Premier League Darts in Berlin - Der Karneval der Pfeile

Fr 31.03.23 | 08:21 Uhr | Von Lukas Witte
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Kostümparty bei der Premier League Darts in Berlin (pdc/Dave Allen)
Audio: rbb24 Inforadio | 31.03.2023 | Lukas Witte | Bild: pdc/Dave Allen

Mit der Premier League Darts hat am Donnerstagabend eine der populärsten Turnierserien der Sportart Halt in Berlin gemacht. Während auf der Bühne die Pfeile flogen, feierte das Publikum dabei ein buntes Fest. Von Lukas Witte

"One hundred and eighty", schallt es am Donnerstagabend einige Male aus den Lautsprechern in der Arena am Berliner Ostbahnhof. Drei Pfeile in die Triple 20, die höchstmögliche Punktzahl, und die Halle steht Kopf. Rund 10.000 Zuschauer liegen sich in den Armen, singen gemeinsam Lieder und tanzen auf den Bänken. Was nach Volksfest aussieht, ist das einzige Event der Premier League Darts auf deutschem Boden.

Kostümparty in der Hauptstadt

Es ging bunt zu beim neunten Spieltag der populären Turnierserie in Berlin. Denn wie zum Karneval gehört auch zu einer waschechten Dart-Veranstaltung das passende Kostüm. Egal ob exotische Tiere, berühmte Filmcharaktere, oder sogar der Papst – an diesem Abend gab es wirklich jede Verkleidung zu bestaunen. "Das muss einfach sein. Ich glaube ohne Kostüm darf man hier gar nicht rein", scherzte Fan Olli, der eine blonde Lockenperücke trug.

Die Zuschauer feierten von Beginn an ausgelassen, bewiesen sich bei einschlägigen Party-Hits textsicher und versuchten immer wieder, es mit lustigen Schildern auf eine der Videoleinwände zu schaffen. Auf der Bühne warfen unterdessen die Profis einen Pfeil nach dem anderen präzise auf die Scheibe und animierten das Publikum zu immer weiteren Stimmungsausbrüchen.

Hier wurde schnell klar: Es geht um mehr als nur das reine Sportgucken. "Wir wollen eine schöne Feier und ein lustiges Fest. Und ganz viel Spaß", erzählte eine Freundesgruppe aus Stuttgart, die extra für die Veranstaltung nach Berlin gereist war und allesamt T-Shirts trugen, auf denen haarige nackte Männeroberkörper zu sehen waren.

Keine deutschen Profis vertreten

Die Begeisterung für die Sportart und das Drumherum scheint in Deutschland derzeit größer den je. Neben der hochdotierten Premier League Darts finden in diesem Jahr auch zahlreiche European-Tour-Turniere, die Europameisterschaft sowie die Team-WM hierzulande statt. Der Markt ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen.

Das hängt sicherlich auch mit den Erfolgen zweier deutscher Profis zusammen: Gabriel Clemens schaffte es unlängst völlig überraschend im berühmten Londoner Ally Pally ins WM-Halbfinale und auch der gebürtige Brandenburger Martin Schindler spielte zuletzt auf hohem Niveau.

Trotzdem bekamen beide keine Einladung für die Premier League Darts und traten deshalb auch am Donnerstagabend in der Hauptstadt nicht an. Stattdessen gab es acht der besten internationalen Dart-Spieler zu sehen. Gesetzt sind in der Turnierserie die Top vier der sogenannten "Order of Merit", eine Art Weltrangliste, die sich aus den eingenommenen Preisgeldern der vergangenen zwei Jahre ergibt. Die weiteren vier Spieler bekamen vom Veranstalter Wildcards für die Teilnahme.

Dass kein Deutscher darunter war, trübte die Stimmung in Berlin aber keineswegs. "Den beiden Jungs fehlen einfach noch ein paar Prozent und ich glaube, dass es schon im nächsten Jahr anders sein kann, sagt der als Matrose verkleidete Uwe Mertens. "Im Moment ist es vollkommen berechtigt, dass noch kein Deutscher dabei ist. Aber ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind und vermutlich demnächst eine größere Rolle spielen können." Und zumindest als Gast kam der Strausberger Profi Martin Schindler unter tosendem Applaus auf die Bühne. Vielleicht träumte er davon, dort bald selbst Pfeile werfen zu dürfen.

Eine kunterbunte Trophäe

Aber auch ohne deutsche Beteiligung bekam das Publikum in der Hauptstadt sportlich einiges geboten. Dabei sorgte einer für eine große Überraschung: Jonny Clayton, der in diesem Jahr bislang weit hinter seinen einstigen Leistungen zurückblieb, schaltete auf seinem Weg ins Finale erst den dreifachen Weltmeister Michael van Gerwen und danach Gerwyn Price aus, der die letzten beiden Premier-League-Abende für sich entscheiden konnte.

In einem packenden Finale bewies Clayton dann gegen den Weltranglistenersten Michael Smith die besseren Nerven und setzte sich mit 6:4 durch. Es war sein erster Spieltags-Sieg in der laufenden Saison, der den Gesamtsieger von 2021 in der Tabelle zumindest hoch auf den fünften Platz beförderte. Sechs Dart-Abende vor den Playoffs hofft er nun auf eine Wende, wie er sagt: "Ich habe zuletzt nicht mein bestes Dart gespielt. Eigentlich weiß ich gar nicht warum, weil ich nichts anders gemacht habe als sonst. Aber das Gefühl heute Abend ist großartig und ich hoffe, es wird jetzt so weitergehen", so der Waliser.

Sieger Jonny Clayton präsentiert beim Premier-League-Darts-Abend in Berlin seine Trophäe (pdc/Dave Allen)Sieger Jonny Clayton mit seiner Trophäe | Bild: pdc/Dave Allen

Neben den 10.000 Pfund Preisgeld gab es für Clayton passend zur Veranstaltung auch noch einen bunt bemalten Berliner Bären als Trophäe, den er nun zu den anderen ins Regal stellen wolle. "Es ist definitiv der farbenfrohste Preis, den ich je bekommen habe", sagte er lachend.

Für ihn, aber auch für alle anderen Teilnehmer war es ein gelungener Abend in der Arena am Ostbahnhof. "Die Atmosphäre war fantastisch und die deutschen Fans sind wirklich die besten. Sie bejubeln jeden Pfeil und buhen niemanden aus. Für uns als Spieler ist das einfach ein gutes Gefühl", schwärmte der Sieger. Und so wird wohl auch im nächsten Jahr wieder zum Karneval der Pfeile in die Hauptstadt eingeladen – dann vielleicht auch mit deutscher Beteiligung.

Sendung: rbb24 Inforadio, 31.03.2023, 6:15 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

4 Kommentare

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  1. 4.

    Aber auch das Gesamtkonzept von Sport 1 ,wenn man Darts am TV verfolgt ist top! Basti, Jana und Robby und Max als Experten - es macht soviel Spaß, und lässt Einen die "alltäglichen " Probleme vergessen. So geht es mir auch mit meiner 2.Leidenschaft...Snooker . HABT SPAß !!!

  2. 2.

    Ich war dabei.Ein Event von ganz besonderer Güte.Massen von Menschen die sich vertragen und gemeinsam friedvoll miteinander feiern.Einfach Klasse.

  3. 1.

    Treffender Bericht, danke! Es war wirklich großartig, all die Stars, wie man die Profis ja nun schon wirklich nennen kann, einmal live zu sehen. Auch wenn sie weit weg waren. Aber es ist einnfach Wahnsinn, wie man eine so große Halle mit fast 10.000 Menschen füllen kann, nur, weil da eine kleine Dartscheibe hängt. Man hätte ja auch die Max-Schmeling-Halle nehmen können, oder das Velodrom, aber nein... :-D Es ist einfach schon die Mercedes-Benz Arena, wahnsinn. Ich als Dart-Fan freue mich, dass dieser Sport so populär geworden ist und so viele begeisterte Fans gefunden hat. Ich kann es nur jedem empfehlen, sich diese Party, dieses Fest einmal live anzuschauen! Danke PDC, danke Berlin!

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