1:1-Unentschieden in Neapel - Union Berlin holt ersten Champions-League-Punkt und scheidet dennoch aus

Mi 08.11.23 | 22:01 Uhr | Von Jakob Lobach
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Zweikampf zwischen David Datro Fofana und Stanislav Lobotka (Bild: Imago Images/Antonio Balasco)
Audio: Jakob Rüger | rbb24 Inforadio | 08.11.2023 | Bild: Imago Images/Antonio Balasco

Union Berlin hat seine zwölf Spiele lange Niederlagenserie beendet. In Neapel erkämpften sich die Berliner ein 1:1-Unentschieden und ihren ersten Punkt in der Champions League. Das vorzeitige Aus in der Königsklasse verhindert der jedoch nicht.

Leichtes Aufatmen bei den Fußballern des 1. FC Union Berlin: Mit einem 1:1-Unentschieden (0:1) bei der SSC Neapel haben die Köpenicker ihre zwölf Spiele anhaltende Niederlagenserie beendet und sich den ersten Champions-League-Punkt ihrer Vereinsgeschichte gesichert. Entscheidend hierfür war ein Treffer von Stürmer David Datro Fofana, der die Partie nach vorheriger Neapel-Führung durch Matteo Politano kurz nach der Pause wieder ausglich. Das vorzeitige, insgesamt aber wenig überraschende Ausscheiden aus der Königsklasse konnte die Mannschaft von Trainer Urs Fischer in Italien allerdings nicht verhindern. Ein Überwintern in der Europa League wird durch das Unentschieden hingegen wieder realistischer.

"Ein leidenschaftliches und gutes Spiel"

"Sehr gut" sei das Gefühl nach dem ersten Punktgewinn seit Ende August, sagte Union-Kapitän Christopher Trimmel nach Spielende bei DAZN. Zumal man sich diesen in einem "natürlich sehr schwierigen Spiel" und noch dazu "auswärts in einem Hexenkessel" erkämpft hätte. "Wir haben das angenommen und über 90 Minuten gekämpft", sagte Trimmel. Zustimmung fand er in den Worten von Defensiv-Organisator Rani Khedira, der sagte: "Wir haben heute ein leidenschaftliches und gutes Spiel gemacht und meiner Meinung nach auch verdient einen Punkt mitgenommen."

Dass dieser eine Punkt die lange Niederlagenserie der Köpenicker beendete, bedeute ihm "sehr viel", ergänzte Kapitän Trimmel und erklärte auch warum: "Umso länger so eine Negativserie anhält, umso mehr schwindet das Selbstvertrauen. Das hat man gesehen und das haben wir gespürt." Folglich könne ihr Ende "für die nächsten Wochen hoffentlich Energie geben" sagte Trimmel, "aber ich kenne den Fußball gut genug und weiß, dass wir weiter ganz hart weiterarbeiten und in der Liga anziehen müssen."

Fischer überrascht, Neapel dominiert

Erste Überraschungen hielt in Neapel die Startaufstellung von Union-Trainer Urs Fischer bereit: Der ließ etablierte Stammkräfte wie Robin Knoche, Robin Gosens und Christopher Trimmel auf der Bank, setzte stattdessen auf Paul Jaeckel, Jerome Roussillon und den wiedergenesenen Josip Juranovic. In der Offensive stürmte erneut David Datro Fofana statt Kevin Behrens an der Seite von Sheraldo Becker. Letztgenannter hatte nach gutem Pass von Janik Haberer die erste Chance des Spiels, scheiterte mit seinem Schuss von schräg rechts im Strafraum allerdings an Neapels Schlussmann Alex Meret (4. Minute).

Es war ein aus Köpenicker Sicht Hoffnung machender Start in ein Spiel, das anschließend dennoch nahezu durchgehend auf ein Tor gespielt wurde. Früh setzte sich Neapels Offensive um Ausnahmekönner Khvicha Kvaratskhelia in Unions Hälfte fest, ließ den Ball dort gut und geduldig laufen. Konnten die tief, aber gut gestaffelt und kompakt stehenden Berliner die völlige Entfaltung der Offensive ihrer Gastgeber zunächst verhindern, änderte sich dies nach einer Viertelstunde. Zunächst rettete Schlussmann Frederik Rönnow bei einem Schuss aus kürzester Distanz von Neapels Piotr Zielinski (17.). Kurz darauf klatschte ein Kopfball von Innenverteidiger Natan an den linken Pfosten (24.).

Neapel geht in Führung, Union schlägt zurück

Während auf den Rängen zahlreiche Böllerwürfe der Napoli-Ultras in Richtung des mit Union-Anhängern gefüllten Gästeblocks immer wieder für unschöne Szenen sorgte, jubelte auf dem Platz kurz darauf Neapels Frank Anguissa. Weil sich Mitspieler Giovanni Di Lorenzo im Zuge seiner Kopfball-Hereingabe allerdings bei Unions Roussillon aufgestützt hatte, nahm Schiedsrichter Danny Makkelie den vermeintlichen 1:0-Führungstreffer von Anguissa nach kurzem Videocheck zurück (31.).

Zehn Minuten später hatte die Führung der Gastgeber allerdings Bestand: Eine Hereingabe von Linksverteidiger Mario Rui wurde erst von Juranovic abgefälscht, prallte dann an die Brust von Neapels Matteo Politano und schließlich zum bitteren 0:1 aus Union-Sicht ins Tor. Weil spät in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs ein Freistoß von Juranovic aus 20 Metern "nur" den linken Pfosten traf, war dies gleichzeitig der Halbzeitstand.

Zum Start der zweiten Hälfte offenbarten die Berliner dann früh einen Hauch dessen, was sie in vergangenen Saisons so stark machte. Nach einem von Roussillon geblockten Schuss der Gastgeber konterte Union diese gnadenlos aus. Nach gutem Pass von Fofana konnte Neapels Meret einen Schuss von Becker noch parieren, ehe er bei Fofanas Nachschuss aus zehn Metern chancenlos war. Nach 52 gespielten Minuten stand es so 1:1.

David Datro Fofana streckt den rechten Zeigefinger zum Jubel nach vorne (Bild: Imago Images/Insidefoto)Unions David Datro Fofana jubelt nach seinem Treffer zum 1:1-Ausgleich. | Bild: IMAGO/Insidefoto

Trimmel prüft Meret

Es war ein Ergebnis, das bei Unions Akteuren neuen Mut weckte: Sie standen nun höher und spielten selbstbewusster, sahen sich aber einer Neapel-Mannschaft gegenüber, die ebenfalls eher angestachelt als beeindruckt wirkte. In der 69. Minute lief Union erneut einen starken Konter über Sheraldo Becker und die linke Seite, an dessen Ende der Ball beim mittlerweile eingewechselten Kapitän Christopher Trimmel landete. Der Österreicher schloss per solidem Distanzschuss ab, der allerdings kein Problem für Neapels Schlussmann Meret war.

Während die Stimmung auf den Rängen weiterhin von Intensität geprägt war, nahm diese auf dem Rasen etwas ab. Urs Fischer brachte in Lucas Tousart und Alex Kral dringend benötigte neue Kräfte für Rani Khedira und Aissa Laidouni und stabilisierte das Spiel seiner Mannschaft so noch einmal. Eine überbordende Schlussoffensive entfachte diese anschließend allerdings nicht mehr, sodass es am Ende beim 1:1-Unentschieden blieb.

Das Spiel im Liveticker

Sendung: rbb24, 08.11.2023, 18 Uhr

Beitrag von Jakob Lobach

46 Kommentare

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  1. 46.

    Wirklich schönes Bild von David Datro Fofana! Mit dem freut man sich sofort mit.

  2. 45.

    Gestern war beim 1:1 das "berühmte" Spielglück wieder mit an Bord. Dann funktioniert das auch mit wenig Spielinitiative. Um aber aktiv sein "Glück" zu gestalten, braucht es eben mehr Ballbesitz als diese 27%. Aber da wird es dann sehr anspruchsvoll und man braucht das passende Personal, um spiele aktiv positiv zu gestalten. Klar kannste so machen wie Fischer und Ruhnert, nur dann bist du immer nur der, der darauf reagiert, was der Gegner macht und du kommst bei Misserfolg nicht mehr so leicht zu Erfolgen.
    Mit Glück kann man die Liga halten und sollte dann neue Wege gehen. Das bestehende hat sich überholt, da nützt das Pünktchen in Napoli auch nichts.

  3. 44.

    Ich finde es schon ziemlich scheinheilig wie hier einige Forenteilnehmer gleichzeitig zu Recht die Gewalt beim Fußball verurteilen, dann aber hier ihre Abneigung oder sogar ihren Hass gegen Union oder Hertha freien Lauf lassen. Genauso haben sich vergangene Saison, auch zu Recht, viele darüber beschwert, dass man einer Mannschaft die am Boden liegt, damals Hertha, nicht mit Häme und Spott überziehen sollte. Die gleichen die sich damals beschwert haben reagieren heute sehr gerne mit Häme und Spott, wenn es gegen Union geht. Hier in den Foren zeigt sich doch schon wie intolerant teilweise unsere Gesellschaft ist.

  4. 43.

    Tja, da war Hertha ja auch "Westen"! Und es ist allgemein bekannt, dass die armen "Zonis" - nicht alle! - selbst Drittklassiges von dort gut gefunden haben.
    Jetzt gibt's eben "Auf die Fresse" - habe ich erlebt bei Union gegen Hertha.

    Ist das schön! Nun hat Union auch noch "das schönste U der Welt". Schreibt T. Opperman.
    Dazu noch Nils Malzahn von der Berliner Zeitung vor einigen Tagen:
    "Der Fußballstandort Köpenick ist in Deutschland einzigartig. Es gibt kein zweites Stadion im hiesigen Profifußball, in dem die Fans so bedingungslos hinter ihrer
    Mannschaft stehen."
    Tja, diese typisch Berliner Bescheidenheit ist uns Nichtberlinern schon aus DDR-Zeitenbbekannt. Daher auch die Sympathie für dieses Völkchen, dass alles außerhalb Berlins als Provinz bezeichnet hat. Woher kommen eigentlich all die ständig wechselnden "Schlosserjungs" ?

  5. 42.

    „Hertha und Union eine Nation“ haben wir in den 70er Jahren an der Försterei gesungen.
    Das scheint zumindest in einigen kommentaren vorbei zu sein.
    Ich finde gut das Berlin ein Team in der 1. und eines in der 2. Liga hat.
    Hoffe das keine der beiden absteigt.

  6. 41.

    Anders konnte ich mir Ihre 0% Fußballsachverstand zeigende Äußerung nicht erklären, sorry.

  7. 38.

    Herzlichen Glückwunsch union. Das muss doch mut machen. Es geht aufwärts.

    Blau-weisse Grüße

  8. 35.

    Warum ausgeschieden? Ich verstehe die Rechnung nicht. Kann mir jemand helfen? Union hat 1 Punkt, Neapel 7. Wenn Union in den verbleibenden Spielen 6 Punkte holt - unwahrscheinlich, aber möglich -, kommt es doch auf die Tordifferenz an, oder?

  9. 34.

    Ich saß als Unioner in einer Hertha-Kneipe und habe mich über den Sieg gegen Mainz gefreut. Wieso fällt es so vielen so schwer, dem anderen Verein etwas zu gönnen? Im Derby verstehe ich die Emotionen, aber ansonsten ist doch wirklich genug Platz für zwei Vereine. Und beide Vereine und Fanlager haben Respekt verdient. Die Herthaner können nichts für ihr damaliges Präsidium und die Unioner nichts für die paar "Modefans". Bei beiden gibt es aber sehr viele echte Fans, die jederzeit zu ihrer Mannschaft stehen und nie "abgehoben" sind. Was Union in den letzten Jahren geleistet hat, ist außergewöhnlich und wird nicht umsonst allseits anerkannt. Was Hertha jetzt leistet, kann man ebenso anerkennen. Ein bisschen mehr Sportsgeist würde hier vielen gut tun. Eisern Berlin und gute Nacht!

  10. 33.

    Danke für Ihren Beitrag.
    Ich würde es wirklich begrüßen, wenn ein Teil der hiesigen Kommentatoren sich in respektvollen Umgang mit anderen üben würden.

  11. 31.

    Ja ? Was ? Die Fanfreundschaft von Charlottenburg mit dem BFC?
    Und nein, wir heulen nicht, wir genießen.

  12. 30.

    Woraus schließen Sie, daß ich ein Modefan bin? Und was hat Mode mit Sport zu tun ?
    Jeder Verein hat seine Fans und echte Fans stehen zu ihrem Verein - egal ob in Sieg- oder Niederlagenphase.
    Das ist gut so und sollte bei sportlicher Fairness selbstverständlich sein - auch ohne Hetze und Häme.

  13. 29.

    Was genau meinen Sie mit "Modefans"? Und die Art und Weise, wie Sie die Anhänger von Union verächtlich machen, ist beleidigend.
    "Die kann man doch nicht ernstnehmen" trifft eher auf Sie zu.

  14. 28.

    Unentschieden in Rostock. Das ist wenigstens ein Leistung. In Neapel kann doch jeder. Höhö hahaha. Nach Neapel kommen die Herthaner höchstens wenn Sie da mal Urlaub machen.

  15. 27.

    Also Napoli ist ebenfalls Blau-Weiß. Ich glaube daher es waren Napoli Schals. Und in Berlin gibt es auch noch andere Bürger als Köpenicker, nämlich viele Italiener. Ansonsten wird Union immer seriös behandelt durch den RBB und eher hochgelobt. Der Tipp war auch verständlich nach den letzten Leistungen.

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