Spreenhagen (Oder-Spree) - Blinde Bäckerin verwöhnt Radler mit selbstgemachten Kuchen
Direkt am Spreeradweg bei Spreenhagen hat Bäckerin Holly ihr kleines Café. Trotz einer Augenerkrankung sorgt sie regelmäßig für eine große Auswahl an Kuchen-Kreationen und macht damit die Ausflügler glücklich.
Leidenschaftlich knetet und schlägt Doris Hollnagel ihren Hefeteig. Jeden Morgen ab 6.30 Uhr gehen in der kleinen Backstube auf dem Gehöft im Spreenhagener Ortsteil Hartmannsdorf (Oder-Spree) das Licht und der Backofen an. Auf der Arbeitsplatte und in den Schubladen haben Zucker, Mehl, Backpulver und sogar die Kuchenbleche feste Plätze. Das ist wichtig, denn die von allen nur "Holly" genannte Bäckerin ist fast blind. "Wichtig ist Ordnung, Ordnung und Ordnung. Es darf mir keiner die Schere oder mein Messer woanders hinlegen, weil ich die sonst nicht finde."
Warmer Apfelkuchen mit Zimt auf der Radpause
Die 67-jährige leidet am grünen Star. Ihre Sehkraft beschränkt sich auf einen winzig kleinen Fleck. Doch das hält Holly nicht davon ab, jeden Tag mehrere Kuchen zu backen. "Ich backe Zuckerkuchen, Streuselkuchen Bienenstich oder Apfelkuchen. Oder Quark mit Mandarine oder Kirschen mit Streusel."
Mit dieser Sortenvielfalt macht sie seit 13 Jahren nicht nur sich, sondern auch ihre Kunden glücklich. Auf die muss Holly beziehungsweise ihr Sohn Christian, der seine Mutter im Café unterstützt, morgens in der Ferienwoche nicht lange warten. Ihr Café liegt direkt am Spreeradweg. Deshalb sind es vor allem Fahrradfahrer, die in Hartmannsdorf Pause machen. Viele kommen sogar regelmäßig auf ein Stück Kuchen und einen Kaffee vorbei. Einer der Stammkunden sagt: "Wenn ich mit dem Rad eine Runde drehe, dann ist es erste Pflicht hier anzuhalten und ein schönes Stück Kuchen zu essen. Dann gibt es noch einen Kaffee dazu." Ein anderer Kunde schwärmt für den noch leicht warmen Apfelkuchen mit Zimt-Note.
Über so viel Lob freut sich Doris Hollnagel und vor allem darüber, dass sie jeden Tag in ihrer kleinen Backstube Kuchenträume wahrwerden lassen kann. Denn trotz iher Sehschwäche kam es für sie nicht in Frage in Frührente zu gehen. "Ich habe da so viel Freude und bin glücklich das jeden Tag aufs Neue machen zu können."
Sendung: Antenne Brandenburg, 20.04.2022, 15:10 Uhr
Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch