Hertha-eSportler beim Bundesliga-Finale - Auf der Jagd nach dem virtuellen Titel

Di 06.06.23 | 20:28 Uhr
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Ein Spieler hält bei einer Veranstaltung der Virtual Bundesliga einen Controller in der Hand (imago images/RHR-Foto)
Bild: imago images/RHR-Foto

In der "Virtual Bundesliga" wird am Wochenende der beste eFootballer Deutschlands gekürt. Dabei könnte einem 18-jährigen Herthaner gelingen, was für seine Kollegen auf dem Rasen diese Saison in weiter Ferne lag. Bastian Puskas kämpft um den Titel.

Nach einem spannenden Saisonfinale erholt sich die Fußball-Bundesliga nun in der Sommerpause. Meisterschafts- und Abstiegskampf sind beendet, Dortmund- und Hertha-Fans sind enttäuscht, die Bayern jubeln wieder. Doch es gibt eine Welt, in der der Ball noch rollt und alles anders laufen kann: In der "Virtual Bundesliga" (VBL) steht das große Finale noch bevor.

Die 32 besten eFootballer treffen aufeinander

Seit 2012 organisiert die Deutsche Fußball-Liga (DFL) einen digitalen Spielbetrieb. Gespielt wird dabei natürlich der Kassenschlager unter den Fußball-Simulationsspielen: Fifa von EA Sports. Höhepunkt zum Saisonende ist dabei das Grand Final – und am kommenden Wochenende ist es wieder so weit. In Köln versammelt sich die deutsche eFootball-Elite, um den nächsten virtuellen Champion zu krönen. Die 32 besten Spieler des Landes treten dafür an den Konsolen gegeneinander an.

Und: Anders als in der Realität ist Hertha BSC mittendrin im Titelkampf. Der 18-jährige Bastian Puskas gehört seit dem vergangenen Jahr der eSport-Akademie der Berliner an und kämpft nun um die deutsche Meisterschaft. "Alle im Verein waren total froh und glücklich, dass ich es geschafft habe. Und ich war es auch", sagt er.

Hertha-Talent gibt Final-Premiere

Dabei sollte es für das Talent mit dem Fifa-Nickname "bxstip7" bei seinem neuen Verein eigentlich erstmal ruhig beginnen. "Im ersten Jahr sollte er sich erstmal an den Verein gewöhnen und reinschnuppern, um auch ein bisschen Druck rauszunehmen. Deshalb war er auch nicht bei den Club Championships dabei", erklärt Dennis Krüger, Leiter der eSport-Abteilung bei Hertha.

Im VBL Club Championship traten in dieser Saison 29 Klubs aus 1. und 2. Bundesliga mit eigenen Kadern gegeneinander an, um den Titel als bester eFootball-Club Deutschlands. Die besten Einzelspieler qualifizierten sich außerdem für das Grand Final.

Puskas schaffte es dorthin stattdessen über die "VBL Open": "Das kann eigentlich jeder spielen. Die Frage ist nur, ob man das Zeug zu 60 Siegen hat", sagt Krüger. In dem kostenlosen Modus wählen Fifa-Spieler in ganz Deutschland ein Bundesliga-Team und versuchen, mit diesem in 60 Spielen pro Monat möglichst viele Siege zu erringen.

Die Reaktionen waren krass. Ich habe glaube ich noch nie so viele WhatsApp-, Instagram- und Twitter-Nachrichten bekommen, wie an diesem Tag

Bastian Puskas über seine Qualifikation zum Finale

Puskas verlor direkt im ersten Monat kein einziges Spiel, wodurch er es eine Runde weiter in die Playoffs schaffte. "Da waren dann, glaube ich, noch 120 Spieler übrig. Und da habe ich es tatsächlich unerwartet geschafft, unter die Top-16 zu kommen. Die Reaktionen waren krass. Ich habe wohl noch nie so viele Whatsapp-, Instagram- und Twitter-Nachrichten bekommen, wie an diesem Tag", erzählt das Hertha-Talent. Seine starke Leistung brachte ihm einen Platz im Grand Final - das erste große Turnier seiner Gaming-Karriere.

Freiburg und Leipzig stellen die Favoriten

Und da könnte er direkt richtig abräumen: Der Preisgeld-Pool beträgt insgesamt satte 100.000 Euro. Der Sieger darf sich neben dem Titel über 40.000 Euro freuen, der Zweite bekommt 20.000. Selbst die letzten sieben Plätze erhalten noch jeweils 1.500 Euro. Puskas geht jedoch bescheiden in seine Final-Premiere. "Ich würde mich nicht zum Favoritenkreis zählen. Ich mache mir keinen Druck, aber habe auf jeden Fall richtig Bock", sagt der 18-Jährige.

Die größten Titelaspiranten sind in diesem Jahr wohl vor allem Vorjahressieger Dylan "DullenMIKE" Neuhausen vom SC Freiburg und der Champion von 2021 Umut "RBLZ_Umut" Gültekin von RB Leipzig. "Aber Basti wird Erfahrungen sammeln und dazu lernen. Und wenn er einen guten Tag erwischt und sich weiter so gut vorbereitet, dann kann er da auch für eine Überraschung sorgen", sagt eSport-Leiter Krüger.

Breites Angebot in Herthas eSport-Akademie

Für den Verein sei es wichtig, dass zumindest einer ihrer sechs Spieler im Grand Final vertreten ist. "Das zeigt, dass wir das Konzept unserer Akademie immer weiter optimiert und verbessert haben. Dass wir es mit unserem Support und Bastis Talent dorthin geschafft haben, ist ein großer Erfolg. Auch, wenn wir uns natürlich mehr Finalteilnehmer aus den eigenen Reihen gewünscht hätten", erzählt Krüger.

Das zeigt, dass wir das Konzept unserer Akademie immer weiter optimiert und verbessert haben.

Herthas eSport-Leiter Dennis Krüger über Puskas Finalteilnahme

Eigene Räumlichkeiten, Trainer, Analysten, Sportpsychologen, ein Sportangebot abseits der Konsole und Verhaltensschulungen für soziale Medien – all das bietet die Hertha-Akademie ihren eSportlern. Und gute Bedingungen sind dringend nötig, um auf dem deutschen Markt mitzuhalten. Die DFL gehört mit ihrem virtuellen Produkt im internationalen Vergleich zu den stärksten Ligen und stellt mit Umut Gültekin sogar den aktuellen Weltmeister. Das Grand Final der VBL wird an diesem Wochenende sogar zusätzlich in englischer Sprache mit eigenen Moderatoren, Experten und Reportern übertragen, um auch ein internationales Publikum anzusprechen.

Ob Puskas bei seinem ersten Auftritt auf einer solch großen Bühne wirklich überraschen kann, bleibt abzuwarten. Krüger wird seinen Schützling auf jeden Fall mit einer Delegation des Vereins begleiten und ordentlich unterstützen. "Mehr oder weniger die komplette eSport-Abteilung ist vor Ort", sagt er. Alle würden sich freuen, bei dem großen Event dabei sein zu dürfen. Und so wird zumindest das virtuelle Saisonfinale ein großes Fest für Hertha BSC werden.

Sendung: rbb24, 6.6.2023, 21:45 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Da kann ja Hertha sich endlich auch das ersehnte Stadion bauen... und kein Reitverein oder keine Wohnhäuser müssen dafür weichen, weil is ja alles virtuell. "Schöne" neue Welt..., aber nicht meine. Leider ist der Abstieg echt. Ich weiß, als Schalker, wovon ich rede.

  2. 1.

    Muss ich nicht verstehen.

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