Maßnahmen für mehr Klimaschutz - Barnim will bis 2035 seine Null-Emissions-Strategie verwirklichen

Di 28.12.21 | 19:12 Uhr
Brandenburg Barnimer Land im November 2021. (Quelle: dpa/Maurice Tricatelle)
Audio: Antenne Brandenburg | 28.12.2021 | Philipp Gerstner | Bild: dpa/Maurice Tricatelle

Bereits heute wird der Strom im Landkreis Barnim zu über 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien gewonnen. In anderen Bereichen gebe es aber noch Nacholbedarf, sagt Kreiswerke-Geschäftsführer Christian Mehnert im rbb-Interview.

Ein Leben ausschließlich unter Nutzung erneuerbarer Energiequellen – das ist die Zukunftsversion des Barnim. Der Landkreis gilt dabei als Vorreiter in der Region und in Brandenburg. Bereits 2008 beschloss der Kreistag eine Null-Emissions-Strategie. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die Energiewirtschaft kommunalisiert. Die 2016 gegründeten Kreiswerke Barnim, die zu 100 Prozent eine Tochtergesellschaft des Landkreises sind, sollen dafür sorgen, dass die ambitionierten Klimaziele schnell erreicht werden. Doch wie ist der Stand der Dinge?

Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg

Seit mittlerweile fast 14 Jahren beschäftigt sich der Landkreis mit der Null-Emissions-Strategie. Am Anfang habe man vor allem auf Kommunikation gesetzt, um den Partnern und auch den Bürger:innen das Thema Klimaschutz näher zu bringen, betont Kreiswerke-Geschäftsführer Christian Mehnert. Er ist davon überzeugt: "Wir sind nah am Bürger dran, wir sind nah an den Kommunen dran. Deshalb können wir vertrauensvoll mit den Bürgern sprechen. Da haben wir auch viel Vertrauen zurückbekommen." In der Folge hätten die Kreiswerke gemeinsam mit Partnern Projekte umsetzen können - und das zum Teil sehr erfolgreich, betont Mehnert.

116 Prozent des Strombedarfs aus Erneuerbaren Energien

So habe der Landkreis im Bereich Stromerzeugung seine Ziele längst übertroffen. 116 Prozent des aktuellen Verbrauchs werden bereits mit Photovoltaik, Windkraft oder Biogas erzeugt. Bei der Wärme gebe es dagegen noch deutlichen Nachholbedarf. Hier kämen gerade mal 20 Prozent aus erneuerbaren Quellen. "Bei der Wärme wird es dauern, weil da ganz andere Facetten eine Rolle spielen, die wir betrachten müssen", sagt der Kreiswerke-Chef. Er geht davon aus, dass auch dieses Ziel bis 2035 erreicht werden kann.

Doch seien dafür weitere Anstrengungen zu meistern. Im Barnim gebe es noch genügend Flächen, die für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden könnten. Hierzu müsse auch der Dialog mit Kritiker:innen geführt werden. "Ohne die Kommunikation mit den Bürger:innen vor Ort ist die Energiewende nicht machbar", sagt Mehnert. Viele würden sich um ihre Lebensqualität Sorgen machen. So sei der Anblick einer Landschaft mit Windrädern und Solarmodulen vor allem für ältere Menschen ungewohnt. "Ich halte das für ein Generationenproblem, was auch eine Generation braucht, bis das klar ist", betont der Kreiswerke-Geschäftsführer. Am Ende müsse Überzeugungsarbeit geleistet werden und ein Konsens ermöglicht werden. "Denn eins ist ganz gewiss: Es ist nicht der eine oder andere, der Recht hat."

Wasserstoff-Mobilität soll ausgebaut werden

Auf dem Weg zum Null-Emissions-Ziel brauche es aber noch mehr, als weitere Photovoltaik-Anlagen: "Wir brauchen die Umstellung der Wärmenetzte auf erneuerbare Energien, wir brauchen die alternativen Antriebe, dir wir voranbringen müssen", sagt Christian Mehnert. Dazu gehöre unter anderem auch die Elektromobilität, die im Barnim bereits in Teilen umgesetzt wird. Aber auch bei diesem Thema sieht der Kreiswerke-Chef noch Potential nach oben.

So plane der Barnim den Aufbau einer Infrastruktur für Wasserstoffmobilität. Schon im nächsten Jahr sollen vier Abfallsammelfahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb über die Straßen rollen. Ab 2024 kommen sechs Züge der Heidekrautbahn dazu. "Der Wirkungsgrad von Wassersstoff ist sehr hoch. Wasserstoff ist auch schier unendlich vorhanden. Er lässt sich gut herstellen und ist emissionsfrei", sagt Mehnert.

Kleine Energieparks zur Stromerzeugung sollen entstehen

Doch dafür wird wiederum Strom benötigt. Deshalb sollen weitere, kleine Energieparks entstehen, wie auf der ehemaligen Mülldeponie in Eberswalde. Der Berg soll mit 38.000 Solarmodulen bestückt werden. Die Investitionen seien gerechtfertigt, betont Mehnert, da derzeit im Bereich Wasserstoff noch von Seiten des Bundes und der Landesregierung zahlreiche Förderprogramme den Ausbau unterstützen würden: "Mit einem höheren Grad an Nutzung von Wasserstofftechnologien reduzieren sich die Preise, die Investitionskosten und auch die Betriebskosten." Sprich: Wird das Wasserstoff-Angebot ausgebaut, sind die individuellen Kosten auch für die Bürger geringer.

 

Gemeinsam für mehr Klimaschutz einstehen

Christian Mehnert ist der sich der Vorbildfunktion der Kreiswerke in Sachen Klimaschutz bewusst, gleichzeitig verweist er darauf: "Viel lieber wäre uns, wenn es keine Vorbilder braucht, sondern wenn wir alle unsere eigenen Vorbilder werden. Es sei es wichtig, voneinander und miteinander das Thema Energiewende und Klimaschutz voranzubringen, denn "sicher ist, der Klimawandel bedroht uns alle und insofern brauchen wir eine Lösung für uns alle."

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.12.2021, 16:40 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

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