Nonnemacher zu Besuch in Strausberg - Verein fordert von Brandenburger Integrationsministerin schnellere Bürokratie

Do 02.02.23 | 17:26 Uhr
Symbolbild: Drei jugendliche syrische Flüchtlinge gehen am 27.04.2016 in Dahlem bei Dahlenburg (Niedersachsen) auf dem Gelände des Internatsgymnasium Marienau zum Unterricht. (Quelle: dpa/Philipp Schulze)
Audio: Antenne Brandenburg | 02.02.2023 | Kristin Langen | Bild: dpa/Philipp Schulze

Ein Integrationsprojekt in Strausberg soll Geflüchteten das Ankommen in Brandenburg erleichtern. Integrationsministerin Ursula Nonnemacher war am Donnerstag vor Ort. Die Ministerin hatte auch einige Vorschläge für eine bessere Integration.

Für Geflüchtete, die seit einigen Jahren in Deutschland sind, ist es oft schwierig, Arbeit und Unterkunft zu finden. Dagegen wolle das Integrationsprojekt "Interkulturelle Sozialarbeit" aus Strausberg (Märkisch-Oderland) vorgehen. Brandenburgs Integrationsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hat am Donnerstag das Projekt des Vereins "Jugendsozialverbund Strausberg" besucht.

Nonnemacher fordert bessere Bedingungen

"Wir reden in Deutschland im Moment so viel von einem immensen Fachkräftemangel. Und dann höre ich immer: 'Ja, man muss hier abschieben, abschieben, abschieben.' Wir müssen gucken, dass die Menschen, die bei uns leben, wie viel Potenzial die haben. Die wollen arbeiten. Die wollen lernen und haben oft so schwierige Bedingungen, dass sie am Arbeiten und am Lernen halt auch gehindert werden", sagte die Nonnemacher dem rbb.

Man müsse einerseits die Bedingungen verbessern, damit geflüchtete Menschen voll integriert werden können, so die Ministerin. Andererseits könne die Gesellschaft auch von den Fähigkeiten dieser Menschen und ihrem Arbeitswillen profitieren. "Wir sehen hier, dass die große Mehrheit sich integrieren will."

Trotz Deutschkenntnisse oft kein Arbeitserlaubnis

Der Verein "Jugendsozialverbund Strausberg" kümmert sich nach einigen Angaben in seiner Integrationsarbeit um Projekte wie eine Kita, einen Seniorendienst, einen Nachbarschaftsgarten, Eltern-Kind-Gruppen und Straßenfeste.

Ziel des Vereins sei es, geflüchteten Menschen das Ankommen zu erleichtern und mit der Nachbarschaft zusammenzubringen, sagte die Projektkoordinatorin, Mona Abdelkarim, dem rbb. "Wir machen alles möglich, damit die Leute Stück für Stück in die Gesellschaft integriert werden."

Viel Aufwand steckt der Verein laut Abdelkarim in seine Deutschkurse, besonders für Frauen mit Kindern. Doch selbst wenn Deutschkenntnisse vorhanden sind, liege oftmals keine Arbeitserlaubnis vor. Viele, die hier im Projekt aktiv seien, würden lediglich geduldet. Mit diesem Status dürfen sie sich zwar im Verein engagieren, aber keine Arbeit aufnehmen. Andere hätten einen Antrag auf Einbürgerung gestellt und würden teilweise seit Jahren auf eine Antwort der Ausländerbehörde warten. Mit diesen und anderen Kritikpunkten wurde Nonnemacher am Donnerstag konfrontiert.

Ausländerbehörden brauchen mehr Mitarbeiter

Gesetzesänderungen wollte die Ministerin in Strausberg zwar nicht versprechen. Sie wolle aber auf Veränderungen in der praktischen Arbeit drängen. Aus Strausberg wolle sie mitnehmen, dass Integrationsprojekte für die Vereine oft mit kraftraubender Bürokratie verbunden sind, wie sie dem rbb sagte. Wichtig sei es auch, dass an den Ausländerbehörden nicht nur mehr Stellen geschaffen, sondern auch besetzt werden. "Wenn jemand anderthalb Jahre auf eine Einwanderung wartet, dann ist es schwierig", so Nonnemacher.

Das Projekt "Interkulturelle Sozialarbeit" aus Strausberg wird mit dem Programm "Integrationsbudget für die Landkreise und kreisfreien Städte" des Brandenburger Sozialministeriums gefördert. Dem Landkreis Märkisch-Oderland stehen nach Angaben der Landesregierung 479.710 Euro aus diesem Budget zur Verfügung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.02.2023, 15:40 Uhr

Mit Material von Kristin Langen

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