Interview | Möglicher Blackout - Barnim-Landrat: "Kommunikation ist das Allerwichtigste"

Fr 09.12.22 | 12:23 Uhr
Daniel Kurth (SPD), Landrat des Barnim. (Foto: Patrick Pleul/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.12.2022 | Landrat Daniel Kurth | Bild: Patrick Pleul/dpa

Nach offiziellen Verlautbarungen ist der bundesweiten Warntag in Brandenburg im Vergleich zu zwei Jahren sehr positiv verlaufen. Landkreise bereiten sich zudem für den Ernstfall vor. Barnims Landrat Daniel Kurth betont die Wichtigkeit der Vorbereitungen.

Bei diesem bundesweiten Warntag ist die Ausgangslage mit Krieg in Europa und der Energiekrise eine andere als beim vergangenen Warntag vor zwei Jahren gewesen. Nun besteht unter anderem Blackout-Gefahr - ein stundenlanger, kompletter Stromausfall. Dies treibt Barnim Landrat Daniel Kurth (SPD) um.

rbb24: Herr Kurth, Extremwetterlagen haben uns in der Vergangenheit einige Stromausfälle beschert. Sehen Sie aufgrund der aktuellen Weltlage die Möglichkeit einer Zunahme der Blackout-Gefahr?

Daniel Kurth: Wenn jemand uns von außen oder innen Böses will und gezielt die Versorgung stört oder angreift, dann haben wir beim Strom ein Problem. Die Wahrscheinlichkeit mag klein sein, aber die Auswirkungen wären dann auf alle Lebensbereiche wahnsinnig groß: Fahrstühle bleiben stehen, die Supermarktkassen gehen nicht mehr, der Mobilfunkwelt fällt aus, man kann den Rettungsdienst nicht mehr alarmieren, die Feuerwehren können die Leitstellen nicht mehr erreichen … Darauf gilt es sich, vorzubereiten. Wir haben über viele Jahre diese Risiken zwar gesehen, aber uns vielleicht nicht in der Deutlichkeit vorbereitet, weil man immer gesagt hat, wer soll uns dann was Böses tun, wird schon nichts passieren.

Als Barnimer Landrat und oberster Katastrophenschützer in der Region muss man den Ernstfall durchdenken und die eigenen Strukturen testen. Wenn holt die Verwaltung da mit ins Boot?

Wir haben die Heim- und die Krankenhausbetreiber. Dazu kommen die Trinkwasser- und Abwasserzweckverbände. Wir haben die Strom- und Gasversorger. Das ist ganz viel Kommunikation, wo man sich viel miteinander abstimmen muss. Wer braucht beispielsweise wieviel Diesel und wo? Ist die Trinkwasser-Versorgung für die Krankenhäuser organisiert? Das ist viel Abstimmungsarbeit. Aber ja, natürlich: Wir sind als Verwaltung dabei und Kommunikation ist das Allerwichtigste.

Der Katastrophenschutz, Feuerwehren und Rettungsdienste müssen funktionieren. Was kann aber Otto-Normalverbraucher tun, um sich vor so seinem Blackout zu wappnen?

Ich sage immer, wir sind als Menschen angeblich doppelt vernunftbegabt. Wir werden doch in der Lage sein, uns alle so unter Kontrolle zu haben, dass wir Dinge persönlich selbst gut vorbereiten können. Wer es vermag, kann sich ein bisschen Wasser wegstellen, sich mit Lebensmitteln bevorraten. Sowas entlastet uns in den Strukturen. Wir können im Barnim nicht 192.000 Menschen am ersten Tag gleich mit Trinkwasser und Nahrung versorgen. Das geht gar nicht.

Auch sollte der Tank des eigenen Autos niemals leergefahren werden, denn bei einem Blackout geht natürlich auch keine Tankstelle.

Und wenn dann jeder ein bisschen auch an seine Nachbarn, an seine Familienangehörigen und Verwandten denkt, sich auch daran erinnert, dass Kinder jetzt betreut werden müssen, weil die Schulen vielleicht nicht offen sind und der Feuerwehrmann beispielsweise nicht weiß, wie sein Kind betreut werden kann, dann könnte das vielleicht der Nachbar übernehmen. Dann kann Mann oder Frau zur Feuerwehr. Wir müssen uns dann auch unterhaken, falls es überhaupt dazu kommt. Darauf muss man sich ein bisschen vorbereiten und das machen wir.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.12.2022, 06:30 Uhr

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