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Video: rbb24 Abendschau | 01.11.2022 | Studiogespräch M. Gessner (Leibniz Institut) | Quelle: dpa/F. Hammerschmidt

Experte befürchtet Fischsterben

Erneut erhöhter Salzgehalt in der Oder festgestellt

Der Salzgehalt in der Oder ist aktuell überdurchschnittlich hoch. Das Umweltministerium will die Werte im Blick behalten. Ein Gewässerexperte warnt, es könne zu einem erneuten Fischsterben wie schon im August kommen.

Im deutsch-polnischen Grenzfluss Oder ist ein erhöhter Salzgehalt festgestellt worden. Warum es zu der erhöhten Belastung kam, blieb am Wochenende unklar.

Der Gewässerökologe Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei forderte am Montag, die Menge der Salz-Einleitungen schnell zu begrenzen. Er befürchtet, im Sommer könne wieder ein großes Fischsterben wie im vergangenen August drohen.

Im August war es in der Oder zu einer Umweltkatastrophe gekommen. Als Gründe für das Fischsterben sahen Experten eingeleitetes Salz verbunden mit Niedrigwasser und hohen Temperaturen, so dass es zu einer massenhaften Vermehrung einer giftigen Algenart (Prymnesium parvum) kam.

Nach Fischsterben

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Gewässerökologe Wolter: Toxische Alge kann sich im Sommer wieder vermehren

Das Umweltministerium teilte mit Verweis auf Daten des Landesumweltamts mit, die nun beobachteten Leitfähigkeiten lägen zwar unterhalb der Spitzenwerte, die im Sommer gemessen worden seien, doch deutlich über den Durchschnittswerten der vergangenen Jahre. Die elektrische Leitfähigkeit im Wasser ist ein Indikator für den Gehalt von Salzen. Die Werte im Fluss würden weiterhin beobachtet, hieß es aus dem Umweltministerium. Derzeit sei bei den niedrigeren Wassertemperaturen um 13 Grad aber keine Massenvermehrung der Alge zu erwarten.

Der Gewässerökologe Wolter sagte, da derzeit doppelt so viel Wasser in der Oder sei wie im Sommer, sei die Menge der Salzfrachten mindestens genauso hoch oder sogar höher als im Sommer. Zuvor berichtete "Zeit online" [Bezahlinhalt]. Der gemessene Salzgehalt - es handle sich um Natriumchlorid, also Kochsalz - sei derzeit aber nicht gefährlich für die Fische, sagte Wolter. Im Sommer könne das anders aussehen, wenn Niedrigwasser und hohe Temperaturen herrschten sowie viele Nährstoffe in der Oder seien, so dass die toxische Alge sich wieder vermehren könne. Er sei entsetzt, dass nach der Umweltkatastrophe nichts gegen die Ursache getan werde.

Nach Wasser- und Bodenproben

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Umweltministerium: Lebewesen in der Oder haben sich an Salz gewöhnt

Die grenzbildende Mittlere Oder von Ratzdorf bis Kietz (Kreis Oder-Spree) führe seit Jahren hohe Salzfrachten, teilte das Landesministerium mit. Die in der Oder vorkommende "Lebensgemeinschaft" habe sich offensichtlich sowohl an die hohe Grundbelastung als auch an die zu verzeichnenden Schwankungen und Spitzen angepasst. Das Bundesumweltministerium in Berlin verwies nach einer Anfrage darauf, dass das Land federführend zuständig sei.

Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hatte Ende September angekündigt, Brandenburg wolle Umweltkatastrophen wie das Fischsterben in der Oder künftig schneller erkennen können. Es werde überprüft, ob und wie das Messsystem und die Meldeketten optimiert werden könnten.

Schäden für Umwelt befürchtet

Brandenburg will mit Klage gegen polnischen Oder-Ausbau vorgehen

Im März haben Bauarbeiter auf polnischer Seite einseitig mit dem Ausbau der Oder begonnen. Wegen möglicher Schäden für die Natur zogen Umweltverbände vor Gericht - jetzt will auch das Land Brandenburg klagen.

Brandenburg bereitet Klage gegen polnischen Oder-Ausbau vor

Zudem bereitet das Umweltministerium eine Klage gegen den Oder-Ausbau vor, die bis zum 16. November eingereicht werden muss, wie ein Sprecher des Ministeriums am Samstag sagte. Zuvor hatte die "Märkische Oderzeitung" [Bezahlinhalt] berichtet. "Nach unserer Einschätzung werden die zu erwartenden grenzüberschreitenden Umweltauswirkungen und der aktuelle ökologische Zustand der Oder nicht ausreichend berücksichtigt", teilte der Sprecher mit.

Polen will den Ausbau der Oder vorantreiben und nennt als ein Ziel einen besseren Schutz vor Hochwasser. Umweltschützer sehen durch eine Regulierung der Oder dagegen Gefahren für das Ökosystem des Flusses. Nach dem massenhaften Fischsterben hatte es vom Bundesumweltministerium in Berlin geheißen, die Oder müsse sich von der Umweltkatastrophe erholen. Ausbaumaßnahmen stünden einer erfolgreichen Regeneration entgegen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 30.10.2022, 19:30 Uhr

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