0:3 gegen Stuttgart - Union Berlin stellt 19 Jahre alten Negativrekord ein

Sa 21.10.23 | 20:15 Uhr
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Hängende Köpfe beim 1. FC Union: Die Köpenicker kassieren gegen den VfB-Stuttgart die achte Niederlage in Folge. / imago images/Beautiful Sports
Audio: rbb24 Inforadio | 21.10.2023 | Jakob Rüger | Bild: imago images/Beautiful Sports

Die Negativserie des 1. FC Union geht weiter und bekommt historische Ausmaße: Gegen den VfB Stuttgart verloren die Köpenicker mit 0:3. Es war die achte Pflichtspiel-Niederlage in Folge. Das gab es zuletzt 2004 zu Regionalliga-Zeiten.

  • Achte Pflichtspiel-Niederlage in Folge stürzt den 1. FC Union endgültig in die Krise
  • Stuttgart gibt nur einen Torschuss mehr als die Köpenicker ab, zeigt aber hohe Effizienz
  • VfB-Topstürmer Serhou Guirassy leitet Unions Niederlage ein und verletzt sich

Der 1. FC Union Berlin hat mit 0:3 (0:1) gegen den VfB Stuttgart verloren und somit die achte Niederlage in Folge kassiert. Das passierte den Köpenickern zuletzt im November 2004 - in einer Saison, an deren Ende der Absturz in die Oberliga stand.

Serhou Guirassy, Silas und Deniz Undav trafen am Samstag im Stadion An der Alten Försterei für die effizienten Gäste aus Schwaben (16./82./88. Minute). Union dagegen ließ Ende der zweiten Hälfte gute Chancen auf den Ausgleich liegen. Nach der Niederlage steht das Team von Trainer Urs Fischer nach acht Spieltagen somit weiter bei sechs Punkten auf Platz 14.

Khedira und Knoche zurück - Guirassy trifft wieder

Dabei standen beim 1. FC Union zwei langersehnte Rückkehrer nach wochenlangen Ausfällen nicht nur wieder im Kader, sondern auch direkt in der Startelf. Abwehrchef Robin Knoche und Mittelfeld-Organisator Rani Khedira - beide als Stabilisatoren des Köpenicker Spiels schmerzlich vermisst - ersetzten Leonardo Bonucci und Alex Kral. Zudem stand Lucas Tousart für Aissa Laidouni auf dem Platz und neben Neu-Nationalspieler Kevin Behrens stürmte Kevin Volland für Sheraldo Becker.

Die Hausherren waren sichtbar darauf bedacht, die eisernen Ur-Tugenden zu zeigen, die sie zuletzt hatten vermissen lassen. Leidenschaftlich beackerten sie die im Höhenflug befindlichen und selbstbewussten Stuttgarter. So war es in den ersten Minuten ein Spiel mit hoher Intensität und überschaubarem Niveau, ehe die Gäste nach und nach die spielerische Kontrolle übernahmen - und sich mit der ersten Chance belohnten. Im Mittelpunkt stand - wie auch sonst - der aktuelle Star der Schwaben: Serhou Guirassy. Sein Teamkollege Anthony Rouault flankte auf den Torjäger - und der traf per Kopfball zum 1:0. Die Unioner Defensive konnte dem nur so hinterherschauen, wie es die gesamte Liga seit Wochen tut (16.).

Fischer wechselt dreifach gegen offensive Harmlosigkeit

Union tat sich schwer, eine passende Antwort zu finden. Stuttgart dominierte nun mit längeren Ballstafetten das Spiel. Den Köpenickern hingegen fiel wenig ein. Gefahr in der Hälfte des VfB? Fast völlige Fehlanzeige. Zu ungenau, zu erwartbar, zu überhastet agierten die nun merklich verunsicherten Gastgeber in der Vorwärtsbewegung.

So waren in einer insgesamt chancenarmen Partie die Stuttgarter dem 2:0 zunächst näher als die Gastgeber dem Ausgleich. Etwa durch Deniz Undav, der - nach einer halben Stunde eingewechselt für den verletzten Guirassy - eine Hereingabe von Enzo Millot nur knapp verpasste (37.).

Urs Fischer reagierte auf die Harmlosigkeit - und wechselte mehr offensives Tempo ein: Die Köpenicker Top-Sprinter Sheraldo Becker und David Fofana ersetzten Janik Haberer und Kevin Volland. Zudem kam Kral für Tousart.

Direkt nach der Pause wurde deutlich, wozu diese neue Geschwindigkeit führen kann: Becker eilte über außen und der - in der ersten Hälfte komplett beschäftigungslose - VfB-Keeper Alexander Nübel klärte mit der Faust vor Fofana (47.). Verstetigen konnte Union diese neue Offensiv-Power aber zunächst nicht.

Stuttgart mit großer Effizienz

Im Gegenteil: Die nächsten beiden Torchancen gehörten wieder Stuttgart. Gleich zwei Mal hatte Jamie Leweling - von Union an Stuttgart verliehen - das 2:0 auf dem Fuß: Erst schoss er aus halblinker Position am rechten Pfosten vorbei (53.), dann vergab er eine Möglichkeit aus der Kategorie 'hundertprozentig': Der 22 Jahre alte Offensivspieler zielte mit einem schwachen Abschluss aus sechs Metern in die Arme des - zuvor nach Kollision mit Undav schon taumelnden - FCU-Keepers Frederik Rönnow (61.).

Den Gastgebern war der Wille aber keinesfalls abzusprechen. Sie versuchten es und drängten zielstrebiger als noch in Hälfte eins in die gegnerische Hälfte. Doch lange fehlten gefährliche Abschlusssituationen - und als die Unioner sie dann doch bekamen, mangelte es etwa Behrens im Eins-gegen-Eins gegen Nübel und Fofana aus zehn Metern an Präzision (79./80.).

Stuttgart hingegen konterte mit großer Effizienz: So ließ sich Silas nach Zuspiel von Millot von Robin Gosens Grätsche nicht stoppen, ließ Rönnow aussteigen und krönte sein unaufhaltsames Solo mit dem vorentscheidenden 2:0 (81.). Und weil Stuttgart nun mit dem Selbstvertrauen einer Spitzenmannschaft weitermachte, kam es sogar noch bitterer für den 1. FC Union: Undav erhöhte in der 88. Minute per Kopf auf 3:0 für die Gäste und schickte die Köpenicker tiefer in die Krise.

Stimmen zum Spiel

Robin Knoche (Verteidiger, 1. FC Union): "Ich kann immer wieder das Gleiche erzählen, aber im Endeffekt müssen wir das, was wir analysiert haben, auf den Platz bekommen. Weniger individuelle Fehler machen - sowohl vor den Gegentreffern als auch vor dem gegnerischen Tor. Da müssen wir die richtigen Entscheidungen treffen und sauberer spielen, um uns einfach auch hundertprozentige Möglichkeiten zu erarbeiten, die dann vielleicht mal in Tore umgemünzt werden können. Solange wir das nicht machen, wird es schwierig, Spiele zu gewinnen."

Oliver Ruhnert (Geschäftsführer Sport, 1. FC Union): "Es liegt daran, dass wir keine Tore erzielen und auf der anderen Seite viel zu viele kassieren. Das ist schon sehr, sehr auffällig - gerade auch in den letzten drei Heimspielen: 0:3, 0:3, 0:2. Am Ende ist das sicherlich im Augenblick unser großes Manko. (...) Man hat auch sehr deutlich gemerkt, dass das Selbstbewusstsein im Keller ist. Das muss man versuchen, sich wieder zu erarbeiten. Darum wird es in den nächsten Wochen gehen, um auch wieder positive Ergebnisse erzielen zu können."

Jamie Leweling (Stürmer, VfB Stuttgart): "Wir haben eine gute Erfolgssträhne, die haben wir jetzt weitergeführt. Wir haben guten Fußball gespielt und unsere Chancen reingemacht - außer ich. Aber Hauptsache, wir haben 3:0 gewonnen hier in Berlin. Ich weiß, wie schwer das ist."

Der Liveticker zum Nachlesen

Sendung: rbb UM6, 21.10.2023, 18 Uhr

60 Kommentare

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  1. 60.

    Da draußen im Wald ist der Empfang von Westfernsehen schlecht, deshalb spricht sich die Nachricht vom geeinten Berlin nur langsam herum.

  2. 59.

    Apropos Wettbewerbsverzerrung … Union hat sein Vereinsgrundstück über einen Erbbaurechtsvertrag vom Land Berlin nahezu geschenkt bzw. verpachtet bekommen. Also Ball flach halten.

  3. 58.

    Newsflash: Die Mauer ist mittlerweile länger weg, als sie stand. Heute gibt es nur ein Berlin. Nennt sich auch "Deutsche Einheit" , kürzlich erst begangen. Ende Newsflash. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

  4. 57.

    Den Vergleich mit RB Leipzig werden die Hardcore-Ideologen bei Union ja gerne hören... ;)

  5. 56.

    Ihr habt recht, da ich es schlecht formuliert habe. Was den sportlichen Aspekt betrifft, machen es andere Vereine zurzeit viel besser.
    Was ich meinte, war nur die Fankultur! Wie oft erleben wir bei schlechten Spielen in anderen Vereinen Spott und Wut. Hier ist es einfach anders, was eigentlich den Sport ausmachen sollte. "Pfeife niemals Dein eigenes Team aus!"
    Entschuldigung für das Missverständnis und ein
    Eisernes HaHoHe

  6. 55.

    Was mir aufgefallen ist ,man hört von dem Sportskameraden Zingler überhaupt nichts mehr ,der in guten Zeiten gerne Medial zu vielen Themen mehr oder weniger kluge Kommentare abgegeben hat ,in guten Zeiten ist das relativ Einfach aber in der Krise erwarte ich von einem Präsidenten etwas mehr .

  7. 54.

    Das könnte genau so passieren. Kommt drauf an, wie Köln heute spielt und ob urs Fischer zurück tritt. Der Verein selbst wird ihn nicht entlassen. Auf jeden Fall hat das Spiel gestern so ausgesehen, als wenn die Mannschaft gegen den Trainer spielt. War traurig mit anzusehen. War das schlechteste unionspiel was ich je gesehen habe. Fischer hatte vor dem Spiel von Realität gesprochen, wir sind da angekommen. Samstag in Bremen ist ein 6 Punkte Spiel, also Jungs, macht was draus. UNVEU!

  8. 53.

    Zu schnell gewachsen. Das trägt erstmal nicht. Aber RB Leipzig erging es ähnlich. Für den Klassenerhalt wird es aber reichen, vermute ich. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel.

  9. 52.

    Mein Vermutung ist ja, dass Steffen Baumgart in Köln entlassen wird und dann in Köpenick anheuern wird.
    Der passt da gut hin.

  10. 50.

    Ich war ein paar mal bei Union als sie nich 2. Liga gespielt haben und mochte den Underdog Verein. Mittlerweile hat sich das, auch durch das Gebaren seitens der Vereinsführung während der Corona Krise und der allgemeinen Großspurigkeit nach den letzten Erfolgen, gedreht.

    Nun ist Hertha der Underdog und medial geprügelte Hund, dem (Verein)meine Sympathie gehört(die Liebe gehört dem BvB).

    Ich wünsche mir, dass Union sich wieder so darstellt, wie ich den Verein damals kennengelernt habe.

    Ausserdem war der Fußball Unions schon im letzten Jahr zum davonlaufen. Da haben sie halt weit über ihren Verhältnissen gespielt. So etwas lässt sich nicht dauerhaft konservieren.

  11. 49.

    Solange da keine Friedhofsruhe herrscht
    Tuchel Nagelsmann Assauer stehen / bald z.V. ;-)

    P.S. Erheblich mehr (obwohl ja heute auch böse ;-)) Herta- als HertHA-Fan

  12. 47.

    Na ja, was is passiert? Union spielt 1. Liga als einziger Berliner Verein. Und nach 4 Jahren auf der Überholspur kann man auch mal am Rastplatz anhalten. Was soll die Aufregung..?

  13. 46.

    Warum gönnen sich Hertha und Unionfans gegenseitig den Absturz? Wollt ihr nur noch die Westvereine in der Bundesliga?
    Ich nicht. Ich freue mich mehr, sollte Bochum, Mainz oder Augsburg absteigen.

  14. 45.

    Nicht jeder, der hier sich über eine Niederlage von Union freut, ist unbedingt ein Hertha-Fan und genauso wenig ist jeder der sich über Hertha-Niederlagen freut, ein Fan von Union - Es gibt auch neutrale Beitragschreiber ...
    Außerdem sind einzelnen Provokateure hier unterwegs, die mittels verschiedener Nicks ihr Ego aufpolieren wollen.
    - zu Hertha und den Äußerungen "illegale Unterstützung" , "Betrug" - WER über dieses Behauptet sollte auch Beweise dafür haben ... WARUM noch KEINE Anzeige ?!?
    - Union hätte mit ihrer Einkaufspolitik weitermachen sollen und junge hungrige Spieler kaufen sollen. Diese mit Gewinn wieder verkaufen und nicht teure Spieler -über ihren Zenit- versuchen in die Mannschaft einzubauen ...
    hat schon bei Hertha BSC nicht geklappt ...

  15. 44.

    Wenn's mal die zweite Liga wird! Siehe Bielefeld!
    Kleinere Vereine haben es schwer, den freien Fall aufzuhalten!

  16. 43.

    Vielleicht Karma. Ich meine CL ist der Inbegriff von Kommerzialisierung des Vereinsfußballs.

  17. 41.

    Es war klar, dass das passiert. Die letzte Saison war pures Adrenalin, man war der Jäger. Ab jetzt fängts an zu zählen. Das ist die Realität und die muss Union jetzt meistern, um vom Strohfeuer zur anstrengenden Dauerpräsenz in der BuLi zu kommen. Ich denke fast, die Chancen stehen 49:51 gegen Union.

    So. Und jetzt gibt's gleich haue für mich hier:)

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