Badewarnung im Stettiner Haff aufgehoben - Säugetiere und Vögel im Odergebiet nicht gefährdet

Do 25.08.22 | 14:46 Uhr
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Wildpark Schorfheide (Quelle: imago/Volker Hohlfeld)
Audio: Radio Fritz | 25.08.2022 | Anja Haufe | Bild: imago/Volker Hohlfeld

Das massive Fischsterben im Gebiet der Oder ist für eine ganze Reihe seltener und geschützter heimischer Arten bisher keine Gefahr. "Nach bisherigen Erkenntnissen sind nur kaltblütige Tierarten betroffen", sagte Dirk Treichel, Leiter des Nationalparks Unteres Odertal, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.

Zu den sogenannten kaltblütigen Tieren gehören Fische, Amphibien und Reptilien. Vögel und Säugetiere wie die einheimischen Seeadler und Otter sind dagegen nicht betroffen. "Wir gehen davon aus, dass Fischotter jetzt auch Kadaver oder gerade sterbende Fische gefressen haben. Es gibt aber keine Funde von toten Exemplaren", betonte Treichel.

Nachdem zunächst vor allem hunderte Tonnen toter Fische geborgen wurden, seien in Ufernähe nun auch riesige Teppiche toter Wasserschnecken zu beobachten, so der Nationalparkleiter. Auch viele tote Muscheln treiben demnach an der Wasseroberfläche und können von anderen Tieren gegessen werden.

Oder hat gute Chancen auf Erholung

"Ornithologen haben zwei tote Kormorane und fünf tote Enten gefunden. Es ist aber nicht erkennbar, dass es da einen ursächlichen Zusammenhang zum Fischsterben gibt", sagt derweil Christian Wolter vom Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei.

Wolter und seine Kollegen hatten vergangene Woche auf das starke Wachstum der Algenart Prymnesium parvum hingewiesen, die ein für Fische tödliches Gift bilden kann. "Dieses Gift wurde in signifikanten Konzentrationen in der Oder nachgewiesen, die dieses Sterben herbeigeführt haben könnten", sagt Wolter. Die Massenentwicklung der Alge sei nur durch eine hohe Salzkonzentration im Flusswasser möglich gewesen. Er gehe davon aus, dass es sich dabei um ein Abfallprodukt aus der Industrie handele.

Die Chancen für eine Erholung des Flusses schätzt er allerdings gut ein. "Der Oder kommt zugute, dass sie zum Meer hin keine Barriere hat. Fische können ohne unser Zutun ein- und auswandern. Es werden Fische der Schadwelle ausgewichen sein, die hinterher wieder zurückwandern können", so Wolter.

Im Stettiner Haff kann man wieder baden

Zudem gibt es auch vom nördlichen, letzten Teil der Oder gute Nachrichten: Anwohner und Touristen können im Stettiner Haff wieder ohne Beschränkungen baden gehen. Alle Warnungen in diesem Zusammenhang seien aufgehoben, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) am Donnerstag am Rande eines Pressegesprächs in Mühlengeez.

Man habe weder in den analysierten Fischen noch im Wasser Bedenkliches gefunden. Das Umwelt- und das Gesundheitsministerium des Landes hatten nach dem Fischsterben in Polen vor dem Baden im Stettiner Haff gewarnt, weshalb es Kritik aus der Tourismusbranche gab.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.08.2022, 13 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Es mag ja sein, dass die Autoren gerne Muscheln essen…
    Tiere allerdings fressen diese.
    ;-)

  2. 1.

    Das spricht ja alles für das Algentoxin bzw. flüchtigen chemischen Toxinen.
    Aber was offenbar selbst Verantwortliche total ausblenden, sind die bereits jetzt massiv wirkenden Folgen des Klimawandels, die die ganze Katastrophe getriggert haben.
    Und die werden im Mittelwert jedes weitere Jahr aufs Neue über eine e-Funktion verstärkt.
    Also was soll dieses ganze Gerede, die Oder erholt sich sehr schnell?? Natürlich wird‘s im Winter entspannter sein, aber vielleicht im nächsten, spätestens im übernächsten Sommer gibts den nächsten Rückschlag.
    Der Ausgangspunkt des Biotops Oder wird nie wieder nachhaltig erreicht, es findet bereits seit 2018 ein biologischer Umbau statt.

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