetzung unserer beiden am höchsten spielenden Vereine.

Ich bin der Überzeugung, dass die Hauptstadt zwei Bundesligisten braucht. Natürlich gibt es da gerade unterschiedliche sportliche Voraussetzungen zwischen beiden Teams vor diesem Derby. Was ich aber aus vielen Gesprächen – auch mit Verbandsfunktionären – wahrnehme, ist zum einen großer Respekt für das, was bei Union passiert und zum anderen auch die Hoffnung, dass durch Fredi Bobic bei Hertha irgendwann noch die Wende gelingen kann und sie wieder in höhere Tabellenregionen zurückkehren.

Die starken Leistungen und der große Aufstieg des 1. FC Union hat in Berlin für neue sportliche Kräfteverhältnisse gesorgt, oder?

Ja, das ist offensichtlich. Man macht bei Union vieles – wenn nicht sogar alles – richtig. Ich finde, sie haben eine tolle sportliche Leitung und ein hervorragendes Trainerteam rund um Urs Fischer. Das macht alles einen sehr guten Eindruck. Ich kenne den Verein im Grunde seit der Wende und habe da auch viele Höhen und Tiefen miterlebt. Aber in den letzten Jahren ist sehr viel Ruhe eingekehrt, auch in der Außendarstellung. Das ist jetzt deutlich unaufgeregter. Mein Respekt gilt auch der Transferpolitik. Jedes Jahr verlassen Spieler kurzfristig den Verein und es gelingt immer wieder Ersatz aus dem Hut zu zaubern. Da gibt es offensichtlich ein tolles Netzwerk.

Nicht nur in der Hauptstadt steht Union gerade an der Spitze, auch in der Bundesliga spielen sie oben mit. Profitiert davon auch der Berliner Fußball im Allgemeinen?

Ja, ich glaube schon. Sportliche Erfolge werden immer stärker wahrgenommen und anerkannt und das strahlt auch auf den Fußball in der Stadt aus. Bei einem anderen Saisonverlauf für Hertha wäre das natürlich noch stärker. Das belastet ein bisschen die Stimmung.

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Wie belastend wäre denn ein Abstieg von Hertha BSC für den Berliner Fußball?

Das wäre eine mittlere Katastrophe. Wir haben bei Hertha BSC – ähnlich wie bei Union – ein tolles Nachwuchsleistungszentrum. Es würde bei einem Abstieg dann vieles in Frage gestellt werden, alleine wegen des Rückgangs der Fernseheinnahmen. Wir haben es in den letzten Jahren ja zweimal erleben müssen. Gott sei dank ist da sofort immer der Wiederaufstieg gelungen. Aber das ist ein Kraftakt. Man braucht nur nach Hamburg zu schauen, um zu sehen, was passiert, wenn ein Aufstieg nicht sofort wieder gelingt.

Für Berlin und für uns als Verband wäre das also eine sehr schlechte Entwicklung. Wir sind derzeit die einzige Stadt mit zwei Bundesligisten in Deutschland. Das strahlt natürlich schon. Ich glaube nach wie vor, dass beide Vereine ihr Potential haben.

Dieses Potential können beide Teams am Samstag unter Beweis stellen. Das Derby im vollen Olympiastadion wird sicherlich viele Fußballinteressierte aus ganz Deutschland vor den Fernseher locken. Ist das der Moment, bei dem der Berliner Fußball glänzen kann und bundesweit im Mittelpunkt steht?

Mit Sicherheit. Aber bitte auf dem Rasen und nicht auf den Rängen. Da möge nur die Unterstützung des eigenen Teams im Mittelpunkt stehen und es sollte nicht wieder zu Ausschreitungen kommen. Dann wäre es das Fußball-Fest, das sich viele erhoffen und das auch ich mir wünsche.

Erwarten Sie eine Partie auf Augenhöhe oder erwarten sie bei der sportlichen Ausgangslage einen souveränen fünften Derby-Sieg des 1. FC Union in Folge?

(Lacht) Wenn man neutral bleiben will, ist es mit dem Tippen immer ein bisschen schwierig. Bei den sportlichen Voraussetzungen liegt die Vermutung natürlich nah. Aber jetzt kommt ein Satz fürs Phrasenschwein: Das Derby hat seine eigenen Gesetze. Ich glaube schon, dass das für beide Teams eine besondere Motivation ist. Letztendlich geht es um die Stadtmeisterschaft und Hertha will mit Sicherheit die Niederlage aus der Hinrunde wieder wett machen.

Es wird ein außergewöhnliches Spiel werden und von Hertha mit Sicherheit nicht so angegangen werden, wie zuletzt die erste Halbzeit gegen den VfL Wolfsburg. Alleine die Stimmung von den beiden Fangruppen wird für die Spieler aber wohl Motivation genug sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.

Sendung: rbb24, 26.01.2022, 21:45 Uhr

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